Darts hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem echten Kultsport gemausert, der auch für gute Quoten sorgt. Jährlich im Dezember und Januar holt Sport1 mit der Weltmeisterschaft hohe Reichweiten, am 15. Dezember geht es im "Ally Pally" wieder los. Bei dem ganzen Hype rund um den Sport war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es erste Serienprojekte gibt, die sich mit Darts beschäftigen. Sky legt nun mit "Die Wespe" vor, einer Comedyserie, in der es um einen gefallenen Darts-Profi geht, der seinen Weg zurück an die Weltspitze sucht. Die Drehbücher stammen von Jan Berger.

Eddie "Die Wespe" Frotzke wird verkörpert von Florian Lukas, der für seine Rolle die meiste Zeit in einem Trainingsanzug rumlaufen muss. Und auch sonst wirkt Vieles so, als würde die neue Sky-Serie irgendwann in den 80er Jahren spielen. Ständig macht sich irgendwer eine Zigarette an und als Eddie notgedrungen Staubsauger verkaufen muss, sind die so groß und unhandlich wie vor 40 Jahren und auch der ganze Look samt Musik erinnern an die 80er, was durchaus Charme hat und der Serie eine eigene Note verleiht. Das Team um Komponistin und "Music Supervisor" Milena Fessmann haben eine Auszeichnung für den Sound verdient, den sie der Serie verliehen haben und der auch noch dann präsent ist, wenn man alle Folgen längst gesehen hat. Wenn Eddies Frau Manu (Lisa Wagner) dann aber plötzlich auf einem großen Smartphone tippt, wird klar: "Die Wespe" spielt im Jahr 2021. 

Ganz offensichtlich konnten sich Sky und die Produktionsfirma Gaumont hier nicht klar entscheiden: Machen wir eine Serie im Hier und Jetzt, die dann auch so aussieht? Oder doch lieber eine Serie, die in den 80ern angesiedelt ist. "Die Wespe" ist eine Mischung aus beidem - mit einem klaren Hang in Richtung 80er. Die Unentschlossenheit lässt sich auch noch an anderer Stelle beobachten. 

Die Wespe © Sky/Nadja Klier Fühlt sich bei Jogginganzug, Jeansjacke und Nick-Carter-Gedächtnisfrisur noch jemand in vergangene Zeiten versetzt?

"Die Wespe" ist eine Comedyserie, kommt dafür aber über weite Strecken hinweg sehr ernst daher. Es geht um den Tiefen Fall von Eddie, die Alkoholsucht seines Freundes und Trainers Nobbe (Ulrich Noethen), den steinigen Weg zurück zum Erfolg und die Midlife-Crisis. Wenn Comedy-Elemente einfließen, wird's brachial. Da gibt es eine wilde Verfolgungsjagd, bei dem die Dartspfeile hin und her fliegen. Und als Eddie einen Pfeil im Auge stecken hat, sagt er noch ganz lässig: "Bullseye". Weil Eddie nach dem Vorfall eine Augenklappe tragen muss, läuft er natürlich ständig gegen irgendwelche Gegenstände, ist ja klar. Und wenn der gefallene Star im Bett mit seiner neuen Liebschaft ist, gibt’s nicht nur lautes Gestöhne, sondern auch ein sehr quietschendes Bett. Das ist Humor mit dem Vorschlaghammer. 

Zwischen Wahnsinn und Genialität

"Die Wespe" schwankt oft zwischen Wahnsinn und Genialität. Das geht mal so, mal anders aus. Das Zusammenspiel zwischen Florian Lukas und Ulrich Noethen funktioniert in jedem Fall gut. Die beiden sind zusammen ein ungewöhnliches, aber gutes Team, das in den Dialogen mit Berliner Schnauze die manchmal fehlende Tiefe der Charaktere wegspielt. Vor allem Lukas verkörpert die Figur des Eddie (Plauze, Schnauzer und Vokuhila) so wunderbar, dass man eben diesem Ausfälle und Ausflüchte schnell verzeiht. Hier und da gibt es aber auch Probleme mit den Figuren. Am offensichtlichsten wird das bei Kevin, gespielt von Leonard Scheicher, der in der Sky-Serie "Das Boot" gezeigt hat, was er kann. Kevin ist für Eddie so etwas wie ein Ziehsohn, stellt sich aber schon bald als größter Konkurrent für Eddie heraus - beruflich wie privat. Leider bleibt Kevin über die gesamten sechs Folgen hinweg sehr eindimensional. Bis zum Schluss ist er der schüchterne und naive junge Kerl, dem man immer gut zureden muss. 

"Eine Welt ohne Darts ist sinnlos", sagt Ulrich Noethen in seiner Rolle als Trainer Nobbe irgendwann. Das mag sicher für viele Fans der Sports stimmen. Ob es auch auf die Sky-Serie "Die Wespe" zutrifft, müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer beantworten. Es ist natürlich clever, die Serie genau jetzt zu starten, wo die Aufmerksamkeit auf das Thema Darts ohnehin groß ist und in den kommenden Wochen noch größer wird. Das ist ein gutes Umfeld für Werbung und Marketing-Maßnahmen. "Die Wespe" schwankt oft zwischen tiefgehendem Drama und Comedyserie mit Klamauk-Elementen, damit ist die Serie so unberechenbar wie die Darts-Profis in der realen Welt.  

"Die Wespe" ist ab sofort immer freitags um 20:15 Uhr bei Sky One zu sehen. Alle Folgen stehen bereits jetzt bei Sky Ticket und Sky Q zum Abruf bereit.