Hermann hat allen Grund zur Freude: Der Wissenschaftler soll den Nobelpreis bekommen. Es gibt nur einen kleinen Haken: Hermann ist tot – nur fünf Tage vor der Bekanntgabe des Preisträgers ist er friedlich eingeschlafen. Weil der Gewinner gemäß der Statuten zumindest zum Zeitpunkt der Verkündung am Leben sein muss, hegen seine vier Freunde einen äußerst abenteuerlichen Plan: Damit Hermanns Name in die Geschichtsbücher eingehen kann, tun sie alles, um seinen Tod geheimzuhalten.

"Unter Freunden stirbt man nicht", sagt Joachim, ein Mitglied der rüstigen Truppe, irgendwann beim gemeinsamen Abendessen, nachdem sich der erste Schock über den plötzlichen Tod gelegt hat. Sein Ausspruch ist zugleich der Titel dieser Miniserie, bei der es sich um die Adaption einer israelischen Geschichte handelt. Für TVNow war die Serie indes vor einem Vierteljahr der Startschuss für eine breit angelegte Fiction-Offensive – und schon nach wenigen Minuten ist klar: Es ist ein äußerst vielversprechender Startschuss. Im Übrigen auch für die Produktionsfirma Keshet Tresor Fiction, die mit dem Projekt ihr Erstlingswerk auf dem deutschen Markt liefert.

Zum Gelingen tragen gleich mehrere Faktoren bei. Da wäre natürlich zunächst der wahnsinnig unterhaltsame Plot, der sich im Laufe der vier Folgen immer weiter steigert und sowohl Spannung als auch Hunmor durchweg hochhält. Möglich ist das auch deshalb, weil die Befragung der Freunde durch einen Polizisten (Moritz Führmann) den Rahmen bildet und somit immer wieder vage andeutet, was noch alles passieren wird. Das sorgt definitiv für Vorfreude und ist ein geschickter Kniff, den Regisseur Felix Stienz ("Merz gegen Merz", "Frau Jordan stellt gleich") nach dem Drehbuch von Claudius Pläging ("Der Vorname") wunderbar in Szene setzt.

Unter Freunden stirbt man nicht © TVNOW / Frank Dicks Friedrich (Michael Wittenborn), Ella (Iris Berben), Hermann (Walter Sittler), Joachim (Heiner Lauterbach)

Großartig ist aber selbstverständlich auch das Ensemble, das mit Iris Berben, Heiner Lauterbach, Adele Neuhauser und Michael Wittenborn hochkarätiger kaum besetzt sein könnte – ergänzt um Walter Sittler, der die Leiche mimt und damit auch stumm im Mittelpunkt steht. "Zeigen wir dem Scheißtod den Mittelfinger", beschließen die vier Freunde nach anfänglicher Uneinigkeit ihr Vorhaben, ehe die herrlich absurde Handlung ihren Lauf nimmt. Da müssen ungebetene Besucher in Schach gehalten und die Beziehungen untereinander geklärt werden. Und freilich gilt es auch zu allem Überfluss auch noch, die Leiche möglichst gut zu kühlen.

Herausgekommen ist eine wunderbare Serie, die längst nicht nur vom Tod erzählt – "frech, rotzig, unangepasst und ehrlich" geht es um Freundschaft, wie Iris Berben die Stärken von "Unter Freunden stirbt man nicht" sehr treffend zusammenfasst. Dazu kommt, dass trotz des roten Fadens viel Raum bleibt, um tiefer in das Seelenleben der einzelnen Protagonisten zu blicken, mit all ihren Unzulänglichkeiten. Mit der Mischung aus Tränen und teils bitterbösen schwarzem Humor entsteht somit eine herrliche Reibung, von der man vor dem Fernseher nicht genug bekommen kann. 

Ein Glücksfall ist die Miniserie letztlich auch für Vox, wo die Ausstrahlung von dieser Woche an erfolgen wird – ein Modell, das in Zukunft zum Standard werden soll. "Streaming und Broadcasting gehen Hand in Hand", sagt Vox-Chef Sascha Schwingel und stellt für 2021 "so viel eigenproduzierte Fiction bei Vox wie nie zuvor" in Aussicht. Tatsächlich folgt schon in Kürze der "Club der roten Bänder"-Ableger "Tonis Welt". Dass der Cast von "Unter Freunden stirbt man nicht" gewissermaßen den Gegenentwurf zum jungen Ensemble des ersten Serien-Hits von Vox ist, stört Schwingel nicht. "Jede Geschichte, die berührt, passt zu Vox", betont er. Und tatsächlich: Berührend ist der Neustart ganz sicher. Und über weite Strecken auch noch unfassbar lustig.

"Unter Freunden stirbt man nicht", mittwochs um 20:15 Uhr bei Vox

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form zum Start der Ausstrahlung bei TVNow erschienen.