So viel vorneweg: Die Produktionsfirma NeueSuper hält auch bei ihrer neuen und für RTL+ hergestellten Serie "Wrong", was sie verspricht. Die Erwartungshaltungen waren nach Kritikerlieblingen wie "Hindafing", "Katakomben" oder der ungewöhnlichen Endzeit-Serie "8 Tage" durchaus hoch. Entstanden ist nun eine Mockumentary, die einerseits grundlegend ungewöhnlich ist, andererseits aber an "The Office", "jerks" und die "Hangover"-Filme erinnert.

 

Die Geschichte ist schnell erzählt. Alles spielt in und um eine Hamburger-WG, deren Bewohnerin Melisa als Influencerin nicht so viel Geld verdient, wie sie es bräuchte. Daher ist sie immer auf der Suche nach Jobs, gibt mal Nachhilfe oder hat ein TV-Team auf sich aufmerksam gemacht. Das will eigentlich nur einen Tag im Leben von ihr filmen, merkt aber schnell, dass diese WG für viel gutes Bildmaterial sorgt. Und ködert so einen WG-Bewohnenden nach dem anderen mit Verträgen für die Rundum-Begleitung in den kommenden zwölf Monaten.

Hier setzt die doppelte Ebene an: Die von Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente produzierte Serie "Wrong" besteht quasi aus den Bildern, die das fiktive TV-Team gedreht hat – so machen auch die verschiedenen Interviewpassagen, die stark an "Stromberg" erinnern, inhaltlich Sinn. Neben Melisa spielt David Helmut eine tragende Rolle in der Serie. Von ihm kam nicht nur die Idee, er stand als Regisseur letztlich selbst vor der Kamera und improvisierte mit dem Ensemble sämtliche Szenen anhand eines Drehbuchs, das nur die groben Ziele einer Sequenz festlegte. Von so genannten Skelettbüchern spricht Helmut und davon, dass alle Szenen stets ohne Probe gedreht wurden. Eine reizvolle, weil trotz zuletzt ähnlicher Projekte, weiterhin seltene Aufgabe, auch für die Darstellenden wie Melisa Dobric, Dennis Huszak, Lena Meckel, Nicolas Fethi Türksever oder Titus Kraus.

Dass Helmut und einige Darstellende aus seinem Freundeskreis in "Wrong" alle selbst mitspielen, hat derweil einen einfachen wie ungewöhnlichen Grund. Die Pilotfolge zur Mockumentary hatte der eigentlich bis dato vor allem als Werberegisseur bekannte Helmut selbst und somit auf eigene Kosten produziert – und so landete jene erste Folge auf dem Tisch von NeueSuper.

Helmut spielt in der Serie den etwas verplanten David. Der hat immer mal wieder Stress mit seiner (für WG-Verhältnisse ziemlich vernünftigen) Freundin Lena, weil David eben jemand ist, der gerne mal unüberlegte Dinge tut und die dann gerne im Drama enden. Das kann eine plötzlich nicht mehr atmende Person auf einer Party genauso sein wie Veggie-Burger, die sich als Gammelfleisch-Produkt entpuppen oder ein echt wronger Muttertagsbrunch.



Die Geschichten von "Wrong" sind oft over-the-top. Sie zielen auf maximales Chaos, quasi auf die Perfektion des Schieflaufens, ab. Das macht einerseits freilich den Reiz des Formats aus, sorgt für wirklich komische Momente, andererseits lässt sich dadurch die ein oder andere Storyline ziemlich exakt vorhersehen. Dieser Umstand verhindert, dass "Wrong" eine absolut großartige Serie ist. Es ist aber immerhin eine, die man gut und gerne und mit Spaß anschauen kann, insbesondere dann, wenn man schon Gefallen an anderen Genrevertretern gefunden hatte. Der Worst-Case blieb für Zuschauerinnen und Zuschauer blieb also immerhin aus. Der Best-Case aber auch.

"Wrong": Ab 9. März bei RTL+.