Erst seit etwas mehr als einem Jahr ist Home & Garden TV (HGTV) on Air. Der Discovery-Sender musste in den zurückliegenden Monaten erst einmal von den Zuschauern gefunden werden, im September reichte es erstmals zu 0,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Das ist kein Grund zum Jubeln, aber Discovery hat ordentliche Aufbauarbeit geleistet und will bei seinem kleinen Sender nun verstärkt in eigenes Programm investieren. Daher schickt man jetzt das Format "Haus des Jahres" auf Sendung. 

In der Sendung, die unter dem Titel "Home of the Year" erstmals in Irland produziert wurde, begeben sich Innenarchitektin Eva Brenner und Setdesigner Guido Heinz Frinken gemeinsam mit wechselnden Gast-Juroren auf die Suche nach dem besten Haus der Republik. Wobei die Bewertung allein den drei Experten überlassen bleibt. Pro Folge werden drei Häuser vorgestellt, die von den Juroren besichtigt und anschließend bewertet werden. Architektur, Wohlfühlfaktor, Inneneinrichtung, Design und Charakter wollen Brenner und Frinken mit in ihre Wertungen einbeziehen, sagen sie. Pro Folge gibt es ein Sieger-Haus, das dann automatisch ins Finale einzieht. Dort wird dann der Sieger gekürt und mit 10.000 Euro belohnt. 

Umgesetzt wurde die Produktion von Good Times. Die Mannschaft von Sylvia Fahrenkrog-Petersen hat einen überwiegend guten Job gemacht und beschert HGTV so einen soliden Einstieg in den Bereich der Eigenproduktionen. "Haus des Jahres" ist kein spannungsgeladenes Entertainment-Fernsehen, weiß aber unaufgeregt und kurzweilig zu unterhalten. Als völlig richtige Entscheidung etwa erweist es sich, pro Ausgabe gleich drei Häuser zu zeigen. So bleiben für die Objekte jeweils rund 15 Minuten, was für viel Abwechslung sorgt. 

Kurzweiliges Eskapismus-Fernsehen

"Haus des Jahres" ist zudem wahr gewordenes Feelgood-Fernsehen. Man kann sich verlieren in den oftmals großzügigen Häusern, Träumen durchaus erwünscht. Das Format bedient den Wunsch vieler Zuschauer nach Eskapismus gut: Wenn man sich schon kein eigenes Haus im Grünen mit rund 200 Quadratmetern (und idealerweise noch 15.000 Quadratmetern Grundstücksfläche) leisten kann, dann ist es immerhin möglich, sich das Objekt der Begierde anzusehen. Und auch wenn die Juroren eigentlich immer irgendwas zu meckern haben, ist es Kritik auf hohem Niveau. Denn alle Objekte sind Luxus. 

Die Auswahl der Häuser in Ausgabe eins ist dann aber durchaus unterschiedlich. In Villingen-Schwenningen etwa wirft man einen Blick in das schmalste Haus der Stadt, das zwar nur insgesamt 2,8 Meter breit ist, dafür aber fünf Etagen hat. In Rheinbach geht’s in eine alte Fabrikantenvilla (Frinken: "Ich muss jetzt erstmal den Raum fühlen") und in Bad Münstereifel bewerten die drei Juroren ein modern eingerichtetes Haus mitten im Grünen. 

Hölzerne Schnittbilder und Dudelmusik

Für Immobilien-Fans und alle, die sich für Wohnen interessieren, ist "Haus das Jahres" ein tolles Format, um mal einen Blick in Häuser zu werfen, die man nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Hier und da gibt es beim "Haus des Jahres" aber auch noch Verbesserungspotenzial. Am nervigsten sind in Ausgabe eins die Schnittbilder, die etwas sehr hölzern und gestellt daherkommen. Die Dudelmusik, die immer dann eingespielt wird, wenn Bilder des jeweiligen Hauses gezeigt werden, vermittelt außerdem Fahrstuhl-Feeling. 

Das sind aber allenfalls Kleinigkeiten, die es in Zukunft auszumerzen gilt. Grundsätzlich haben Good Times und HGTV ein wunderbares Feelgood-Format für Wohn-Fans geschaffen, das kurzweilig und unaufgeregt daherkommt. Das ist übrigens auch den beiden Experten zu verdanken: Brenner und Frinken harmonieren gut, erläutern ihre Kritikpunkte verständlich und gaukeln keine Ekstase vor. Darüber hinaus passt das Format wie die Faust aufs Auge zum kleinen Sender (Home & Garden TV) und zahlt daher gut auf die Marke ein. Oder wie Eva Brenner in Folge eins in ihrer Analyse eines Hauses sagt: "Hier war ein Profi am Werk, der auf Nummer sicher gehen wollte."

HGTV zeigt "Haus des Jahres" ab sofort immer mittwochs ab 20:15 Uhr.