"Wo ist eigentlich Matt Damon?", könnte sich der ein oder andere Zuschauer fragen, während er in den ersten zehn Minuten vor National Geographics neuer Doku-Serie "Mars" sitzt und irrtümlicherweise glaubt, dass er gerade den Kinofilm "Der Marsianer" schaut. Doch ab und zu wird man mit Auftritten von Experten wie dem Tesla-Chef Elon Musk, dem Astronauten Scott Kelly, dem Astrophysiker Neil deGrasse Tyson und dem Autoren Andy Weir daran erinnert, dass man gerade doch keinen Blockbuster, sondern bloß eine TV-Dokumentation sieht. 

Der Mars und seine Struktur spielen momentan eine der wohl größten Rollen in der modernen Raumwissenschaft. Viele Forscher sind sich sicher, dass wir mit unserem Verhalten dafür sorgen, dass unsere Erde auf lange Sicht nicht mehr das zu bieten haben wird, was sie bei unser schnell steigenden Bevölkerung zu bieten haben muss. Der Mars biete sich zur Kolonisierung an, weil es dort Sonnenlicht und eine Atmosphäre gebe, heißt es. Hinzu kommt, dass die Länge eines Tages dort vergleichbar mit dem auf der Erde sei und es möglich sein soll, Pflanzen zu züchten.

Bis die Menschheit mit Bildern zur ersten Raumfahrt gen Mars rechnen kann, dürfte jedoch noch etwas Zeit ins Land streichen. Das privat finanzierte Projekt "Mars One" möchte 2023 abfliegen, die NASA hat 2048 als realistisches Datum ausgerechnet. Wie das Ganze wirklich ablaufen könnte, wird derzeit also erst noch intensiv erforscht. Dank spannender Inszenierung erläutert "Mars" aber schon jetzt eine solche Marsbesiedlung. Meinungen von heute werden mit visionären Science-Fiction-Ausblicken ins Jahr 2033 zusammengesetzt. In regelmäßigen Abständen reist man als Zuschauer mit der sechsteiligen Doku-Serie von der Gegenwart in die Zukunft und zurück, um erahnen zu können, was die Experten mit ihren Worten auszudrücken versuchen. Das Ergebnis kann sich dank kinoreifer Bildern sehen lassen und bietet eine Cinematographie, die es in dieser Art und Weise wohl in noch keiner Dokumentation zu sehen gab. 

Bei solch einer Vermischung von Doku und fiktiver Serie besteht jedoch die Gefahr, das Gleichgewicht aus den Augen zu verlieren. Den Informationsgehalt nicht in den Hintergrund rücken zu lassen und gleichzeitig ambitionierte, ja spektakuläre Bilder abzuliefern, ist die große Herausforderung, der sich die Macher des Doku-Dramas, das an diesem Sonntag in 171 Ländern seine globale Premiere feiert, entgegenzustellen versuchen. "Mars" schafft es lange, diese Waage zu halten. Leider sind die Aussagen mancher Experten häufig sehr optimistisch und an manchen Stellen etwas zu unausgewogen - wenn Elon Musk davon spricht, mit seinem Projekt SpaceX 2025 selbst zum Mars aufbrechen zu wollen, dann fehlt es eben auch an kritischen Gegenstimmen. Diese Stimmen hätten aber wohl nicht in einen Spielfilm gepasst, der einem klar definitierten Storystrang folgt.

Um die Zukunft, also das Jahr 2033, darzustellen, verpflichtete der National Geographic Channel ein hochdekoriertes Produzenten-Team: neben den mehrfachen Oscar- und Emmy-Gewinnern Brian Grazer, Ron Howard und Michael Rosenberg von Imagine Entertainment, sind auch die Emmy-Gewinner Justin Wilkes und Dave O'Connor von RadicalMedia als Produzenten mit von der Partie. Ihre inszenierte Geschichte und Umsetzung der Eventualitäten solch einer Reise sind ohne Frage hochspannend mitanzusehen, doch fehlt es den Schauspielern etwas an Überzeugungskraft, um den Zuschauer vollends zu packen. Der abschließende Gedanke bleibt also: "Wo ist eigentlich Matt Damon?"

"Mars" läuft sonntags um 21:00 Uhr beim National Geographic Channel.