Arbeiten, wo andere Urlaub machen. So in etwa stellt man sich etwas naiv das Leben von Reisejournalisten vor, die den Daheimgebliebenen in ihren Berichten schildern, was sie gerade auf der Welt verpassen. Etwas anders verhält es sich bei Jenke von Wilmsdorff. Das hauptberufliche RTL-Selbstversuchskaninchen begibt sich neuerdings für den Streamingdienst TVNOW an Orte, die für gewöhnlich nicht von Touristenschwemmen überflutet werden. In der ersten Folge fragt er sich daher: Lässt sich in Bangladesch Urlaub geschmeidig machen?

Nun, geschmeidig ist hier wenig, vor allem nicht in der Hauptstadt Dhaka, in der geschätzt 18 Millionen Menschen leben. "Das ist Überbevölkerung", sagt Wilmsdorff, als er acht Menschen in einem Fahrzeug entdeckt, das gerade mal zwei Quadratmeter misst. Draußen, in den Slums, ist die Lage ähnlich. Dicht an dicht wohnen dort die Familien, oft erschreckend nah an den gefährlichen Eisenbahngleisen, auf denen die Züge zu den Fabriken fahren, in denen für wenig Geld ein großer Teil unserer Kleidungsstücke entsteht.

"Ein Land ohne Knautschzone", formuliert es der Reporter zu Beginn des Films und wer die Dreiviertelstunde von "Jenke ohne Grenzen" sieht, ahnt, was er damit meint. Unendliche Müllmassen, beißender Gestank und ein Fluss, der so dreckig ist, dass darin nicht einmal Fische leben. Nein, wie ein schönes Urlaubsziel wirkt dieses Land auf den ersten Blick nicht. Neugierig macht es Jenke von Wilmsdorff aber allemal, weil er auf Herzlichkeit trifft und abseits der verdreckten Stadt sogar auf eine wunderschöne Landschaft.

Doch die Probleme überwiegen. Fernab von Otterfischern und Bengaltigern geht es schnell um verbotene Prostitution oder fehlende Lebensperspektiven. Dazwischen findet sich aber auch Platz für Amüsantes: Der Mann, der dem Filmteam für kleines Geld nach traditioneller Methode die Ohren reinigt beispielsweise, oder auch das wackelige Kinderkarussell, von dem Jenke von Wilmsdorff später behaupten wird, es habe Fallschirmsprünge gegeben, bei denen er sich sicherer gefühlt habe.

Jenke ohne Grenzen

Einsamer Höhepunkt jedoch ist der Besuch bei Mr. Moni, einem Filmregisseur aus Bangladesch, der sich von seinen Millionen den Taj Mahal nachbauen ließ und beim Besuch des deutschen Reporters sogleich die Regie übernimmt. Alleine die Begrüßungsszene muss gleich mehrfach aufgenommen werden, bis sie den hohen Ansprüchen des steinreichen Mannes entspricht. "Ich war von meinem letzten Besuch im Legoland mehr begeistert", fasst Wilmsdorff das Gesehene schließlich nüchtern zusammen. Schon wegen dieser Szenen lohnt sich das Einschalten. 

Aber lohnt sich auch ein Urlaub in diesem Land? Wilmdorff findet warme Worte für die Einheimischen, die stolz auf das bisher Erreichte seien, spricht gleichzeitig aber von einer "dicken Schicht aus Schmutz und Elend". Es ist davon auszugehen, dass der Reporter nicht so schnell wiederkehren wird. Von der neuen TVNOW-Reihe wünscht man sich dagegen schleunigst eine Fortsetzung. Die Produktionsfirma Fabiola hat gemeinsam mit Jenke von Wilmsdorff einen spannenden Ansatz gefunden, um den Zuschauern die Welt ein Stück weit näher zu bringen – unterhaltsam und ernst zugleich.

Nur schade, dass dem ganz großen Publikum die ersten beiden Filme vermutlich verborgen blieben werden. Ein Platz auf einem guten Sendeplatz im klassichen Fernsehen wäre "Jenke ohne Grenzen" schon alleine deshalb zu wünschen.

Die erste Folge von "Jenke ohne Grenzen" steht seit Donnerstag bei TVNOW zum Abruf bereit. Eine Woche später folgt die zweite Ausgabe.