Der deutsche Promi-Markt ist offenbar ziemlich abgegrast. Zu dieser Erkenntnis muss gelangen, wer am Freitagabend über geschlagene vier Stunden hinweg die Auftakt-Show zur neuen Staffel von "Promi Big Brother" durchgehalten hat. Dass der prominenteste Bewohner ausgerechnet Zlatko ist, also ein Teilnehmer aus der allerersten Normalo-Staffel, passt da gut ins Bild. Und weil Sat.1 um den Ruhm des ergrauten Reality-Stars weiß, zögerte der Sender seinen großen Auftritt so lange wie möglich hinaus – bis er weit nach 22 Uhr zu den standesgemäßen Klängen von "Großer Bruder, du bist immer da" endlich einmarschiert.

"Dieses Mal war das Angebot zu verlockend", gibt Zlatko im Gespräch mit den Moderatoren Marlene Lufen und Jochen Schropp zu und entschwindet kurz darauf endgültig ins Haus. Oder was davon übrig geblieben ist. Der vermeintliche Container hat sich seit Zlatkos erster Teilnahme vor fast 20 Jahren nämlich deutlich verändert: Nächtigen müssen die Promis diesmal in Zelten - wobei der Publikumsliebling von einst davon zunächst verschont wird, weil er offenkundig auch heute noch ein Publikumsliebling ist und von den Fans sogleich in den ungleich luxuriöseren Camping-Bereich gewählt wird.

Wenig später folgen ihm der erstaunlich anspruchslose RTL-Privatdetektiv Jürgen Trovato ("Hauptsache 'ne Schüssel, wo man Käckerchen machen kann") und Joey Heindle, seines Zeichens Ex-Dschungelkönig, der auf dem Ossendorfer Zeltplatz ähnlich verpeilt wirkt wie einst im australischen Urwald. Ansonsten reicht die Prominenz von der "Neuen vom Wollersheim" bis hin zur "Finalistin, die mal Sex mit dem Bachelor hatte", so die offizielle Profilbeschreibung, die Sat.1 zu Beginn des Abends über den Äther schickt.

Dazwischen ist noch Platz für einen "Love Island"-Kandidaten und die Elfplatzierte von "Germany's next Topmodel", die nur deshalb noch in Erinnerung blieb, weil sie ihrem Liebsten im Finale der Klumschen Castingshow vor einem Millionenpublikum das Ja-Wort gab. Natürlich dürfen auch das ehemalige Soap-Sternchen, ein Stimmungssänger vom Ballermann ("Wie heißt die Mutter von Niki Lauda?") und eine skurrile Hellseherin nicht fehlen. Der ganz normale "Promi Big Brother"-Wahnsinn eben.

Von Busenblitzern und Killer-Spiralen

Dass ein großer Teil der Bewohner schon einige Tage vor der offiziellen Eröffnungsshow in die Zelte gezogen ist, erwies sich erneut als Vorteil, weil auf diese Weise zumindest etwas Tempo in die ansonsten ein gutes Stündchen zu lang geratene Sendung kam. Von ersten Busenblitzern bis hin zu Joey Heindles erstaunlicher Erkenntnis, mit "Killer-Spiralen" verhüten zu können, bot "Promi Big Brother" grundsolide Reality-Kost – auch wenn es die Sat.1-Show in diesem Jahr schwer haben dürfte, dem artverwandten "Sommerhaus der Stars" das Wasser abzugraben.

Einiges wird in den nächsten beiden Wochen davon abhängen, wie sehr die Promis darben müssen. Gerade mal neun Euro stehen den Bewohnern des einfachen Zeltlagers täglich zum Einkauf im geschickt angebauten Penny-Markt zur Verfügung. Zusätzliche Kohle kann wie gehabt in Challenges erspielt werden. "Ein Euro mehr wäre doch wirklich schön", rief Jochen Schropp den Bewohnern gleich im ersten Spiel zu, was wohl als Motivationshilfe gedacht war, aber unfreiwillig komisch wirkte.

Ein Glück, dass Tobi (offizielle Jobbeschreibung: "Love Island-Schnuckel") in letzter Sekunde noch einen zusätzlichen Taler in luftiger Höhe ergatterte. "Der Letzte kommt zum Schluss", klopfte er sich alsdann selbst auf die Schulter – wer würde ihm da schon widersprechen wollen? Nein, wesentlich erkenntnisreicher wird’s kaum werden. Aber das war ja schon vor 20 Jahren kaum anders, als Zlatko über Shakespeare philosophierte. Der muss sich in Acht nehmen: Die Sprücheklopfer-Konkurrenz ist größer denn je. Ganz im Gegensatz zum Übergang zwischen Normalos und Promis.

Sat.1 zeigt "Promi Big Brother" täglich um 22:15 Uhr, freitags geht's schon um 20:15 Uhr los.