Würden wir in der Türkei leben, wäre ein Text wie dieser undenkbar. Erst vor wenigen Stunden wurde bekannt, dass die türkische Regierung Kuppelshows aus TV und Radio verbannt hat (DWDL.de berichtete). Entsprechende Sendungen sind fortan verboten, weil sie angeblich die Institution der Familie gefährden. Man kann sich nur glücklich schätzen, in solchen Zeiten in einem Land wie Deutschland zu leben. In einem Land, wo nicht die Regierung über die Existenz von TV-Shows bestimmt. Richtig ist aber auch, dass der deutsche Markt zuletzt von Kuppelshows überschwemmt wurde. Einige davon waren neuartig und gut umgesetzt, andere boten lediglich Altbekanntes. Und nun gibt es "Meet the Parents".


Die neue Show aus dem Hause ITV Studios hat am Sonntagvorabend Premiere bei RTL gefeiert, fünf weitere Folgen wird der Sender in den kommenden Wochen zeigen. Und während das Konzept auf dem Papier durchaus interessant und neuartig klingt, ist die Umsetzung deutlich unspektakulärer, beinahe belanglos, ausgefallen. Da sitzen also wahlweise drei männliche oder drei weibliche Singles in einem Nebenraum und müssen dabei zusehen, wie ihr mögliches Date ihre Eltern mit Fragen löchert.

Leider sind diese Fragen meist nur sehr wenig pointiert. "Was hat euer Kind für Ticks?", "Ich will FKK-Urlaub machen, wie würde euer Kind reagieren?" oder "Wieso sollte ich mich für euren Sohn entscheiden?" sind Fragen, um die es in der Sendung geht. Die Eltern sitzen im Studio wie Hühner auf einer Stange, ein wenig erinnert die Szenerie an eine Schulklasse. Mit Daniel Hartwich als Oberlehrer - "Daniel! Die Single-Klasse und ich" würde Sat.1 die Sendung wohl taufen. In der Premierensendung kommen die Eltern nur ganz selten in die Situation, peinliche Geschichten ihrer Kleinen zu erzählen.

Sollte es einmal zu peinlich werden, können die Singles im Nebenzimmer einmalig eingreifen und ihre Eltern stoppen. Auch das klingt in der Theorie nett, wird aber ad absurdum geführt, wenn das Telefon im Studio erst dann klingelt, wenn die Eltern die Geschichte schon erzählt haben. Oder dann, wenn die Eltern die vermeintliche Peinlichkeit später doch erzählen (dürfen). Aber wie gesagt: Wirklich peinlich ist es eigentlich nie für die Singles.

Daniel Hartwich moderiert die Sendung mit der nötigen Portion Ironie und ist bei der weiblichen Kandidatin sichtlich irritiert, als die plötzlich in Richtung Eltern fragt, was das Schlimmste war, was ihr Kind jemals "aufgefressen" habe. Erst nach mehrmaligem Nachfragen wird klar: Sie meinte "ausgefressen". Hier kommt Hartwich seine spontane Art sehr zugute - leider war das dann auch schon das Highlight der Auftakt-Folge.

Am Ende entscheiden sich die Frau bzw. der Mann im Studio für eines der Kinder - nur auf Basis der Beschreibung der Eltern. Leider wird hier nicht gut genug erklärt, weshalb die Singles ihre Entscheidung so getroffen haben, wie sie sie getroffen haben. Ähnlich wie bei "Take Me Out" geht es dann auf ein Date - das Ergebnis gibt es dann in den nächsten Ausgaben zu begutachten. Letztlich kann "Meet the Parents" aber nicht mit der flotten Show von Ralf Schmitz mithalten. Zu belanglos sind die Kandidaten, die Fragen, alles. "Meet the Parents" ist ein ganz klarer Fall von: Idee gut, Umsetzung mangelhaft.