Wenn Thomas Gottschalk und Günther Jauch vor zehn oder 15 Jahren zusammen im Fernsehen aufgetreten sind, dann war das in aller Regel nicht nur ein großes Spektakel, sondern auch ein Garant für hohe Quoten, dem die Konkurrenz vermutlich freiwillig aus dem Weg gegangen wäre. Dass die Situation im August 2018 eine andere ist, offenbart ein schnelles Zappen durch die Programme: Mit "Gefragt – gejagt", "Schlag den Henssler" und "Promi Big Brother" versuchten es am Samstagabend gleich drei Shows, mit den TV-Dinos und ihrer neuen RTL-Sendung aufzunehmen.

Das ist ein bisschen schade, schließlich verstehen es Gottschalk und Jauch auch noch mit über 60 Lenzen, ihr Publikum besser zu unterhalten als so mancher Jungspund – erst recht, wenn ihnen die deutlich jüngere, aber mindestens genauso wunderbare Barbara Schöneberger zur Seite gestellt wird. Weil jedoch selbst dieses hochkarätige Trio kein Selbstläufer ist, wie RTL zuletzt mit "Die 2" realisieren musste, brauchte es eine neue Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show, die nun also in Form des Nachfolge-Formats "Denn sie wissen nicht, was passiert" Premiere feierte.

Ansich eine gute Idee: Drei Publikumslieblinge werden von der Leine gelassen und wissen weder wer den Abend moderiert, noch wer als Team gegen zwei prominente Herausforderer antreten muss. Tatsächlich konnte sich RTL komplett auf seine Stars verlassen. Selbst auf Günther Jauch, obwohl der keinen Hehl daraus machte, mit seiner Rolle als Moderator des Abends zu hadern. "Mir ist das ein Graus, völlig unvorbereitet zu sein", jammerte er gleich zu Beginn, nachdem ihm seine Aufgabe – ganz harrypotteresk – von einem sprechenden Hut mitgeteilt worden war.

Fast vier Stunden hatte Jauch daraufhin mehr oder weniger im Freiflug zu moderieren, was vor allem deshalb klappte, weil ihm Schiedsrichter Thorsten Schorn regelmäßig Moderationskarten über einen Aufzug auf die Bühne schickt und auch sonst nicht davor scheut einzugreifen, wenn dies denn erforderlich ist. Und es war erstaunlich häufig erforderlich. "Alles muss man hier selber machen", sagte Jauch und während er von "betreutem Moderieren" sprach, hätte Thomas Gottschalk zwischenzeitlich am liebsten selbst das Ruder übernommen. "Wenn ich moderiert habe und ich hatte keine Ahnung, dann hat das keiner gemerkt. Bei dir merkt das jeder", ätzte er in Richtung seines Kollegen.

All das Zetern half nicht: Gottschalk bildete zusammen mit Schöneberger ein Team und trat in zehn Runden gegen die "Tatort"-Stars Jan Josef Liefers und Axel Prahl an. Mal galt es, zerschredderte Gegenstände zu erraten, ein anderes Mal mussten einem überdimensionalen Hund die Knochen geklaut werden. Doch ganz gleich, ob nun Nüsse geknackt oder Lieder erkannt werden wollten: Recht schnell wird an diesem Abend klar, dass die neue Show ihren Unterhaltungswert nicht aus den Spielen zieht, weil es für die Protagonisten schlicht um zu wenig geht – auch wenn sie sich stellvertretend für sein Kandidaten aus dem Publikum duellieren. 

Denn sie wissen nicht, was passiert© MG RTL D / Frank Hempel

"Denn sie wissen nicht, was passiert" ist immer dann stark, wenn Gottschalk & Co. die strengen Spielshow-Regeln über Bord werfen und einfach reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. In den guten Momenten täuschen sie auf diese Weise darüber hinweg, dass der Samstagabend-Neustart in Wahrheit eine recht unspektakuläre Veranstaltung ist, der es trotz der geplanten Unvorhersehbarkeit zu oft an frischen Ideen mangelt. In schlechten Momenten weisen die Protagonisten gleich selbst mit Nachdruck auf die Schwachstellen hin: "Wir sollten etwas Tempo in die Sache bringen", sagt Günther Jauch schon im ersten Spiel, als er realisiert, dass die Runde länger dauert als befürchtet.

Und als das Finale auch nach einer geschlagenen halben Stunde noch immer nicht entschieden ist, weil ein blöder Ballon selbst nach unzähligen Runden nicht platzen will, fragt Axel Prahl schließlich genervt: "In wie vielen Folgen wollt ihr das senden?" Ganz offensichtlich hatte die Redaktion die Belastbarkeit des zu zerstörenden Spielgeräts massiv unterschätzt, sodass das Spiel vorzeitig abgebrochen werden muss und sich beide Kandidaten schließlich den Gewinn von 50.000 Euro teilen. Ein Déjà-vu für Jauchs Produktionsfirma: Schon in einer früheren "Die 2"-Ausgabe machte ein Ballon-Spiel Probleme – damals jedoch, weil man nicht genügend Fragen für die Kandidaten vorbereitet hatte. 

Streng genommen war es aber ohnehin egal, wer denn nun das Geld mit nach Hause nehmen darf, immerhin funktioniert die neue RTL-Show als etwas schrulliger Kindergeburtstag für Erwachsene ohnehin am besten. Da braucht es den künstlich heraufbeschworenen Wettbewerbscharakter nur bedingt. Fraglich auch, ob die Sendung wirklich geeignet ist für eine wöchentliche Ausstrahlung, wie RTL sie bis in den September hinein plant. Weniger ist mehr, das gilt auch für alte Show-Hasen. Das Fernsehen im August 2018 ist eben doch ein anderes als jenes vor zehn oder 15 Jahren.