Foto: ZDF/Christiane PauschEin bisschen Wehmut war schon dabei, als am Sonntag zum ersten Mal nach 25 Jahren die Kindersendung „Löwezahn“ ohne Peter Lustig über den Bildschirm flimmerte. „Löwenzahn“ ohne den Mann in der Latzhose, der jung und alt ganz beiläufig die Welt erklärt, das ist wie die „Harald Schmidt Show“ ohne Harald Schmidt, so die Befürchtung.

Ab sofort wohnt Fritz Fuchs, gespielt von Guido Hammesfahr, bekannt unter anderem aus Anke Engelkes Comedy „Ladykracher“, in dem blauen Bauwagen in Bärstadt. Mit großer Sorgfalt wurde der Übergang inszeniert. Immer wieder betont Nachbar Paschulke, dass die Jahre mit Lustig „eine andere Zeit“ waren, da macht sich unter den Figuren Skepsis breit, ob so ein „Jung-Fuchs“ das hinkriegt. Der bedeutende Unterschied zwischen altem und neuen Bauwagenbewohner liegt, darin, dass Peter Lustig Peter Lustig war. Fritz Fuchs hingegen ist die Figur eines Schauspielers. Eines guten allerdings.
 
 
Die Einführung des neuen Moderators ist geschickt gemacht und zeugt von großem Respekt für Peter Lustig. Bastler und Sympath Fritz Fuchs stößt per Zufall auf den verlassenen Bauwagen, beschließt nach Querelen mit seiner bisherigen Nachbarschaft („Sie passen nicht in unser Haus“), dort einzuziehen und macht den ollen Wagen wieder fit für die Abnahme durch das Ordnungsamt – Strom, Wasser, Telefon inklusive. Ein Mann vom Schlage Lustigs! Gestört wird der Bau durch den Schrotthändler, der den Wagen für jede Menge Geld verkaufen will – im Übrigen dargestellt vom ewig sinsister wirkenden Ralf Richter. Auch Nachbar Paschulke will nicht jeden in den Bauwagen lassen. "Der Lustig war ein Lebenskünstler" lässt er den Frischling wissen.

Foto: ZDFGanz nebenbei erklärt Fritz Fuchs – der sich nicht durch eine Latz-, sondern eine Zimmermannshose auszeichnet – die technische Infrastruktur städtischer Wohnbebauung. Abgesehen von der gewohnt hohen Qualität vom Buch und dessen Umsetzung erstaunt bei „Löwenzahn“ immer wieder der hohe Produktionsaufwand – so zum Beispiel bei Requisiten, Musikeinsatz und anderem mehr -, der so manche Prime-Time-Produktion auf anderen Sendern in den Schatten stellt.

Mit dem neuen „Löwenzahn“ hat das ZDF einen Spagat gewagt. Natürlich kann man eine Sendung mit ihrem Schöpfer, Gesicht und Geist in den Ruhestand schicken. Doch auf der anderen Seite: Warum sollte man eine erfolgreiche Sendung, ein Aushängeschild, einstellen – noch dazu wenn eine große Wertschöpfungskette mit Büchern, DVDs, Zeitschriften und anderem dranhängt?

Die erste Folge „Löwenzahn“-Reloaded kann nur als gelungen bewertet werden. Da dürfen die Figuren auch auf den geglückten Einzug anstoßen. Und das tun sie, wie es sich für die Sendung gehört, natürlich mit selbtsgepumptem Wasser aus dem Grundwasserbrunnen.