Bei Vox legt man ganz offensichtlich viel Wert darauf, verschiedene Generationen zusammenzubringen. Das machte man schon bei dem herzerwärmenden Format "Wir sind klein und ihr seid alt", als man Senioren Zeit mit Kindern verbringen ließ. Und so ist es auch jetzt mit dem neuen "Altes Haus sucht Mitbewohner", bei dem es sich um die Adaption des britischen Originals "Lodgers & Old Codgers" handelt. Das von Banijay Productions verantwortete Format weiß zum Anhieb aber nur bedingt zu überzeugen. 

Die Idee, die hinter dem Format steckt, ist durchaus lobenswert. Viele ältere Menschen sind alleine und leben in großen Wohnungen oder Häusern, während für viele junge Menschen Wohnraum kaum mehr bezahlbar ist. In "Altes Haus sucht Mitbewohner" sollen sich die verschiedenen Generationen in einem Speed-Dating kennenlernen und dann probeweise zusammenziehen, um zu schauen, ob das auch langfristig funktionieren könnte. 

Das Setting beim Speed-Dating erinnert an "First Dates": In einem Raum lernen junge Leute an verschiedenen Tische die Senioren kennen. Ein Tisch ist dabei immer im Mittelpunkt, während man im Hintergrund aber auch die anderen Personen reden sieht. Das Kennenlernen ist wahlweise lustig oder zum fremdschämen. Als einer der jungen Teilnehmer erst nicht weiß, was er sagen soll und dann beschließt, den Rentner vor ihm zur Wohnung auszufragen, sodass man den Eindruck bekommen könnte, es interessiere ihn nur die Wohnung und nicht der Mensch, weiß man schon, wohin die Reise in diesem Fall geht. Für Rentner Ingo kommt der junge Mann aber ohnehin nicht infrage, er will lieber mit einer Frau zusammenleben. 


Als sich ein 29-Jähriger einem älteren Ehepaar vorstellt, muss er erst einmal erklären, wieso er arbeitslos ist "Ich habe Arthrose", sagt er, woraufhin der 82-jährige Richard antwortet: "Ich auch!". Letztlich entscheiden sich die Rentner aber für den 27-jährigen Janik, der bislang in seinem Auto gelebt hat und nun in eine Wohnung zieht - zunächst aber nur auf Probe. 150 Euro im Monat wollen die Rentner nur haben für das Zimmer inklusive Bad. Dafür muss Janik im Haushalt mithelfen und auch mit Richard und Renate regelmäßig in die Eifel fahren, um dort ihr Haus in Schuss zu halten. 

Fünftägige Probewoche ist zu kurz

Die fünftägige Probewoche erweist sich in allen drei zum Auftakt gezeigten Fällen zum Sprint. Janik muss beim Kochen helfen, nebenbei auch noch Richard auf vermeintliche Fehler im Umgang mit seiner Frau hinweisen und dann schleppt er Renate auch noch mit zum Food-Sharing. In einem anderen Fall nötigt die 69-jährige Nicci ihre neue Mitbewohnerin Sara quasi täglich zum Sport, was der überhaupt nicht gefällt ("Warum soll man Radfahren, wenn man auch das Auto nutzen kann"). Diese Konstellation erweist sich noch als Problem, denn Sara will nicht nur keinen Sport machen, sie interessiert sich auch nicht für Lesen, Klettern oder andere Dinge, die Nicci gerne macht. In Fall drei schleppt die junge Jana Rentner Ingo auf einen Golfplatz und fährt mit ihm ans Meer. 

Das alles hat nichts zu tun mit einem normalen Kennenlernen von Mitbewohnern, das in der Regel deutlich langwieriger abläuft als bei "Altes Haus sucht Mitbewohner". Für das TV-Format musste in fünf Tagen eben so viel passieren wie im echten Leben sonst in einem ganzen Monat. Das tut der Authentizität des Formats nicht gut - vielleicht wäre es eine bessere Idee gewesen, eine Langzeitbeobachtung aus der Sendung zu machen. So wirkt vieles wie ein Show-Effekt.

Emotionale Momente bereichern das Format

Dennoch gibt es auch emotionale Momente. Als Ingo etwa von seiner vor 17 Jahren verstorbenen Ehefrau erzählt und in Tränen ausbricht, ist das ein Moment, der ans Herz geht. Ingo kann aber auch anders und ist sehr skeptisch über den grünen Smoothie (Ingo: "Schmusi"), den sich Jana jeden Morgen zubereitet. Seine Schwiegertochter trinke auch immer so etwas, sagt er. "Die ist ewig erkältet." Er selbst sei seit Jahrzehnten nicht krank gewesen. Und als Janik in der Eifel zum Holzhacken antreten muss, das aber nicht so schafft wie erhofft, grinst Richard diebisch in die Kamera. Momente wie diese sind es, mit denen das Vox-Format punkten kann. 

Letztlich ist aber vieles zu durchschaubar. Bei vielen Konstellationen weiß man schon von Beginn an, ob es bei ihnen klappt oder nicht. Die dem Projekt zugrunde liegenden Probleme, etwa steigende Mieten oder auch Einsamkeit im Alter, könnten gerne noch etwas mehr Platz einnehmen. Die fünftägige Probewoche ist jedenfalls zu kurz, um die Zuschauer tatsächlich mitzunehmen auf eine emotionale Reise - selbst die Teilnehmer waren wahrscheinlich zu sehr mit Unternehmungen für die Kamera beschäftigt, um einander wirklich gut kennenzulernen. 

Vox zeigt "Altes Haus sucht Mitbewohner" ab sofort immer dienstags ab 20:15 Uhr.