Wenn eine Serie damit wirbt, dass sie im Krimi-Genre ansässig ist und sich gleichzeitig mit dem Kunstgeschäft auseinandersetzt, kann das für viele bereits abschreckend genug wirken. Doch ZDFneo wäre nicht ZDFneo, wenn die aus Frankreich eingekaufte Serie wirklich so trocken wäre, wie es auf den ersten Blick scheint. Tatsächlich macht "Art of Crime" (im Original: "L'Art du crime") schnell klar, dass hier nicht nur versnobt mit intellektueller Sprache beeindruckt werden soll. Dafür sorgt allen voran der Pariser Kommissar Antoine (Nicolas Grob), der dank seines hitzigen Gemüts aus der Kripo geflogen ist, und sich nun in der Kunstszene wiederfindet. Wie der ein oder andere skeptische Zuschauer, hält auch er genauso wenig von kindlich entworfenen Bildern, die für hunderttausende von Euros den Besitzer wechseln.

Dies gehört nun aber zu seinem Job. Seine zweite Chance besteht darin, ab sofort die Abteilung zur Bekämpfung des Schmuggels von Kunstgütern zu begleiten. Zu allem Überdruss wird ihm dann auch noch jemand an die Seite gestellt, die die Situation für ihn nicht angenehmer macht: die Kunsthistorikerin Florence Chassagne (Eléonore Gosset). Ihr sanftes Gemüt steht im krassen Gegensatz zu Antoines Charakter. In Kunstwerken, ob Gemälden oder antiken Manuskripten, findet Florence dank ihres geschulten Auges jedes noch so kleine Detail, und Fälschungen kommt sie mit ihrem Fachwissen immer auf die Spur. Elegant, aber öfters auch rätselhaft beschreibt sie ihre Einschätzungen. "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich verstehe kein Wort, von dem, was sie sagt", fasst Antoine es passenderweise für diejenigen zusammen, die das Schaffen von Künstlern wie Leonardo Da Vinci nicht auswendig können.

Eben dieser und einige andere prägende Gesichter dieser Branche erscheinen Florence. Sie leidet unter Agrophobie, also Platzangst und Wahnvorstellungen, die dafür sorgen, dass sie Menschen sieht, die schon lange tot sind. Das ist jedoch nicht nur schlecht, sondern wird von ihr schließlich auch dafür genutzt, Fälle aufzuklären. Im ersten Fall, der auf den Namen "Der Da Vinci Code" hört, geht es um ein Werk des italienischen Künstlers, das ihm auf den ersten Blick gar nicht zugeschrieben werden kann. Im zweiten Fall spielt der französische Maler Antoine Watteua eine große Rolle und im Dritten Théodore Géricualt, der einst "Das Floß von Medusa" geschaffen hat. Immer stehen auch Morde auf dem Tagesplan der Ermittler.

Schnöde von einem Fall zum anderen zu hechten, ist jedoch keine Tugend, die sich "Art of Crime" auf die Fahnen geschrieben hat. Die Fälle sind tatsächlich vielmehr Kulisse dafür, um die Protagonisten zu inszenieren. Florence sieht ihre Gabe nämlich nicht als Gabe, sondern vor allem als Krankheit. Wie ihre Psychologin feststellt, ist der neu in ihr Leben getretene Antoine ihr Gegenpol, der ihr durch seine bloße Anwesenheit gut tut. Das in den Vordergrundrücken der Hauptfiguren lässt die Kriminalarbeiten interessanter darstellen, da kein bekanntes 0815-Schema aufkommen möchte. Doch so sehr Florence ihr Dasein auch ab und an quälen mag – für den Zuschauer hat es etwas durchaus reizvolles, sie mit Leonardo Da Vinci sprechen zu sehen.

Mit dieser Gradwanderung macht sich "Art of Crime" absolut sehenswert. "Ich dachte nicht, dass man wegen Kunst so durchdrehen kann", sagt Antoine zu Beginn der Serie und holt den Zuschauer damit perfekt ab. Denn auch wenn aufgrund der langatmig klingenden Storybeschreibung Skepsis aufkommen mag, ist "Art of Crime" wahrlich ein Kunststück, dem selbst die größten Banausen etwas abgewinnen können. 

Die erste, sechsteilige Staffel von "Art of Crime" ist ab heute jeden Freitag um 21:45 Uhr in Doppelfolgen bei ZDFneo zu sehen. Eine zweite Staffel wurde von den französischen Machern bereits angekündigt.