Lange hat Vox am Freitagabend auf Recht und Ordnung ("Law & Order") gesetzt. Mangels Erfolgs musste die Krimiserie jüngst aber weichen, nun hat man den "Feelgood-Friday" ausgerufen. Wie good sich die Senderverantwortlichen am Samstag, wenn die Quoten des Vortages vorliegen, aber feelen, will man lieber nicht wissen. Nachdem sich "Princess Charming" vor einer Woche schon ziemlich schwer tat, folgt nun mit "Die Superzwillinge" der nächste Streich, mit dem man das Publikum begeistern will. Und zumindest die erste Ausgabe macht nicht unbedingt den Eindruck, dass hier etwas ganz großes auf das Vox-Publikum zurollt. 

Das Gegenteil ist der Fall: Acht Zwillingspaare ziehen in eine Villa an der Ostsee und kämpfen um den Titel "Die Superzwillinge" (und einen Geldpreis). Wahrscheinlich wäre es klug von Vox und der Produktionsfirma RTL Studios gewesen, ein wenig mehr über das Konzept der Sendung nachzudenken. Denn tatsächlich erschöpft sich alles in der Tatsache, dass man viele Zwillinge auf einem Haufen sieht - und irgendwann geht’s auch noch um Spiele, durch die man sich vor einem Rauswurf schützen und Geld gewinnen kann. 

Es geht rund um die Uhr um Eigenheiten der Zwillinge und immer wieder versichern sich diese einander, wie ähnlich sie sich sind - oder eben auch nicht. Das ist teilweise kurios und auch ganz witzig, wenn das eine Paar sogar vorgibt, immer das gleiche zu essen - inklusive exakt abgewogener Lebensmittel. Dass es aber offenbar gar kein anderes Thema gibt, macht die neue Vox-Sendung ziemlich schnell langweilig. Das hat auch mit den Teilnehmenden zu tun, die das Thema immer wieder aufbringen und darüber diskutieren, ob sie nun lieber als eine Person angesehen werden oder lieber jeder für sich als Individuum. Auch das gleichzeitige Sprechen von einigen Zwillingen macht das Format anstrengend. 

Solider Einstand von Amira Pocher bei Vox

Faszinierend sind Zwillinge ja irgendwie schon, aber die Tatsache, dass Menschen gleich aussehen (und angeblich auch gleich ticken), ist eben noch keine Basis für eine sechsteilige Realityshow. Egal ob Zwilling oder nicht - vor dem Fernseher werden die Zuschauerinnen und Zuschauer wohl ziemlich schnell müde werden. Hinzu kommt, dass auch die Spiele teilweise die Zwillingskonstellationen aufgreifen. Da müssen sich die Kandidatinnen und Kandidaten in einem Raum Dinge aussuchen - und hoffen, dass ihr Zwilling das gleiche ausgewählt hat.  

Amira Pocher © RTL / Frank Beer Amira Pocher
Bei den Spielen kommt dann auch Amira Pocher zum Einsatz, die durch das Geschehen führt und auch bei der Rauswurf-Zeremonie am Ende jeder Folge mit dabei ist. Für sie ist es sozusagen das Warmlaufen, ab dem kommenden Jahr ist sie als "Prominent"-Moderatorin regelmäßig bei Vox zu sehen. Bei den "Superzwillingen" führt sie unauffällig durch die Challenges, was nichts schlechtes ist. Ihre Moderationsfähigkeiten bewegen sich irgendwo zwischen Sophia Thomalla und Cathy Hummels, was eigentlich sehr beachtlich ist, wenn man weiß, dass "Die Superzwillinge" Pochers erste eigene Sendung ist. Bislang war sie in diversen Formaten meist die Frau an der Seite von Oliver Pocher, von diesem Image kann sie sich bei Vox nun befreien. Die Schlagfertigkeit einer Sophia Thomalla ("Are You The One", "Date Or Drop") fehlt ihr noch, den direkten Vergleich mit Cathy Hummels ("Kampf der Realitystars") muss sie aber keineswegs scheuen. 

"Feelgood-Friday" mit herbeigeführtem Streit

Dass Vox und RTL Studios bei dem recht platten Konzept darauf verzichten, das einzige Zwillingspaar, das nicht 1:1 gleich aussieht, noch einmal extra zu besprechen, ist eine kleine Überraschung - ist es doch eine offensichtliche Vorlage für eine Geschichte, wo es doch sonst schon die ganze Zeit um das Zwillings-Momentum geht. Aber auch diese Geschichte wird wohl unter den Teilnehmenden selbst noch zu genüge besprochen werden. Der Cast ist in jedem Fall gelungen, es gibt Influencer und Models, aber auch Musiker, zwei Frauen, die Weltrekorde brechen, und ein etwas älteres Zwillingspaar. Nur: Sie haben keine wirklich interessanten Geschichten zu erzählen. Sie sind halt Zwillinge - und das finden offensichtlich alle schon spannend genug.

Positiv hervorzuheben sind noch die Off-Kommentare, die auf den Punkt geschrieben sind und dank Sprecher Thorsten Schorn weiß man auch direkt, bei welchem Sender man gelandet ist. Aber auch die Sprüche aus dem Off können kein Format retten, bei dem es einfach total egal ist, wer rausfliegt. Um etwas Schwung reinzubringen, lässt Vox die Zwillingspaare in Folge eins übrigens Fragen beantworten, um bewusst Ärger in der Gruppe zu schüren. Wie das zum neuen "Feelgood-Friday" passt, sei dahingestellt. Vielleicht hätte man sich entscheiden müssen: Will man ein Reality-Format, das voll auf die Zwölf geht? Dann hätte man sich bei den "Superzwillingen" mehr trauen müssen. Oder will man Feelgood-Fernsehen? Dann sollte man vielleicht nicht so offensichtlich Streit unter den Teilnehmenden provozieren - wobei der ziemlich schnell verflogen ist. So wie alles, was bei den "Superzwillingen" passiert. 

Vox zeigt sechs Ausgaben von "Die Superzwillinge" immer freitags ab 20:15 Uhr.