Das "Neo Magazin Royale" endete so wie es sechs Jahre und 42 Tage zuvor begonnen hat: Jan Böhmermann steigt in die Limousine und trifft auf Jürgen Domian, der all die Zeit mit seiner Panflöte gewartet hat. Der Fahrpreis: Mehr als eine Million Euro. Der Fahrer: Johannes B. Kerner. "Bald bist du einer von uns", orakelt Kerner und zeigt Böhmermann sogleich auf, was ihn im Hauptprogramm erwarten wird. Die Moderation der Silvestershow zusammen Andrea Kiewel oder ein Platz im Rateteam der "Terra X"-Show. "Für mich", sagt er schließlich, "könntest du der neue Steven Gätjen werden."

Verständlich, dass Böhmermann die Angst ins Gesicht geschrieben steht. Was jedoch wie eine Drohung klingt, ist in Wahrheit die Erfüllung seines Traums. Bis Oktober hat er nun Zeit, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Dann nämlich muss sich der selbsternannte "Digitalsparten-Qualitätsentertainer" im ZDF beweisen. Eine leichte Aufgabe ist das gewiss nicht, immerhin besaß Böhmermann bis zuletzt so etwas wie Narrenfreiheit. Oder wie er es selbst in seiner letzten Sendung bei ZDFneo sagt: "Das Magazin war immer ein Spagat zwischen scheiße und geil."

Wie geil, das zeigten noch einmal diese knapp 44 Minuten, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wurden. Das Finale des "Neo Magazin Royale", es war ein wilder Ritt durch 167 Ausgaben, in denen so ziemlich alles passieren konnte. In Form eines verrückten Musicals feierte Jan Böhmermann ein letztes Mal all die Coups, mit denen er Zuschauer wie Kollegen und manchmal sogar das ganze Land in Atem hielt – garniert mit all den Sidekicks und schrägen Figuren, die in der Show einen Platz fanden: Von den eingeschleusten "Schwiegertochter gesucht"-Kandidaten über die Bastel Brothers bis hin zu William Cohn und Ralf Kabelka.

Neo Magazin Royale

Freilich durfte auch der Beefträger nicht fehlen. Der brachte zum Abschied all den Ärger, den Böhmermann in sechs Jahren verursachte, symbolisch mit ins Studio. Das zu toppen, dürfte in den nächsten Jahren fast ein Ding der Unmöglichkeit werden, weshalb man umso gespannter sein darf auf das, was der Satiriker ab Herbst mit dem Team der btf auf die Beine stellen wird. Kurz bevor endgültig der letzte Neo-Vorhang fiel, schmetterte der "blasse, dünne Junge" noch ein feierliches "Halleluja", standesgemäß ehrfürchtig auf einer Kirchenbank kniend, während im Hintergrund das furchteinflößende Organigramm des ZDF eingeblendet wurde.

Und im Vordergrund: Intendant, Programmdirektor und Fernsehratsvorsitzende im Stile dreier Heiliger. Passend dazu wurden Bellut, Himmler und Thieme im Abspann direkt zu den "Mitarbeitern des Monats" ernannt. Gut möglich, dass Jan Böhmermann den drei Herrschaften auch in Zukunft so manch schlaflose Nacht bescheren wird – und den Zuschauern hoffentlich noch viele Stunden unberechenbarer Unterhaltung, auch wenn sich der Satiriker im Zweifelsfall wohl kaum um die Meinung des Publikums scheren wird. "Ich hoffe, wir haben Ihnen in den letzten sechs Jahren und 42 Tagen viel Freude bereitet und Sie an die Hand genommen", sagt er alsdann in der Final-Show. "Wenn nicht: Mir doch egal!"