Man müsste mal so ’ne Show im Fernsehen machen, in der Promis gegen Normalos antreten und Spiele in unterschiedlichen Disziplinen gewinnen müssen, um am Ende einen Jackpot abzuräumen; mit Außenkirmes vorm Studio am besten, und Livekommentator wie beim Sport, alles live natürlich, und das heißt dann: Schla… – nee, am besten heißt das: „Alles auf Freundschaft“, weil da Freunde gegen andere Freunde antreten. Und, Pardauz!, genau so hat’s RTL am Freitagabend abgeliefert mit der allerersten „Mälzer & Sasha Show“, in der ein Popstar und ein Fernsehkoch gegen zwei Feuerwehrmänner aus Hamburg-Bergedorf um 100.000 Euro Preisgeld kämpfen sollten. Ohne dass sich der Sender dabei kreativ verheben muss.

Also haben die vier Herrschaften eine Art Best-of bekannter Gameshow-Spiele mit leichten Kreativabwandlungen ins Studio gebaut bekommen: Pantomime und Plattenraten, Kicker, Autoscooter und das Rudi-Carrell-Gedächtnis-Game „Am laufenden Band“.

Und wenn er nicht gerade irgendwo festgeschnallt war, eingeklemmt oder um die eigene Achse gedreht wurde, hat Tim Mälzer die meiste Zeit dazu ziemlich laut geflucht, was durchaus zur Unterhaltsamkeit der Angelegenheit beitrug.„Vielleicht sollte man einfach mal die Schnauze halten“, raunzte er den Off-Kommentator schon während des zweiten Spiels an, brüllte mit stefanraab’schem Ehrgeiz „MANN!“, wenn er Punkte verschusselte, versicherte zwischendurch: „Es sieht nicht immer so aus, aber manchmal bin ich auch schlau“, und fasste sich selbst am Ende ganz gut zusammen mit den Worten: „Ich ärger mich einfach immer!“

Ganz viel Lust auf Entertainment

Bei soviel Bildschirmpräsenz war’s dann auch nicht weiter schlimm, dass seine erste eigene mit Kumpel Sasha bestrittene RTL-Liveshow eher nicht wegen ihres revolutionären Konzepts oder überambitionierter Spiele in die TV-Geschichte eingehen wird. Aber wenigstens als Abend der frotzeligen Gutlaunigkeit.

„Alles auf Freundschaft“ ist Fernsehen, das es schon seit Jahren anderswo sehr ähnlich gibt, weniger ausgefeilt und nicht ganz so spektakulär; aber glücklicherweise halt besetzt mit Leuten, die ausstrahlen, dass sie sehr, sehr große Lust auf das haben, was sie da tun. Selbst wenn es Sasha mit seiner ausgleichenden Spielruhe (aber ganz ähnlichem Ehrgeiz) gegen den kleinen Tober an seiner Seite eher schwer hatte, sich durchzusetzen. Macht nix. Vor allem, weil auch das gegnerische Kandidaten-Duo – zwei erfahrene „Wetten dass…?“-Kandidatenhasen – ganz gut ausgesucht war und die Chancen ganz gut verteilt waren, sodass zwischendurch immer mal wieder wechselte, wer die Nase vorn hatte.

Bis echte Spannung aufkam, hat es trotzdem eine ganze Weile gedauert. In der siebten von acht Spielrunden allerdings lieferten die Herren von der Feuerwehr an einem riesigen Heißen Draht so souverän und fehlerfrei eine Bestzeit ab, dass der ehemaligen Königin der Heißen Drähte von RTL, Ulla Kock am Brink, wo immer sie in dieser Sekunde war, ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen sein muss. Und dann gleich noch einer, als es den Kontrahenten fast, aber auch nur fast gelang, das zu schlagen. Oder wie Tim Mälzer meinte: „Das Spiel ist einfach – aber das ewige Hoch und Runter geht mir auf den Sack.“

24 Stunden fürs Jackpot-Verprassen

Runde acht ging ihm dafür dann unmittelbar auf den Magen: Angeschnallt auf einer von den Rivalen fahrradbetriebenen Drehscheibe musste er rotierend Pfeile auf ein Darts-Ziel werfen – und sah nach einer Minute Spielzeit aus, als könne man ihn gleich aus dem Studio kehren. Bis die Energie fürs simple, aber nichtsdestotrotz tolle Finale doch noch mal zurückkehrte: Zum Schluss mussten die den Abend über von den Rundenssiegern eingesammelten Spielchips auf die richtige Antwort zur Frage gesetzt werden, wann der erste Gameboy auf den Markt kam. (1989.) Und da hatten dann doch die zuvor öfter unterlegenen Promis wieder den besseren Riecher – zum Leidwesen der sichtlich enttäuscht wirkenden Brandschützer.

Die Regeln besagen, dass Mälzer und Sasha anschließend 24 Stunden Zeit bleiben, um die Kohle auszugeben – wie und an wen sie wollen. (Die ersten 10.000 Euro gingen direkt an die Feuerwehr-Jugendabteilung ihrer Mitstreiter.) Wie der Rest verprasst wird, will RTL am kommenden Sonntagabend zeigen – dann läuft nämlich erstaunlicherweise bereits die nächste Live-Ausgabe von „Alles auf Freundschaft“ im Programm; also: vorausgesetzt, die beiden Namensgeber haben sich bis dahin weitgehend von den Strapazen erholt, die ihnen zur Premiere zugemutet wurden. „Wenn ich sitze, drücken die Gedärme“, beschwerte sich Mälzer beim Autoscooter und hatte mit fortschreitendem Sendungsverlauf auch noch Rücken.

Nicht für die konditionsbedingten, aber für ein paar schöne verbale Zumutungen zeichnete den Abend über „stern tv“-Moderator Steffen Hallschka verantwortlich, der (ebenfalls mit Tim und Struppi verkumpelt) so souverän durch die Show führte, dass man dem Mann künftig ruhig öfter mal Unterhaltungs-Shows anvertrauen, bei denen eine gewisse moderative Schlagfertigkeit von Nutzen ist. (Muss ja nicht immer ein derart amüsierbereites Publikum dabei sein, dass schon beim kleinsten Gag aus dem Schenkelklopfen nicht mehr rauskommt –  da scheint RTL im Foyer vorher großzügig ausgeschenkt zu haben.)

Freudenhüpfer in den Konfettiregen

Vor allen Dingen der Typ mit der größten Klappe wurde nicht verschont: Mit der Bemerkung „Das letzte Mal haben wir uns vor fünf Kilo gesehen“ in Richtung Mälzer ging’s gleich schon los; „Timmy, brauchste’n Tütchen“, wurde Hallaschka später seinen Verpflichtungen als Aufsichtsperson gerecht; und drückte bei Entscheidungsverzögerungen aufs Tempo: „Soll’n wir noch’n Fahrdienst schicken?“

Dabei ist’s  ja nicht so, als gäbe es nicht noch Raum für Verbesserungen: Das Oberthema Freundschaft ist zwar eine hübsche Idee – aber wäre es, um diese tatsächlich unter Beweis zu stellen, dann nicht auch schön gewesen, wenigstens ein Spielchen unterzubringen, bei dem es auch darauf ankommt, den Kumpel ganz genau zu kennen? Was soll’s, am Ende zählt ja, ob es ein unterhaltsamer Abend war – und das kann man „Alles auf Freundschaft – Die Mälzer & Sasha Show“ nun wirklich nicht absprechen. Herzlich willkommen im Fernseh-Olymp neben BFFs wie Ernie und Bert, Cagney & Lacey, Wum und Wendelin.

Dabei hatte Mälzer den Abend nach dem ersten verlorenen Spiel noch böse orakelnd vorverurteilt: „Da krieg ich direkt schlechte Laune“ – um ihn fast drei Stunden später mit einem kleinen Freudenhüpfer in den Konfettiregen zu beenden. Es sieht nicht immer so aus, aber manchmal ist er halt gar nicht so schlau.