Wer die Liebe seines Lebens gefunden hat, kann glücklich sein bis ans Ende seiner Tage – oder ins "Sommerhaus der Stars" ziehen. Und zufrieden darf sich schätzen, wer durch eine glückliche Fügung rechtzeitig vor Beginn der Staffel sein Schätzelein gefunden hat. So wie Michael Wendler, der es seit ein paar Wochen in die Schlagzeilen der Boulevardpresse schafft, weil er sich so unsterblich in eine 18-Jährige verliebt hat. Zusammen mit sieben weiteren Pärchen gehören die beiden dem Kreis der Auserwählten an, die RTL in einem etwas heruntergekommen Quartier in Portugal nächtigen lässt.

Damit der interessierten Öffentlichkeit bloß kein schlüpfriges Detail entgeht, hat der Sender weder Kosten noch Mühen gescheut und ein paar Kameras installiert, die das wilde Treiben filmen. Und mit Treiben kennt sich der Wendler aus, wie der Schlagerbarde bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu verstehen gibt. "Ich kann ihr nicht widerstehen", sagt er und kündigt vollmundig an, es als erstes Paar im "Sommerhaus" zum Äußersten kommen lassen zu wollen. Nun, in der ersten Folge ist davon glücklicherweise noch nichts zu sehen. Stattdessen kullern bei seiner Laura plötzlich die Tränen, weil der Wendler lieber quatschen als kuscheln will.

Und dann muss sich seine Herzensdame auch noch mitten in der Nacht übergeben, was erst Spekulationen über eine möglicher Schwangerschaft nach sich zieht und dann auch noch Frauenversteher Willi Herren auf den Plan ruft, der zusammen mit einer früheren Nackttänzerin im portugiesischen Promi-Paradies weilt. Ja, auch der Stimmungssänger vom Ballermann hat es nach Haartransplantation und Klinik-Aufenthalt ins "Sommerhaus" geschafft – und das ist wahrlich nicht zu überhören. Vielleicht hätte RTL seine Zuschauer mit Oropax ausstatten oder zumindest warnen müssen, dass es in den nächsten Wochen laut werden kann. Sehr laut sogar.

Das Sommerhaus der Stars 2019© TVNOW

Doch dazu später mehr, es gibt schließlich noch andere Teilnehmer, die sich auf den Wettbewerb um den sagenumwobenen Titel "Promipaar des Jahres" und das damit einhergehende Schmerzensgeld in Höhe von 50.000 Euro eingelassen haben. Ein ehemaliges Siegerpärchen von "Love Island" ist ebenso dabei wie ein Pärchen, das sich bei "Bachelor in Paradise" kennenlernte. Kostengünstige Zweit- oder Drittverwertung sozusagen. Dazu Benjamin Boyce ("Einmal Boyband, immer Boyband"), der inzwischen mit der Ex von Nino de Angelo verbandelt ist und die Teilnahme an der Show dem glücklichen Umstand zu verdanken hat, dass laut RTL-Beschreibung ein Windstoß auf der Kölner Hohenzollernbrücke die Brüste seiner späteren Partnerin freilegte, worauf er – ganz Gentleman – die Enthüllte freundlicherweise aufmerksam machte.

Daneben hat es auch der ehemalige "DSDS"-Zweite Menowin Fröhlich, der in den vergangenen zehn Jahren nicht mit Musik, dafür mit allerlei Eskapaden Schlagzeilen machte, nebst Partnerin in die Show geschafft. Ganz zu schweigen von Schauspielerin Jessika Cardinahl, die nicht mal Willi Herren erkannte – wie er halb Portugal gewohnt lautstark wissen ließ: "Wer is datt denn??". Nach der ersten Folge bleibt allerdings viel mehr Cardinahls Partner in Erinnerung, weil er erst lüstern-grabschend anzügliche Sprüche reißt und später auch noch ein Stück seines Gemächts freilegte. Glücklicherweise warnte er das Publikum bereits vor: Sein Penis sehe klein aus, "weil ich große Hoden hab". Gut zu wissen.

Eher unauffällig wirken da die ehemaligen Mallorca-Auswanderer namens Roland und Steffi ("Es gibt nur eins: Entweder verlieren oder gewinnen"), denen Vox nach ihrer Deutschland-Rückkehr mit Auftritten in Formaten wie "Beat the Box" und "Hot oder Schrott" ein Auskommen bescherte. Tatsächlich sollte sich Steffis erster Eindruck, in ein Albtraumhaus gezogen zu sein, schnell bewahrheiten. Als die beiden ausgerechnet Willi Herren für die Spielsperre nominieren, weil dieser ihnen zu laut sei, platzt es aus dem einstigen "Lindenstraßen"-Star förmlich heraus. "Du hast ein ganz aggressives Potenzial in dir", fährt er den verdutzten Roland an und erklärt ihm, "ganz böse, gaaanz böse" zu sein. Man merkt, der Mann war mal Schauspieler. 

Am Ende der Folge verabschiedet RTL die Zuschauer mit dem unguten Gefühl ins Bett, dass nahezu alle Bewohner endgültig verrückt geworden sind. Es ist der Höhe- und Tiefpunkt zugleich – je nachdem wie man zu Trash-Formaten wie dem "Sommerhaus" eben steht. Tatsächlich hat sich die von Seapoint produzierte Realityshow in den vergangenen Jahren zu einer Art Guilty Pleasure für die wärmsten Wochen herauskristallisiert – auch, weil man das Format nach der soliden ersten Staffel noch einmal deutlich überarbeitete. Die herrlich schräge dritte Staffel belohnten die Zuschauer dann auch mit deutlich gestiegenen Quoten.

Und auch diesmal scheinen Sender und Produzenten gute Zutaten für eine launige Staffel gefunden zu haben, die zum Glück erneut mit bösen Kommentaren aus dem Off versehen werden. So wie im Falle des Wendlers, der in die Kamera sülzt, dass ihn seine Laura vervollständige. "Dann hat ja nicht viel gefehlt", so die trockene Einordnung des Sprechers. Ein großer Spaß. Nur nicht für die vermeintlichen Stars: Von bislang 23 Paaren haben sich nach den vergangenen drei Staffeln immerhin zehn getrennt. Für manchen mag das aber sogar ein echter Glücksfall sein, schließlich winkt im Falle einer neuen Liebe eine erneute Teilnahme. Hach, Fernsehen kann so romantisch sein.

RTL zeigt "Das Sommerhaus der Stars" dienstags um 20:15 Uhr. Die neuen Folgen stehen immer schon samstags bei TVNOW zum Abruf bereit.