Schon im Sommer 2019 hat ProSieben auf den Screenforce Days die "Herz! Schlag! Show!" angekündigt. Ein Jahr später hat es die Show nun tatsächlich auf die Bildschirme geschafft - und eigentlich wirkte sie ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Das Studiopublikum saß dicht gedrängt auf den Rängen, Abstand hielt niemand und im ersten Spiel pusteten sich die Kandidaten unentwegt an. Corona-Festspiele, könnte man meinen. Die Lösung des Rätsels ist freilich ganz einfach: Aufgezeichnet wurde die Show noch vor der Pandemie. Heute würden die Aufzeichnungen unter gänzlich anderen Bedingungen stattfinden. 

Ansonsten haben RedSeven Entertainment und ProSieben aber eine unterhaltsame Show auf die Beine gestellt, die toll aussieht. Entwickelt wurde ein ganz neues Design, was in zahlreichen Einblendungen sichtbar wird. Aber auch das Studio selbst ist ein echter Hingucker und ist im Stile einer Kirmes gehalten, inklusive großem Karussell. Hier haben die Bühnenbauer ganze Arbeit geleistet. Und hier stehen sich nun zwei Teams (Panagiota Petridou, Paul Janke, Simon Gosejohann sowie Nico Santos, Lilly Becker und Mario Basler) gegenüber und müssen ihren Puls im Griff haben. 

Die Teams treten in verschiedenen Spielen gegeneinander an und müssen dort entweder ihren Puls nach oben treiben - oder eben nach unten bekommen, was sich in den meisten Fällen als größeres Problem erweist. Überwacht wird das die ganze Zeit durch einen Brustgurt sowie ein Messgerät am Ohr. Am Ende bekommen die Teams für ihre gewonnenen Spiele Vorteile fürs Finale - soweit, so bekannt. 


Erfrischend anders als in anderen Shows dieser Art sind dann aber die Spiele. Im Spiel "Hey Mr. DJ" werden Songs an den Herzschlag angepasst und ein Promi des jeweiligen Teams muss dann versuchen, seinen Puls nach oben bzw. eben nach unten zu bekommen. Wenn Puls und Beats per Minute auf einem annähernd gleichen Niveau sind, muss gebuzzert werden. Das war für Lilly Becker auch deshalb schwierig, weil sie ihren Puls nicht nach unten bekommen konnte. Selbst als sie sich hinlegte, stieg er immer weiter an. Panagiota hatte später das gleiche Problem und der Puls von Nico Santos stieg zu schnell an. Mit dabei war hier übrigens auch der "DJ der guten Laune". Der hatte zwar keine wirkliche Aufgabe, war aber ein nettes Detail und passte irgendwie doch zum Spiel. 

In einem anderen Spiel wurden Nico Santos und Paul Janke "einvakuumiert" und mussten ihren Herzschlag so niedrig wie möglich halten. Wer genau bei diesem Spiel einschaltete, könnte womöglich gedacht haben, in einem SciFi-Movie gelandet zu sein. Und im Spiel "Verkehrte Welt" ging es darum, Wörter rückwärts zu buchstabieren, natürlich immer mit einem möglichst niedrigen Puls. Gleichzeitig sorgten ein Kinderchor, ein Clown oder auch eine Rock-Band für Ablenkung. Und weil man die Promis die Wörter bis zum bitteren Ende buchstabieren ließ, dauerte das auch so seine Zeit. Mario Basler etwa hatte beim Wort "Herzfrequenz" so seine Probleme. Panagiota musste ausgerechnet bei "Intelligenztest" die Waffen strecken, sodass irgendwann selbst Steven Gätjen Mitleid bekam und half. 

Herz Schlag ShowSo sehen die einvakuumierten Paul Janke und Nico Santos aus.

Trotz Panagiotas Problemen setzte sich ihr Team in den meisten Spielen durch, was Mario Basler regelmäßig auf die Palme brachte. Als es in einem Spiel darum ging, das Puzzle des Gegners mit Honig einzuschmieren, beschwerte sich der Ex-Fußballer, dass Simon Gosejohann seine Teile dabei auch umdrehte. Regelgerecht, entschied Gätjen - und Basler verlor. In einem anderen Spiel ging es für je zwei Promis darum, nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit einen möglichst identischen Puls zu haben. Nachdem Basler und Becker nur einen Herzschlag auseinanderlagen folgte die Ernüchterung - Paul Janke und Simon Gosejohann lagen bei exakt dem gleichen Puls. Auch hier hatte Gätjen Mitleid und schenkte dem unterlegenen Team einen Punkt.

Es war auch Mario Basler, der die Situation rettete, als Paul Janke beim Musik-Spiel plötzlich über seine DJ-Qualitäten fabulierte. "Ich geh ab auf Vodka-Lemon-Musik", so der Ex-Fußballer, dem man nichts anderes glauben kann. Auch Simon Gosejohann tat der Show in Ausgabe eins merklich gut und wieder einmal muss die Frage erlaubt sein, weshalb dieser Mann nicht viel mehr im deutschen Fernsehen macht. 

Leider hat sich ProSieben aber auch bei der "Herz! Schlag! Show!" dazu entschieden, etwas "Masked Singer"-Promo zu machen. So wurde das Spiel "Völlig losgelöst" vom Astronauten präsentiert, der, ähnlich wie der DJ der guten Laune, keine besondere Aufgabe hatte. Diese Leier ist mittlerweile arg ausgenudelt und das neue Format würde definitiv auch ohne funktionieren - das Spiel war nämlich ebenfalls sehr unterhaltsam. In einem Astronautentrainer (Das ist eine Art Sitz, der sich ständig dreht) sitzend beschrieb jeweils ein Kandidat Promis, die anderen zwei Team-Mitglieder mussten raten, um wen es sich handeln könnte. Und Sie können ja gerne einmal den Test machen - hätten Sie die Promis erkannt? 

  • Lilly Becker beschreibt einen Fußballspieler: "Fußball. Weltmeister. Spielte für Bayern oder Leverkusen. Er ist good looking."  (Gesucht wurde Lukas Podolski)
  • Lilly Becker beschreibt: "Auf Fernsehen früher, orange Haare und die sind so nach unten." (Als Antworten kamen zuerst Horst Lichter und Thomas Gottschalk. Gesucht wurde Pippi Langstrumpf)
  • Simon Gosejohann beschreibt: "So wie Marilyn Monroe nur als Mann." (Gesucht war Elvis Presley)

Herz Schlag ShowDas Studio ist eine große Kirmes.

Am Ende der neun Spiele lag Team Panagiota mit 7:4 in Führung. Im Finale ging es schließlich darum, innerhalb von 300 Herzschlägen (+70 bzw. +40 durch die Spiele) Kartenhäuser zu bauen, wobei der Gegner immer einen Stromschlag bekommen hat, wenn eins fertiggestellt wurde. Auch das war ein netter Kniff - und am Ende sorgte das tatsächlich dafür, dass Team Nico Santos die Gegner doch noch überholen konnte, obwohl man in den Spielen zuvor meist als Verlierer vom Platz ging. Und endlich konnte sich auch Mario Basler freuen, danach sah es lange Zeit nicht aus. 

Steven Gätjen führte wie gewohnt souverän und mit einem Augenzwinkern durch die Sendung. Etwas ungewohnt war aber sehr wohl die Tatsache, dass Gätjen im Anschluss an die Aufzeichnung an einigen Stellen noch einmal nachvertonen musste. Das wirkte naturgemäß sehr gekünstelt und war bei ProSieben-Shows bislang eigentlich immer eine Ausnahme. Bei der "Herz! Schlag! Show!" kam das gleich mehrmals zum Einsatz.

Vox zeigte 2003 unter dem Titel "Puls limit: Jeder Herzschlag zählt" übrigens eine ähnliche Show. Wegen schlechter Quoten war damit aber schnell wieder Schluss. Spannend wird es bei der ProSieben-Neuauflage auch sein, wie sich die Show am Montagabend schlägt, hier zeigte der Sender in den vergangenen Jahren immer Fiction. Inhaltlich hat man jedenfalls eine gute Sendung auf die Beine gestellt, die Voraussetzungen für den ungewohnten Sendeplatz könnten also nicht besser sein. In diesem Sinne: Schalten! Sie! Ein! Es! Lohnt! Sich!

Die erste Staffel der "Herz! Schlag! Show!" umfasst vier Ausgaben, die immer am Montagabend ab 20:15 Uhr ausgestrahlt werden.