Es kommt nicht allzu häufig vor, dass Castingshows das Fundament einer lange anhaltenden Karriere sind. Doch im Falle von Sarah Engels ist genau das ohne Zweifel der Fall. Dabei hat die Sängerin gar nicht den Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar" eingefahren, sondern ihrer späterer Ehemann Pietro Lombardi, mit dem man sie später in zahlreichen Dokusoaps gesehen hat. Von "Sarah & Pietro... bauen ein Haus" über "… bekommen ein Kind" bis hin zu "… im Wohnmobil durch Italien" war alles dabei.

Fast schon folgerichtig endete die Beziehung später mit dem TV-Special "Die ganze Wahrheit". Das ist fünf Jahre her und hätte wahrlich auch das Ende der medialen Karriere von Sarah Engels bedeuten können. Glücklicherweise ist das nicht der Fall, denn die 29-Jährige besitzt echtes Talent – und brachte nicht zuletzt durch ihre Auftritte bei "The Masked Singer" das Publikum mit ihrer Stimme zum Staunen.

Dass sie nun die Hauptrolle in einem Musical-Film übernimmt, wirkt wie der nächste logische Schritt in Engels TV-Karriere – auch wenn es keine 90 Minuten gebraucht hätte, um das Happy End zu erahnen, aus dem Sat.1 schon im Titel keinen Hehl macht. "Die Tänzerin und der Gangster" nennt sich der von ITV Studios Germany produzierte Streifen, den der Sender sicherheitshalber noch mit der Allerwelts-Unterzeile "Liebe auf Umwegen" versehen hat.

Rolle auf den Leib geschrieben 

Sarah Engels spielt darin die junge Mutter Toni, die von der großen Karriere als Musicaldarstellerin träumt. Doch die Leichtigkeit, die sie einst auszeichnete, ist ihr nach dem Tod ihres Mannes Ben abhanden gekommen. Und so arbeitet Toni nun also in einer Bar und kümmert sich daneben um ihre aufmüpfige Tochter Matti (Yuna Bennett). Sie und Tonis beste Freundin (Karmela Shako) wiederum leisten einige Überzeugungsarbeit, um Toni an der Teilnahme eines Castings für den Platz im Ensemble eins neuen Musicals zu begeistern.

Die Tänzerin und der Gangster © Sat.1/André Kowalski Sarah Engels als Toni in "Die Tänzerin und der Gangster".

Klar, dass sie alsbald nicht nur für eine Nebenrolle verpflichtet wird, sondern sogar als die Zweitbesetzung für die arg kratzbürstige Hauptdarstellerin Claire (Anna Hofbauer) wird. Alles könnte also perfekt sein, wäre da nicht Fred (Björn Bugri), der Besitzer einer Spielhalle, dem Tonis verstorbener Mann einen Haufen Geld schuldet – das er nun von Toni zurückbekommen möchte. Da kommt Tom (Christopher Patten) ins Spiel, der sich jedoch nur auf den ersten Blick auf der Schutzengel entpuppt, für den er gehalten wird.

In diesem Spannungsfeld entwickeln sich emotionale Hochs und Tiefs, die das Publikum zu keinem Zeitpunkt überfordern; zu vorhersehbar ist die Liebesgeschichte, die Granz Henman nach einem Drehbuch von Jytte-Merle Böhrnsen inszeniert hat. Dass "Die Tänzerin und der Gangster" dennoch Unterhaltungswert besitzt, hängt wiederum vor allem an Sarah Engels, der die Figur der jungen Mutter auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Ihre erste Film-Hauptrolle meistert Engels dann auch überraschend souverän.

Dazu kommt, dass sich die Musik, die Komponist Conrad Oleak geschrieben hat, gut in die Handlung einfügt – auch wenn sich der Kitsch-Faktor dieses modernen Märchens dadurch freilich eher noch verstärkt. Gleichwohl ist es fast schon schade, dass Engels nicht noch ein, zwei Lieder mehr zum Besten geben darf. Manch hölzerner Dialog hätte gesungen sicher besser geklungen.

"Die Tänzerin und der Gangster - Liebe auf Umwegen", Montag um 20:15 Uhr, Sat.1