"The pleasure lies not in discovering the truth, but in searching for it", ließ es Leo Tolstoi einst in seinem weltberühmten Roman "Anna Karenina" verlauten. Eben jenes Buch, das auch Dory (Alia Shwakat, "Arrested Development") in "Search Party" in ihren Händen hält, während sie bereits mitten in den Recherchen dafür steckt, die plötzlich verschwundene Chantal (Clare McNulty), eine alte Studienbekanntschaft, zu finden. Sie scheint sich nämlich wie in Luft aufgelöst zu haben und bietet Dory damit eine optimale Möglichkeit, ihr tristes Leben gegen eine aufregende Schnitzeljagd einzutauschen.

An ihrer Seite befinden sich vier weitere Mittzwanziger, die ihr Leben mehr schlecht als recht leben und nicht wirklich wissen, wo es eigentlich hingehen soll. Wo es eigentlich hingehen soll, ist im Grunde auch die Frage, die man sich bei "Search Party" nach einigen wenigen Minuten bis kurz vor Ende fragt. Nicht, dass das Ziel "Chantal finden", schwer zu verstehen ist; vielmehr vermag der gesamte übrige Plot nicht so recht einzuleuchten. Man weiß gar nicht, was schlimmer ist: Der komplett gescheiterte Versuch, ein Single-Kamera-Setup mit schwarzem Humor zu paaren - und den Humor dabei gänzlich zu vergessen - oder die durchgehend leeren Dialoge, die dermaßen zusammenhangslos wirken, dass die 22-minütigen Folgen gut und gerne als Best-Offs irrelevanter Sequenzen durchgehen könnten.

Dem Zuschauer bleibt kaum Luft zur Interpretation und der Suche nach Symbolen, die der Handlung und damit letztlich der gesamten Serie einen Sinn geben würden. Stattdessen ist er durch das Schauspiel, wenn man es denn so nennen mag, gar nicht in der Lage, richtig in die Story zu kommen. Und so entsteht mit der Eindruck, dass hier gar keine professionellen Schauspieler vor der Kamera stehen, sondern eine Gruppe unsicher wirkender Menschen, die zusammen bei Starbucks abhängen und dabei demonstrieren, dass ihnen soziale Auseinandersetzungen auf einem alltäglichen Level vollends unbekannt sind. Hier sind wahrlich nicht nur die Autoren schuld daran, dass die Protagonisten absolut unsympathisch wirken, sondern vor allem die Protagonisten selbst, die sich mit "Search Party" offiziell für einen Til-Schweiger-Fanclub beworben haben. 

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Das Seherlebnis der ersten Staffel dieser Hipster-Serie, und man kann sie wirklich nicht anders betiteln, so gezwungen cool und einzigartig, wie sie erscheinen möchte, fühlt sich an wie eine Katastrophe, die man beim erstmaligen Betrachten kaum glauben kann. Doch das ständige Reiben der Augen bringt nichts - denn tatsächlich ist das, was das Dreiergespann Sarah-Violet Bliss, Charles Rogers (beide "Fort Tilden") und Michael Showalter ("Stella") hier konzipiert hat, bittere Serien-Realität. All jene, die Spaß haben an mit Fremdscham gefüllten Sexszenen, sollten allerdings unbedingt mal in "Search Party" reinschauen. 

Das Traurigste an dieser Serie ist jedoch, wie die heutige Jugend dargestellt wird. Sollten sich nämlich genug Millenials dazu berufen fühlen, den Figuren um Dory und Co. nachzueifern, dann hat die Gesellschaft weit mehr zu befürchten, als einen Donald Trump als Präsidenten der Vereinigten Staaten. Es scheint, als hätte der US-Sender TBS eine wunderbare Satire in diesem Projekt gesehen und den Piloten deswegen zu einer ganzen Staffel verlängert. Am Ende wurde aber dann doch bloß eine Menge Nonsens in die Welt gespült, die nicht unterhält und schon gar nicht zum Nachdenken anregt. Nein, "Search Party" macht vor allem aggressiv. Auf diese Weise wird dann auch das das Mysterium um das verschwundene Mädchen sehr schnell sehr uninteressant.

TNT Comedy zeigt "Search Party" am Samstag und Sonntag jeweils ab 21:50 Uhr als deutsche TV-Premiere.