"Mer kennt sich, mer hilf sich", so lautet ein bekannte Parole, die dem früheren Kölner Bürger und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer zugeschrieben wird. Doch ganz gleich, woher sie wirklich stammt – in ihr steckt reichlich Wahrheit, beschreibt sie doch ein Phänomen, das deutschlandweit als "Köscher Klüngel" bekannt ist. Und mit ebendiesem beschäftigt sich die gleichermaßen bitterböse wie liebevoll gezeichnete Satire "Der König von Köln", die sich "Stromberg"-Autor Ralf Husmann erdacht hat.

"Diese Filmsatire ist inspiriert von tatsächlichen Ereignisse. Sie ist aber Fiktion, die handelnden Figuren sind frei erfunden", erfahren die Zuschauer zu Beginn. Das ist freilich leicht untertrieben, denn die Parallelen zur Realität sind derart offensichtlich, dass man zu gerne beim früheren Star-Manager Thomas Middelhoff oder der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz auf dem Sofa säße, um sie bei der Betrachtung des Filmes zu beobachten.

Da tauchen plötzlich Figuren auf, deren Namen rein zufällig so ähnlich klingen wie die der genannten Personen, die durch skandalöse Machenschaften im Gefängnis landeten oder ihr Milliardenvermögen verloren. Sie heißt im Film Valerie Schickedanz (Judith Engel) und wird als zerbrechliche und menschenscheue Frau dargestellt, für die ihre Käthe-Kruse-Puppen an erster Stelle stehen. Er, Thomas Middeldorf (Jörg Hartmann), gerät vollends zur Witzfigur, wenn er sich in der Schubkarre über eine Baustelle fahren lässt, um sein teures Schuhwerk vor Schmutz zu schützen. "Während Gott zehn Gebote brauchte, komme ich mit neun hin", prahlt er.

Im Mittelpunkt aber steht Josef Esch, Verzeihung: Josef Asch, der es vom Maurerpolier zum einflussreichen Mastermind eines einflussreichen Bau- und Finanzimperiums gebracht hat und zusammen mit einer traditionsreichen Privatbank windige Geschäfte macht, für die letztlich der Steuerzahler aufkommen muss. Asch ist ein echter Anpacker, der sich – wie der Film zeigt – nicht einmal dafür zu schade ist, beherzt ins Klo zu greifen, wenn es denn der Sache dienlich ist. Verkörpert wird diese schillernde Figur in glänzender Manier von Rainer Bock. 

Der König von Köln

An seiner Seite: Joachim Król, der Lothar Stüssgen spielt, eine rheinische Frohnatur, die es im Bauamt weit gebracht hat. Sein Credo: "Gegen den Zweifel hat der liebe Gott das Kölsch erfunden." Stüssgen und Asch sind es auch, denen der Familienvater Andrea Di Carlo (Serkan Kaya) seinen Aufstieg bei der Stadtverwaltung zu verdanken hat. Schneller als er sich das vorstellen kann, wird er Teil des kölschen Klüngels. Anders als die beiden älteren Herren plagen ihn jedoch Gewissensbisse – und plötzlich muss ausgerechnet er die Beobachtung durch die unerschrockene Staatsanwältin Alina Behrens (Eva Meckbach) fürchten.

"Klüngel heißt Korruption. Auf Kölsch klingt's gleich viel niedlicher, aber Lungenkrebs wird auch nicht weniger gefährlich, wenn man ihn Hüsterchen nennt", sagt Drehbuchautor Ralf Husmann. Nach seinen Büchern hat Richard Huber einen wunderbaren Film inszeniert, garniert mit allerlei kölscher Musik, die stimmiger kaum sein könnte. "Bei Korruption und Karneval machen alle mit", lässt Husmann den Sympathieträger Andrea irgendwann sagen – womit eigentlich schon alles gesagt ist. Letztlich gibt es kaum ein Klischee, auf das die beiden Grimme-Preisträger in ihrer Satire verzichten. Wohl auch, weil die Klischees so falsch nicht sein können.

Am Ende dieser fabelhaften, von Michael Souvigniers Zeitsprung produzierten 90 Minuten lässt sich erahnen, dass die wahre Geschichte noch viel schlimmer gewesen sein muss. Wie schlimm, das soll eine anschließende Dokumentation darlegen, die der WDR aus Sorge vor den Anwälten niemandem vor der Ausstrahlung zeigen will. Aber warum eigentlich nicht? Eine andere Kölner Weisheit besagt schließlich: Et hätt noch emmer joot jejange.

Das Erste zeigt "Der König von Köln" am Mittwoch um 20:15 Uhr.