Von einer "misslungenen Generalprobe" schrieb die "Frankfurter Rundschau" und "Spiegel Online" störte sich an den "Plattitüden in Serie". Als der Spartensender One im vorigen Jahr die erste Folge von "Seriös" ausstrahlte, kam die erste Serien-Talkshow nicht bei allen Kritikern gut an. Tatsächlich war das "Serienquartett" insbesondere mit der Drehbuchautorin Annette Hess und dem "Stromberg"-Autor Ralf Husmann hochkarätig besetzt, doch die Runde wirkte nicht immer stimmig und wusste das Potenzial des Konzepts viel zu selten vollends zu nutzen.

Ausgerechnet die Corona-Krise führt jetzt dazu, dass One das Panel jetzt noch einmal komplett ausgetauscht hat. Neuerdings diskutieren die Podcasterin Emily Thomey ("Glotz und Gloria"), der YouTuber Robert Hofmann, "Serienjunkies"-Gründerin Hanna Huge und Sarah Kuttner, die im "Fernsehballett" mit Stefan Niggemeier ihre TV-Expertise bereits zur Genüge unter Beweis gestellt hat, über ihre Vorliebe für Serien – angeblich auch, weil die bisherigen Teilnehmer plötzlich keine Zeit mehr hatten.

"Von Beginn an gab es die Idee, die Panel-Konstellation hin und wieder auch zu verändern, um in der Sendung unterschiedliche Perspektiven auf das Genre 'Serien' zu erhalten", erklärte jüngst die verantwortliche One-Redakteurin Silke Holgersson. "Durch Corona hatten unsere vier bisherigen Teilnehmer Kurt Krömer, Annie Hoffmann, Annette Hess und Ralf Husmann überraschenderweise sehr viele andere unvorhergesehene Projekte. Das war die Gelegenheit, generell über eine Format-Weiterentwicklung mit einem neuen Panel nachzudenken."

Nur die Kraft der Bilder fehlt

Dass die Umsetzung schnell ging, hat dem von eitelsonnenschein produzierten "Serienquartett" nicht geschadet. Im Gegenteil: Die erste Ausgabe, die mit einer Länge von einer Stunde übrigens ein ganzes Stück länger ausfällt als die anfänglichen Folgen, wirkt trotz der Corona-bedingten Geister-Atmosphäre mit den auf vier Fernsehern eingeblendeten Diskutanten stimmig und macht Lust auf die vorgestellten Serien – sofern man sie noch nicht gesehen hat. Funktionieren würde das Format aber vermutlich auch in Häppchen-Form mit zehn- bis fünfzehnminütigen Talk-Clips, in deren Zentrum jeweils eine Serie steht.

Dass durch den Abschied von Hess und Husmann der Aspekt des Serienhandwerks etwas verloren geht, mag indes bedauerlich sein, erweist sich letztlich aber nicht als Dilemma, weil die beiden ohnehin nur selten einen tiefen Einblick in ihre Arbeit gewährten. Insbesondere Sarah Kuttner, von der man sich generell mehr Auftritte im Fernsehen wünschen würde und – ein freundlicher Gruß an den NDR – nicht weniger, weiß bei ihrer "Seriös"-Premiere zu gefallen. Sie lenkt das Gespräch von der Netflix-Serie "Hollywood" über "Call my Agent" bis hin zu ihrem Favoriten, der RBB-Serie "Warten auf'n Bus", ohne sich zu stark in den Mittelpunkt zu drängen. 

Schade nur, dass die Zuschauer auch nach wie vor viel zu selten sehen, worum es eigentlich geht. Immer wieder wünscht man sich mehr als nur vorgefertigte Trailer von Netflix oder Amazon. Dadurch bleibt die Kraft der Bilder, von der moderne Serien leben, mitunter etwas auf der Strecke. Als Kompass im dichten Fernsehdschungel taugt die One-Show aber allemal. Jetzt mehr denn je.

"Seriös - Das Serienquartett" läuft am Mittwoch um 21:50 Uhr bei One und steht schon jetzt in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit.