Was bisher geschah: Die junge, ehrgeizige Investmentbankerin Jana Liekam hat durch einen Leak nicht nur ihren Arbeitgeber, die Deutsche Global Invest, in die Krise gestürzt, sondern weite Teile des Bankensystems. Mit chaotischen Belagerungszuständen im Frankfurter Finanzviertel endete die erste Staffel von "Bad Banks". Und mit der Gewissheit, dass Jana, die auf den Zusammenbruch gesetzt hatte, Millionen aus ihrem Insiderhandel beiseitegeschafft hat.

Bei all dem Lob und Erfolg für die herausragende Serie wäre es naheliegend gewesen, die bewährte Konstellation fortzuführen. Wie Jana versucht, sich in der zwangsfusionierten, strenger regulierten Großbank nach oben zu arbeiten, wie sie an Souveränität gegenüber ihren schillernden Lehrmeistern Christelle Leblanc und Gabriel Fenger gewinnt – das allein wäre aus der Feder von Storytelling-Künstler Oliver Kienle sicher faszinierend gewesen.

Doch "Bad Banks" wäre nicht "Bad Banks", die bahnbrechende Ausnahmeserie von 2018, wenn es bei der Fortsetzung einfach auf Nummer sicher gehen würde. In der zweiten Staffel haben sich nicht nur die Charaktere weiterentwickelt, auch die wesentlichen Kampf- und Schauplätze werden neu definiert. Der Frankfurter Handelssaal spielt nur noch eine Nebenrolle. Stattdessen rückt der Berliner Start-up-Inkubator in den Vordergrund. Kienle steigt tief in die Auswirkungen von Digitalisierung und Finanztechnologie auf das Bankwesen ein.

Und so strebt Jana mit ihrem Team in die Hauptstadt, wo ihre Bank einen "Brutkasten" für junge Fintechs eingerichtet hat, die dort großgezogen und an den Markt gebracht werden sollen. Jana akquiriert und leitet das Start-up GreenWallet, das sich dem nachhaltigen Investieren verschrieben hat. Ihr früherer Chef Fenger, der zu Beginn der zweiten Staffel noch in U-Haft sitzt, wird zum großen Rivalen, da er ins Konkurrenzunternehmen Fin21 investiert hat. Gleichzeitig muss Jana an zwei weiteren Fronten kämpfen: Leblanc, die als Investmentchefin aufs Abstellgleis geschoben werden soll, zwingt sie, an ihrem perfiden Racheplan mitzuwirken. Und um nicht länger erpressbar zu sein, muss das Konto auf Mauritius mit dem Schwarzgeld aus dem Insiderhandel verschwinden.

Damit hat die zweite Staffel mehr verschiedene Konflikte als die erste, ist nicht mehr ganz so konzentriert und stringent erzählt. Dafür sorgen die zusätzlichen Schlingen für psychologischen Thrill. Rache zieht sich als zentrales Motiv durch die sechs neuen Folgen, überzeugend in diverse Nuancen heruntergebrochen. Désirée Nosbusch gibt eine noch diabolischere Christelle Leblanc, die alles daran setzt, mächtige Männer auszuschalten und selbst in den Vorstand zu gelangen, scheinbar ohne moralische Grenzen. Doch auch Paula Beers Jana ist härter und selbstbewusster geworden, wird nicht mehr nur von Ehrgeiz getrieben, sondern auch von Rachegelüsten ihrerseits gegenüber Leblanc.

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Dass man nie genau weiß, wer von beiden in welchem Moment die Stärkere ist, macht den dynamischen Reiz aus. Zudem greift "Bad Banks" den wachsenden gesellschaftlichen Megatrend des Generationenkonflikts auf. Jung gegen Alt hat hier vor allem mit der Einstellung zum Fortschritt zu tun – die Demarkation zwischen jenen, die damit hadern, und denen, die ihn noch beschleunigen wollen – und mit dem zumindest theoretischen Wunsch, das eigene Handeln von Idealismus leiten zu lassen. Nie war Jana Liekam näher daran, das Richtige, das Gute zu tun, als unter dem Einfluss der Berliner Digital-Hippies.

Die Qualität der ersten Staffel lag nicht zuletzt auch an der Visualität, mit der Regisseur Christian Schwochow den erstmals erzählten Kosmos zum Leben erweckt hatte. In der zweiten Staffel hat Christian Zübert ("Arthurs Gesetz", "KDD") den Regiestab übernommen und macht ebenfalls einen lobenswerten Job, indem er stets dicht an den vielschichtigen Charakteren bleibt. Besondere Stärke: die Konfrontation der zwei verschiedenen Welten – hier die unterkühlte Banken-, dort die überhitzte Start-up-Welt, mit allem, was dazugehört.

Dass "Bad Banks" die extrem hohe Qualitätslatte der ersten Staffel dennoch knapp reißt, liegt im Drehbuch begründet: Die bankinternen Machtkämpfe, die buchstäblich dem Motto "jeder gegen jeden" folgen, werden auf Strecke immer verwirrender und dadurch leicht ermüdend; zu sehr erscheinen sie als dramaturgischer Selbstzweck. Anders als zuvor beinhaltet die Serie außerdem ein paar Plot-Vorhersehbarkeiten, die nicht sein müssten. Beispielsweise wird das Vorhaben, einen Bankmitarbeiter auf Mauritius leicht zu verletzen, um ihn vorübergehend vom Arbeitsplatz fernzuhalten, so gedehnt erzählt, dass jeder aufmerksame Zuschauer längst vorher weiß: Das wird nicht gut gehen.

Weil das aber vergleichsweise kleine Haare in der Suppe sind, weil die Serie in den meisten Momenten nach wie vor von ihrer erzählerischen Eindringlichkeit und ihren außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen lebt und weil das neue Setting der Start-up-Welt geschickt genutzt wird, um ethische Abwägungen sichtbar zu machen, darf "Bad Banks" sich auch in der zweiten Staffel zu den fesselndsten Serien aus deutscher Produktion rechnen.

Die zweite Staffel von "Bad Banks" ist ab Donnerstag in der Arte- und ab Freitag in der ZDF-Mediathek abrufbar. Die TV-Ausstrahlung beginnt am 6. Februar um 20:15 Uhr auf Arte und am 8. Februar um 21:45 Uhr im ZDF.