Wer regelmäßig Spieleabende veranstaltet, der wird es kennen: Es gibt da diejenigen, die vor Spielbeginn alles fein säuberlich sortieren, vorbereiten und insbesondere die Spielanleitung exakt studieren – inklusive Lesung derer für sämtliche Mitspielende. Und dann gibt es da die Spezies, die einfach loslegt und getreu dem Motto "während des Spielens lernt man's am Besten" agiert. Zu diesem Menschenschlag gehören vermutlich auch die Verantwortlichen der neuen RTL-Spielshow "The Wheel", einer Ratesendung mit einem umfassenderen Regelwerk als es bei anderen bekannten Quizsendungen im deutschen Fernsehen der Fall ist. Die Spielregeln der Produktion von Warner Bros. International Television Production Deutschland GmbH bleiben nämlich eine Zeit lang ein ganz eigenes Rätsel.



In der Sendung, die in Großbritannien bei der BBC schon ein Hit ist, spielen drei Teilnehmende mit sieben Promis um das große Geld. Zu beantworten gibt es Fragen aus sieben Kategorien, die jeder Promi selbst mitgebracht hat. Marcel Reif etwa hat – logisch – Fußball ausgewählt, Wigald Boning Tiere, Joyce Ilg das Thema Glück. In weiteren Episoden wird sich unter anderem Julian F.M. Stoeckel am Themenfeld Politik versuchen, Bernd Stelter an Karneval und Guildo Horn an Wurstwaren.

Ein Zufallsgenerator bestimmt bei jeder Fragerunde, mit wessen Hilfe die Kandidatin oder der Kandidat die nächste Multiple-Choice-Frage beantwortet. Stoppt das Rad beim jeweiligen Experten, erhöht sich die mögliche Gewinnsumme. Aber es muss auch ein Promi festgelegt werden, der nicht antworten darf. Landet der Zufallsgenerator auf so einem roten Feld - oder wird die Frage falsch beantwortet, geht es für den Spielenden ein Stockwerk tiefer, quasi in den Keller, wo zwei andere Teilnehmende sitzen. Auch diese sitzen auf einer sich drehenden Bühne und werden nach Zufallsprinzip einzeln nach oben geschickt - gerne auch mehrfach. Sie spielen zunächst gemeinsam darum, die mögliche Gewinnsumme nach oben zu treiben.

The Wheel © TV Now / Laura Oldenbroek


So weit, so kompliziert. Warum letztlich aber alle Promis immer alle Fragen beantworten, wird erst ganz zum Schluss klar. Diese Frage ist ein weiteres der unfreiwilligen Rätsel dieser Sendung. Die Antwort: So wird ein Ranking erstellt, das für die Promi-Auswahl im Finale und die Gewinnsumme wichtig ist. Geht man mit dem stärksten Promi als Unterstützung ins Finale, halbiert sich die Gewinnsumme, wählt man den schlechtesten, verdoppelt sie sich. Die Regeln haben noch weitere Ausschweifungen, etwa, dass sich ein Stuhl gegen Ende der Vorrunde auch mal in Silber färben kann. Möglich also, dass das Regelwerk von "The Wheel" für einen späten Freitagabend ein wenig zu viel Ecken und Kanten bietet. Möglich aber auch, dass die genaue Ausgestaltung und Umsetzung der Regeln dem Zuschauer am Ende relativ egal sind, weil es "The Wheel" dank eines sympathischen Promi-Casts schafft, eine gute Grundstimmung zu erzeugen. Dass auf der Bühne alle Spaß haben, wäre übrigens auch zu merken gewesen, wenn die auf ihren Stühlen sitzenden Prominenten nicht mit Händen und Oberkörper zu bekannten Charthits hätten tanzen müssen, während sich die Bühne beim Auswahlprozess in bester Jahrmarkt-Manier dreht.

Unnatürlich fühlt sich an einigen Stellen der eingespielte Applaus an, gleiches gilt für andere abgespielte Publikumsgeräusche. Und auch der ein oder andere Bildschnitt erfolgt – nicht nur für's geschulte Auge – etwas unsanft. Ruhig geht es im Studio ohnehin nicht zu, da sich immer wieder alles dreht, Kandidaten rauf- und runterfahren und neben dem Boden auch der Hintergrund mit großer LED-Wand ausgestattet ist. Das muss man ebenso mögen wie die allgemein sehr knallige Farbgestaltung. Für eine Quizshow mit 90 Minuten reine Sendelänge sind es zudem ein bisschen wenige Fragen, die der grundsolide agierende Moderator Chris Tall stellt. Ohnehin steht das Wissen der Teilnehmenden weniger im Fokus als bei anderen Formaten. Wichtiger ist es, Promis in ihren Kategorien scheitern oder eben brillieren zu sehen.



Am Ende erweist sich die RTL-Programmierung am Auftaktwochenende als durchaus sinnvoll. Der Sender zeigt nämlich 24 Stunden nach dem Debüt, also am späteren Samstagabend, gleich die zweite Folge – danach geht es im wöchentlichen Takt immer freitags weiter. Wer nach der Premiere also auf den Geschmack gekommen ist und sich ein grobes Bild vom Regelwerk hat machen können, bekommt recht umgehend Nachschlag. Oder wie es auf so manchem Spieleabend heißt: "Spiel' ma' noch 'ne Runde?!"

RTL zeigt die zweite "The Wheel"-Folge am Samstag, 24. Juli um 22:15 Uhr, vier weitere dann immer freitags um 22:15 Uhr.