Schon vor dem Rauswurf von Dieter Bohlen überraschte RTL mit der ein oder anderen Entscheidung. Dazu gehörte zweifellos auch die Ankündigung, "Adam sucht Eva" nicht fortzusetzen - und das trotz guter Quoten. Dass das Format von Warner Bros. bei RTLzwei weitergehen würde, war 2019 schnell klar. Für Senderchef Andreas Bartl dürfte es ein unverhofftes Geschenk gewesen sein, passt "Adam sucht Eva" doch ziemlich gut zum Sender, der sich wie kein zweiter dem Genre Reality verschrieben hat. 

Mit Ausnahme von Staffel zwei, die um 21:15 Uhr lief, zeigte RTL in den zurückliegenden Jahren alle "Adam sucht Eva"-Folgen am späten Abend. RTLzwei setzte die Nackt-Kuppelshow nun aber auf den Sendeplatz um 20:15 Uhr. Und wer dachte, das könnte dazu führen, dass die Show irgendwie zurückhaltender ist (Der Jugendschutz lässt grüßen!), dem sei nach der Premiere von Folge eins gesagt: Es ist nicht so. Die Kandidatinnen und Kandidaten sind, wie auch in der Vergangenheit, komplett nackt und ja - RTLzwei zeigt auch um 20:15 Uhr alles

"Jede Folge wurde von unserem Jugendschutz analysiert und freigegeben", heißt es von einer Sendersprecherin gegenüber DWDL.de. "Im Falle von ‘Adam sucht Eva’ steht die Nacktheit zum einen nicht in einem sexualisierten Kontext, zum anderen wird sie nicht voyeuristisch inszeniert." Im Kern geht es beim Jugendschutz immer um die Frage, ob Inhalte Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung negativ beeinträchtigen können. Bei RTLzwei sieht man dem offenbar gelassen entgegen - freilich kann man darüber streiten. 

Denn ganz klar bedient "Adam sucht Eva" Voyeurismus und oft genug ist die Sendung auch ziemlich derbe - das war sie aber schon immer. Wenn sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so begegnen, wie Gott sie schuf, geht es oft genug um die Tatsache, dass nun alle nackt sind. "Untenrum fand ich sehr schmackhaft", sagt etwa eine Kandidatin über einen Mann. Und als eine andere Frau sagt, sie habe zunächst gedacht, Tarzan käme auf sie zu (wegen der Haare des Mannes!), folgt der Kommentar aus dem Off schnell: "Vielleicht liegt es an der schwingenden Liane". Immerhin wird nicht viel um den heißen Brei herumgeredet: "Ja klar, man guckt natürlich immer zuerst auf das Würstchen", erklärte eine Kandidatin freimütig. 

Flöte, Knüppel, und Comic-Palmen

Am Ende des ersten Abends vergleichen zwei Männer noch die Länge ihrer besten Stücke, hier fällt besonders häufig das Wort "Flöte". Und nachdem sich beide attestiert haben, einen "großen Knüppel" zu haben, geht’s ins Bett. Am nächsten Morgen ist der besagte Knüppel eines Mannes tatsächlich stark angewachsen, was die Postproduktion eher schlecht als recht mit einer Comic-Palme versucht hat zu überdecken. "Sei ehrlich, war ein Hammer", sagt der besagte Knüppelträger zu seinem Schwanzvergleich-Kollegen vom Abend vorher, als sich die Situation wieder beruhigt hat. 

Ob das alles tatsächlich so Jugendschutz-konform ist, sei einmal dahin gestellt. Vor zehn Jahren hätte "Adam sucht Eva" in dieser Form wohl einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Gut möglich, dass es auch jetzt wieder kritische Stimmen von Organisationen und Verbänden geben wird. Der ganz große Aufschrei wird aber wohl ausbleiben, weil das, was "Adam sucht Eva" zeigt, natürlich nichts ist im Vergleich zu dem, was im Internet heutzutage hoch und runter läuft. Dass RTLzwei das Format um 20:15 Uhr zeigt, ist aber vielleicht trotzdem die größte Überraschung des Comebacks. 

Wie war das mit dem Jugendschutz?

Ansonsten fühlt sich die Nackt-Kuppelei nämlich sehr vertraut an. Ähnlich wie RTL in der Vergangenheit setzt auch RTLzwei auf einige Promis, die an der Show teilnehmen. Wobei man schon ein TV-Junkie sein muss, um die zu kennen. Am bekanntesten ist zum Auftakt wohl die ehemalige "Germany’s Next Topmodel"-Kandidatin Gisele Oppermann, die in Folge eins auch prompt für das meiste Drama sorgt. Das fängt schon bei der Begrüßung einer anderen Kandidatin der klumschen Modelsuche an, als diese Gisele umarmen will, sie ihr aber nur die Hand gibt (und später lange darüber redet, wieso sie das gemacht hat). 

Weitere Promis sind Falko Ochsenknecht, besser bekannt als Ole ohne Kohle aus "Berlin - Tag & Nacht". Er ist übrigens der, der die ganze Zeit von "Flöten" spricht und dessen Penis von einer großen Palme überdeckt werden musste. Er ist es auch, der die ganze Zeit von Selbstbefriedigung spricht (Jugendschutz!). Und dann wäre da auch noch der aktuelle Mr. Germany, der sich durch seine spirituelle Art immer wieder für boshafte Kommentare aus dem Off empfiehlt. Dass in ihm, trotz (oder gerade wegen!) einer gewissen Langeweile, viel Humor-Potenzial für die Zuschauerinnen und Zuschauer schlummert, haben auch die Verantwortlichen der Produktion erkannt. Als Mr. Germany nämlich in einer ersten Entscheidung von seinen Mitbewohnerinnen auf der Insel eigentlich rausgewählt wird, erhält er eine zweite Chance (was direkt für Unmut bei Gisele sorgt). 

Ein Glücksfall für RTLzwei

Und sonst? Es wird geredet über Schamhaarfrisuren und wenn bei den Männern, um in der Sprache von RTLzwei zu bleiben, Liane und Glocken schwingen, gibt's Quietsch- und/oder Glockengeräusche. Hinzu kommen ein paar Spiele, um alle bei Laune zu halten. Also alles nichts, was man bei RTLzwei nicht auch genau so erwarten würde. Insofern könnte "Adam sucht Eva" der erhoffte Glücksfall für Andreas Bartl und sein Team sein. Der Sender und die Produktionsfirma Warner Bros. haben das Format stimmig neu aufgelegt und dürfen nun auf gute Quoten hoffen. RTL wollte ja nicht mehr. Nur die Jugendschützer werden sich in den kommenden Tagen vielleicht nochmal melden. 

RTLzwei zeigt "Adam sucht Eva" ab sofort immer montags um 20:15 Uhr.