Wenn Sie bislang auch nicht so recht wissen, was Sie von Hape Kerkelings TV-Comeback halten sollen und vielleicht denken, er hätte Ihnen in den letzten Jahren nicht gefehlt, möchte ich Ihnen in diesem Text die neue Vox-Reisedoku "Hape und die 7 Zwergstaaten" ans Herz legen. Die ist ab sofort immer am Sonntagvorabend zu sehen und schon die erste Ausgabe zeigt, wie sehr Hape Kerkeling dem deutschen Fernsehen in den zurückliegenden Jahren gefehlt hat. 

Das Konzept ist schnell erklärt: In sieben Ausgaben bereist Kerkeling sieben europäische Zwergstaaten, die da heißen Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco, San Marino und den Vatikan. Was auf den ersten Blick nach biederem und trockenen Opa-Fernsehen klingt, entwickelt sich schnell zu einer unterhaltsame Reise durch die Länder. Und wer sich auf Slow TV eingestellt hat, wird enttäuscht. 

In der ersten Ausgabe führt Kerkeling die Zuschauerinnen und Zuschauer nach Malta. "Ich bin ihr geopolitisches Schneewittchen", verspricht der Moderator, der in den folgenden 45 Minuten immer wieder zwischen Unterhaltung und Information wechselt. So erfährt man, wie oft Malta flächenmäßig ins Saarland passt, welche Sprache in dem Land gesprochen wird und wie sich das Land in den zurückliegenden Jahrhunderten entwickelt hat. Und wussten Sie, dass Malta das erste europäische Land war, das komplett am Reißbrett entworfen wurde? Oder wie Kerkeling sagt: "So wie Mannheim. Nur in schön."

"Hape und die 7 Zwergstaaten" ist aber keine trockene Reisedoku - und das liegt allen voran an Kerkeling, der von der Produktionsfirma i&u geschickt in Szene gesetzt wurde und den Rest seiner Spontaneität überlassen hat. Kerkeling erzählt alle Fakten über das Land mit einem Augenzwinkern und schlüpft teilweise auch wieder wie früher in andere Charaktere, auf Malta gibt er sich unter anderem als Queen. Als solche will er sich aber keinen Zugang zu irgendwelchen Veranstaltungen erschleichen, er spricht stattdessen über das Ende der französischen Besatzung Maltas und darüber, wie die Briten den Staat damals vorgefunden hatten. "Bob Geldof wäre sicher sofort ins Studio gerannt und hätte einen Benefizsong aufgenommen", scherzt Queen Kerkeling. 

Zwischen "GoT", Spanferkel und Spitze

Neben ein paar harten (Fun-)Facts über das Land gibt’s aber auch immer wieder einige Exkursionen in Themen, die man so nicht unbedingt erwarten konnte. "Vergessen Sie Cinecittà in Rom, die Pinewood Studios in London oder die MMC in Köln", sagt Kerkeling dann. "Das wahre europäische Hollywood liegt hier." Und schon steht er an dem Platz, auf dem einige Szenen der ersten Staffel von "Game of Thrones" gedreht wurden. Kerkeling outet sich als "GoT"-Banause, der die Serie gar nicht gesehen hat. 

Das hält ihn aber nicht davon ab, mit einer maltesischen Schauspielerin zu sprechen, die nach eigenen Angaben schon in mehr als 60 Produktionen mitgewirkt hat. Neben "Game of Thrones" unter anderem auch bei "Das Boot" und "Agora – Die Säulen des Himmels". Das ist vor allem deshalb sympathisch, weil die Schauspielerin trotz ihrer Engagements unbekannt ist, hat sie doch meist nur Rollen im Hintergrund. Zusammen sprechen sie über "Game of Thrones" und stellen dann sogar eine legendäre Szene der HBO-Serie nach. 

Dieser Kerkeling hat dem Fernsehen gefehlt

Kurz darauf sitzt Kerkeling hinter einem Schaf und müht sich, es zu melken, um danach daraus ein traditionelles Käse-Brotgericht, eine Ftira, zu machen. Dazu besucht er eine deutsche Auswanderin in ihrer Bäckerei, in dem ihm die Hitze augenscheinlich sehr zusetzt. Aber auch das weiß Kerkeling zu nutzen. "Kein Wunder dass das Schwein verbrannt ist", platzt es aus ihm heraus, als er beim Weg zum Ofen an einem fertig gebratenen Spanferkel vorbeikommt. Zu den weiteren Personen, die Kerkeling trifft, zählt unter anderem ein Ex-Klippenspringer, der mit seinem Hund heute noch gerne von hohen Felsen springt. Oder auch ein Opernstar, der nach einem kurzen Gespräch zusammen mit Kerkeling "Nessun dorma" singt. 

Das alles ist von i&u so liebevoll und kreativ zusammengestellt, dass "Hape und die 7 Zwergstaaten" eine sehr sehenswerte Reisedoku ist. Natürlich gibt es auch Kamerafahrten über atemberaubende Naturschauplätze, damit gibt man sich aber nicht zufrieden. Kerkeling ist sich für nichts zu schade, nimmt sich dankenswerterweise nicht zu wichtig und weiß mit seinem feinen Humor für die verschiedenen Fakten und Menschen zu begeistern. Kerkeling ist unaufgeregt und entfacht trotzdem Lust auf die Geschichten und Personen. Es ist also wahr: Hape Kerkeling hat dem deutschen Fernsehen gefehlt. Das wird durch das neue Reiseformat sehr deutlich. Willkommen zurück, Hape! Du hast gefehlt. Ich weiß es auch erst seit jetzt. 

Vox zeigt insgesamt sieben Folgen von "Hape und die 7 Zwergstaaten" immer sonntags ab 19:10 Uhr.