"Der Nachmittag macht endlich wieder Sinn." Das sind die ersten Worte von Jochen Schropp, als er das "Schätzen Sie mal"-Studio betritt. Endlich eine Sendung, bei der jeder mitmachen könne und durch die man am Abend seine Freunde mit dem erlernten Wissen beeindrucken könne. Da sitzt die Latte gleich zum Anfang hoch, vielleicht hat Schropp das auch ein bisschen ironisch gemeint. Letztendlich sind die Schätzfragen, wie die gesamte Sendung an sich, zwar nett und kurzweilig, aber nicht so etwas besonderes, als dass man irgendetwas davon über die Sendezeit hinaus im Gedächtnis behalten würde.

Dabei gibt sich die neue Quizshow alle Mühe, um jung und unverbraucht daherzukommen. Kräftige Farben zieren das Studio, in dem Mix aus grellen Gelb-, Grün-, Blau- und Rottönen könnte man aber auch auf den Gedanken kommen, dass man bei der Produktionsfirma Herr P. etwas zu verspielt war. Die flotte Musik unterstreicht die angestrebte Schnelligkeit und kaum ist Schropp hinter seinem Pult, geht es auch schon mit der ersten Frage los. Es tut gut, sich nicht lange mit Regeln oder sonstigen Modalitäten aufzuhalten. Letztendlich ist das Konzept nämlich denkbar einfach: Wer von den drei Kandidaten im Studio mit seinen Antworten am nächsten an den Schätzfragen liegt, erhält Punkte.

Und so vergehen die Schnellschätzrunde sowie die Hauptrunde dann auch tatsächlich relativ schnell, weil man als Zuschauer gut mitraten kann. Weil es heutzutage aber selbst in Quizshows menscheln muss, unterbricht Schropp die jeweiligen Runden stets, um mit den Kandidaten zu plaudern. Dann geht es darum, wieso Kandidat A gerne reist und wieso Kandidatin B immer von Tieren gebissen wird. Das klingt genau so langatmig wie es ist und raubt der Show leider einiges an Tempo.

Optisch unterscheidet sich "Schätzen Sie mal", das übrigens eine Adaption des gleichnamigen DDR-Formats aus den 70er Jahren ist, deutlich von seinem Vorgänger, dem "Quiz der Jahrzehnte". Was sich Jochen Schropp und das Team von "Schätzen Sie mal" leider bei Michael Antwerpes abgeschaut haben, sind die schlechten Wortwitze. So wird Schropp direkt zu Beginn als derjenige angekündigt, "den alle schätzen". Als Schropp eine Frage zur Chinesischen Mauer auflöst, kündigt er an, nicht mauern zu wollen. Das ist so flach, da können nicht einmal die Quoten niedriger sein.

Ansonsten macht Jochen Schropp einen guten Job, nimmt kurzerhand auch einen kräftigen Schluck eines Bieres mit einem Alkoholgehalt von fast 70 Prozent - nur um danach seinen Ekel mit Wasser herunterzuspülen. Abgesehen vom etwas zu grellen Studiodesign bleibt darüber hinaus aber nicht viel hängen, zu egal und harmlos sind die Fragen. Es bleibt fraglich, ob Das Erste seinen Nachmittag mit Quizshows sanieren kann. Mit Formaten dieser Art wird man sich in jedem Fall schwer tun.