"Lautstärke um jeden Preis ist nicht das, was wir vorhaben." Das hat Sat.1-Chef Daniel Rosemann vor wenigen Wochen im DWDL.de-Interview gesagt. Von "Promis unter Palmen" und "Plötzlich arm, plötzlich reich" hatte man sich damals gerade verabschiedet. Es war auch das Eingeständnis, dass immer krawalligere Reality-Formate nicht gut sind. Das gilt allgemein, aber eben auch sehr speziell für Sat.1. Nun hat man mit "Mein Date, mein bester Freund & Ich" ein neues Format auf Sendung gebracht - und einiges besser gemacht als in der Vergangenheit. 

Das Format ist eine von ITV Studios Germany produzierte Kuppelsendung, in der Single-Frauen auf Männer treffen, um möglichst ihre große Liebe zu finden. Sie sind aber nicht allein auf der Suche, denn Unterstützung erhalten die Frauen durch ihre besten, schwulen Freunde. Warum Sat.1 das "schwul" aus dem Titel gestrichen hat, ist nicht ganz klar. Denn durch die schwulen Männer gibt’s eine Ebene in dem Format, die vergleichbaren Sendungen fehlt. Doch dazu später mehr. Pro Folge wird ein Paar raus gewählt - und am Ende steht im Idealfall eine Frau, die ihre große Liebe gefunden hat. Ihr schwuler Freund erhält für die erfolgreiche Kuppelei 50.000 Euro. Bei dem Format handelt es sich nicht um die Adaption eines internationalen Formats, entwickelt worden ist die Show im Rahmen der ProSiebenSat.1 Pitch Days.

Acht Frauen und ihre schwulen Freunde ziehen in die Villa auf Teneriffa - und bereits nach etwas weniger als 20 Minuten sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingezogen und kurz vorgestellt. Die Sendezeit von netto 120 Minuten hätte gerne etwas geringer ausfallen können, bei der Vorstellung hat man aber nicht getrödelt. Als "herzliche Sendung" hatte Daniel Rosemann das Format beschrieben. Und tatsächlich gibt’s hier nur ganz vereinzelt harte Auseinandersetzungen und Zickereien unterhalb der Gürtellinie. Im Prinzip fokussiert sich alles auf das Kennenlernen und die Ratschläge der schwulen Begleiter - und das reicht zum Auftakt auch schon, um zu überzeugen. 

Geht's um die Frauen oder ihre schwulen Freunde? 

Es braucht keine Männer und Frauen, die sich beleidigen, rumschreien oder buchstäblich die Augen auskratzen. Zwischenzeitlich kann man aber schon mal den Überblick verlieren: Geht es jetzt noch um die Frauen und ihre Männer? Oder doch viel eher um die Schwulen? Als sich der erste Single-Mann ankündigt, schreit einer der homosexuellen Teilnehmer am lautesten "WO?" - und zur Begrüßung stehen dann auch gleich drei schwule Männer vor dem Single, der nicht so recht weiß, wie ihm geschieht. 

Tatsächlich wissen die Männer angeblich nicht, dass neben den Frauen auch ihre schwulen Freunde in der Villa wohnen. Es wäre vielleicht ganz ratsam gewesen, dieses Konzept den Zuschauerinnen und Zuschauern zu erklären. Denn so richtig ersichtlich wird es nicht, als nach und nach immer mehr Männer in der Villa aufkreuzen. Etwas absurd dann auch etwas später die Situation, als eine Frau einen weiteren, neuen Mann kennenlernen sollte. Ihr schwuler Freund sollte ihn vorab "abchecken" und sich als Barber ausgeben. Der löcherte den Neuling prompt mit einigen intimen Fragen und als plötzlich die Frau den Salon betrat, war der Mann gar nicht mehr so überrascht, wie man es hätte vermuten können. Es war die einzige Stelle zum Auftakt, die etwas unauthentisch wirkte. 

Überhaupt passiert bei "Mein Date, mein bester Freund & Ich" recht viel. Datet eine Frau einen zweiten Mann, muss sie sich kurz danach entscheiden, ob sie lieber ihn näher kennenlernen will - oder doch weiter bei dem bleibt, der in der Villa auf sie wartet. Und so ist die Reise für zwei Männer in Folge eins schon wieder vorbei. 

Kein Krawall, sondern "Love is Love"

Spannend dürfte in den kommenden Wochen in jedem Fall noch die Dynamik unter den schwulen Teilnehmern werden. "Wieso soll man nicht auch mal an sich selbst denken?", bringt es einer von ihnen auf den Punkt. Gut möglich, dass auch hier Annäherungen stattfinden - Konfliktpotenzial wäre in einem solchen Fall vorprogrammiert. Dass die Macher durchaus an ein solches Szenario gedacht haben, zeigt die Tatsache, dass die Schwulen alle in einem Raum schlafen. Die Frauen und ihre potenziellen Partner (Sat.1 spricht penetrant von "Love Couples") teilen sich wiederum ein Bett. Diese zweite Ebene eröffnet so einige Möglichkeiten für die Macherinnen und Macher. Bleibt abzuwarten, ob sie diese auch nutzen.

"Mein Date, mein bester Freund & Ich" hebt sich wunderbar von Krawall-Formaten ab, die zuletzt in Sat.1 zu sehen waren. Und unterschwellig sendet man auch eine Botschaft mit, die selbst im Jahr 2021 nicht zu unterschätzen ist: Auch Hetero-Männer können ganz normal und ohne Probleme in einem Haus mit Schwulen leben. Homophobie ist jedenfalls kein Thema. Am Ende muss ein Paar die Villa verlassen - und der schwule Mann heult Rotz und Wasser, während seine Freundin neben ihm steht und das Ergebnis der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gelassen zur Kenntnis nimmt. Überhaupt läuft das Voting am Ende überwiegend harmonisch ab. "Love is Love" ist die Message, die mitschwingt. Um diese Botschaft in die Welt zu tragen, kann Sat.1 nie laut genug sein. 

Sat.1 zeigt "Mein Date, mein bester Freund & Ich" immer montags um 20:15 Uhr.