Das ZDF hat in Sachen Humor in den letzten zehn Jahren vieles richtig gemacht. Von der überaus massentauglichen "heute-show" bis zur anspruchsvolleren "Anstalt" zeigt man der Konkurrenz nicht nur im Show-Bereich die Rücklichter, auch in Sachen Sitcoms hat man von "Merz gegen Merz" bis "Eichwald, MdB" die größten Lacher auf seiner Seite. Trotzdem hat man auf auf dem Lerchenberg noch eine offene Flanke im Angebot ausgemacht. Eine Comedy-Show, die abseits von Tages- oder Wochenaktualität auch mal leichtere Themen angehen kann. Geschlossen werden soll diese Lücke nun durch "Geht doch!". In dem von Moderator Sebastian Pufpaff als "Problemlösungsmagazin" angekündigten Format will man sich mit kreativen und witzigen Ideen den kleinen und großen Problemen der Menschheit widmen.

Schon nach wenigen Minuten wird allerdings schmerzhaft klar, dass die Idee, die auf dem Papier durchaus das Potential für eine kurzweilige Panelshow erkennen ließ, in der Realität zu einer reichlich zähen Angelegenheit wurde. Die Show beginnt damit, dass Menschen in Einspielern ein Problem schildern und nach einer Lösung fragen. Die sind zu Beginn von überschaubarem Kaliber, aber nicht ohne Humorpotential. Was tun, wenn man hinter einem Menschen der Kategorie "zu langsam, um dahinter bleiben, zu schnell, um zu überholen" hergeht, wäre so eine.

Daraus könnte sich im Idealfall nun ein witziges Geplänkel zwischen Sebastian Pufpaff und den vier Comedians, die er zu Gast hat - zum Auftakt waren das Olaf Schubert, Philip Simon, Torsten Sträter und Tahnee Schaffarczyk - entwickeln. Tut es aber nicht. Auf obige Frage gab es nur einen einzigen Vorschlag von Philip Simon (komische Geräusche machen). Und auf den Klassiker "Wie beende ich ein Telefonat, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen" fällt der versammelten Komiker-Truppe nicht mehr ein als die Klassiker "Funkloch" und "Besuch vortäuschen" - etwas noch Naheliegenderes zu finden, wäre dann wohl auch schwer. Entweder braucht es an dieser Stelle also mehr Vorbereitung - oder noch besser mehr Spontaneität der Anwesenden.

Wer da als Zuschauer noch nicht abgeschaltet hat, dürfte sich beim Blick auf die Uhr jedenfalls besorgt fragen, ob das nun 40 zähe Minuten so weiter gehen soll - dann stellt sich aber schnell heraus, dass die Sendung gar nicht als klassische Panelshow konzipiert ist. Im weiteren Verlauf entfernt man sich dann nämlich von den seichten Fragen und geht die ganz großen Probleme an: Von Umweltverschmutzung über Alkoholmissbrauch bis zur Schulreform. Die werden in erster Linie nicht im Panel verhandelt, sondern von jeweils einem der Gäste in einem längeren Standup-Auftritt. Klar: Wer Torsten Sträter gerne zuhört, der kann auch in dieser Sendung über seinen Auftritt lachen. Und wer Olaf Schuberts Art mag, der kommt auch hier auf seine Kosten. Und tatsächlich haben manche der in den Standups gemachten Vorschläge ja durchaus in ihrer Absurdität witzig. Das meiste davon hat man gefühlt aber schonmal irgendwo an anderer Stelle gehört - im Zweifel von den gleichen Protagonisten.

Vor allem aber ist das Format damit letztlich nicht mehr als ein weiteres Gefäß für Standup-Auftritte von Comedians, von denen es im deutschen Fernsehen schon so einige gibt. Drumherum haben das ZDF und die Produktionsfirma Seapoint nur noch ein seltsam aufgeblasen wirkendes Brimborium gebaut. So wird am Ende jedes Themenblocks jedes Problem als "gelöst" abgehakt und mit Stempel versehen, selbst wenn von einer Lösung weit und breit noch nichts zu sehen ist. Tiefpunkt: Der Abschnitt zur Plastikvermeidung, der mit der Zuschauer-Aussage "Außer Strohhalme verbieten passiert da nicht so richtig viel" eingeleitet wird, endet viele Minuten später mit Sebastian Pufpaffs Zusammenfassung "Wenn Sie zu Hause etwas machen wollen: Einfach Strohhalm weglassen" - na dann.

Abschließend wird die Zusammenfassung des Problems mit Lösungsstempel aber ohne Angabe der Lösung dann noch per Rohrpost an irgendeinen Empfänger verschickt - im Falle des Plastiks an Greta Thunberg, was in so vielerlei Hinsicht keinen Sinn ergibt, dass man lieber nicht länger darüber nachdenkt. Beim ZDF könnte man aber dafür noch einmal darüber nachdenken, ob es wirklich eine weitere Standup-Revue mit verkopftem Überbau ist, die dem deutschen Fernsehen noch gefehlt hat. Den Innovationspreis für kreative Formatideen gibt's dafür jedenfalls in der jetzigen Form eher nicht.