Klimawandel? Corona-Pandemie? Vermutlich könnte nicht einmal eine Zombie-Apokalypse dafür sorgen, dass Ruth Moschner vor der Kamera schlechte Laune hat. Selbst das "Buchstaben-Battle" moderiert sie munter weg, als sei das Fernsehen gerade eigens dafür neu erfunden worden. Dabei handelt es sich nur um eine ziemlich unspektakuläre Show, die Sat.1 neuerdings im Vorabendprogramm ausstrahlt. Beim innovativen ProSieben-Ratespiel "The Masked Singer" konnte man Moschners Enthusiasmus noch einigermaßen nachvollziehen. Hier aber stellt sich die Frage, ob die Moderatorin parallel etwas anderes sieht, das ihr ständiges Lachen, Feixen und Glucksen erklärt.

In der neuen Sendung, die Sat.1 dem Publikum ab sofort im Doppelpack mit "5 Gold Rings" anbietet, treten zwei Kandidaten gegeneinander an, die von jeweils zwei Promis beim Raten unterstützt werden. Über vier Quiz-Runden hinweg gilt es, Sekunden zu erspielen, die die Chance, das Finale zu gewinnen, massiv erhöhen. Bis das jedoch gespielt werden kann, heißt es unter anderem "Mut zur Lücke" - ein Spiel, das an eine Schnellraterunde beim "Glücksrad" erinnert, nur eben ohne Glücksrad. Die Team-Mitglieder müssen so lange Buchstaben hinausposaunen, bis die Lösung erraten ist: E! N! S! Scheune!

Ähnlich simpel funktioniert der "Buchstaben-Salat", der sich in Wahrheit als Buchstaben-Gitter erweist, in dem vorwärts oder rückwärts geschriebene Wörter erkannt werden müssen. Das funktioniert zum Mitraten ausgesprochen gut; einen Innovationspreis werden Sat.1 und die Produktionsfirma ITV Studios Germany dafür aber wohl kaum bekommen. Die Zeit, die man mit dem Schauen der Show verbringt, könnte man auch dafür nutzen, Galgenmännchen zu spielen oder Kreuzworträtsel zu lösen.

Immerhin erklären diese beiden Spiele ganz gut, weshalb die Show "Buchstaben-Battle" heißt. Bei den beiden anderen Vorrunden ist der Zusammenhang schon nicht mehr ganz so gut erkennbar: Mal muss aus vier vorgegebenen Antworten die richtige herausgefunden werden, ein anderes Mal gilt es, Songs mit Hilfe kurzer Hinweise zu erraten. Das ist etwas ärgerlich, weil es so wirkt, als seien den Machern die Ideen ausgegangen, wie man möglichst kreativ mit Buchstaben umgehen kann.

Erst mit dem Finale kommt die Spannung

Im Finale klappt das schon besser: Dort bekommen beide Kontrahenten gleich 26 Fragen gestellt, deren Antworten der Reihe nach von A bis Z beginnen müssen. Tatsächlich gelingt es dem Format damit zum Schluss, doch noch einen Ansatz von Spannung aufkommen zu lassen. Während die ersten Runden oft laut und hektisch daherkommen, geht es im Finale ohne überdrehte Störgeräusche weitaus fokussierter zu. Das steigert die Lust vor dem Fernseher, sich auf das Spiel einzulassen.

Für den Rest der Show aber gilt, was der Comedian Martin Klempnow noch vor der ersten Runde zu Protokoll gibt. "Diese Sendung macht einen fertig", stöhnt er - nicht ahnend, dass sein Team im Spiel "Mut zur Lücke" kurz darauf mehr Lücken als Mut aufweisen wird. Keinerlei Punkte erspielen er und seine Mitstreiterin Panagiota Petridou für ihren Kandidaten Elias. Besser läuft es für Kandidatin Stefanie und ihre Unterstützer Aleksandra Bechtel und David Werker, der – Achtung, lustig – mit ABC-Pflastern am Körper und einem Bad in der Buchstaben-Suppe für den Auftritt in der Sendung geprobt haben will.

An der Motivation der Protagonisten liegt es sicher nicht, dass der Funke beim "Buchstaben-Battle" nicht so recht überspringen will; zu beliebig und austauschbar kommen die einzelnen Runden daher, als dass vor dem Fernseher Spannung aufkommt. Über weite Strecken hinweg plätschert die Sendung ziemlich egal vor sich hin. Das Finalspiel zeigt jedoch, dass durchaus Potenzial vorhanden ist. Doch ganz egal, wie gut oder schlecht die Show auch sein mag: Ruth Moschner lässt sich die Laune so schnell nicht verderben.

"Buchstaben-Battle", montags bis freitags um 18:00 Uhr in Sat.1

Mehr zum Thema