Rund 22 Jahre ist es her, dass Jörg Pilawa seine Karriere als Chef-Fragensteller des deutschen Fernsehens begann - übrigens in Sat.1. Seither hat er kein Problem damit, der Quizonkel der Nation zu sein, moderierte 2014 unter diesem Namen sogar mehrere Quizformate. Wer alles zusammenzählen will, was der 1965 in Hamburg geborene Pilawa an Quizsendungen wegmoderiert hat, der bringt seinen Taschenrechner ordentlich zum Glühen. Da wären alleine um die 1800 Episoden von "Das Quiz" im Ersten, mehr als 400 Ausgaben der "NDR Quizshow", grob 300 Mal "Quizduell", eine ähnliche Anzahl von "Die Quizshow" und eine jeweils kleinere Summe an Episoden von Formaten wie "Rette die Million", "Star Quiz" oder "Frag' doch mal die Maus".

Entsprechend ist es ebenso wenig überraschend, dass das erste Format von Jörg Pilawa nach seiner Rückkehr zu Sat.1 ein Quiz ist und dieses bei ihm in ebenso guten wie erfahrenen Händen liegt. "Quiz für Dich" ist harmloses Gute-Laune-Fernsehen, das jegliches Risiko scheut. Prominente beantworten in mehreren und durchaus kreativen Runden abwechslungsreiche Fragen und erspielen damit Geld für einen guten Zweck. Zu sehen sind neben Routinier Jörg Pilawa, der genauso durch die 110 Minuten führt, wie man es kennt und erwartet, Promis, die gemeinhin als Sympathieträgerinnen und -träger bekannt sind: Unter anderem Ralf Schmitz, Pierre M. Krause, Kati Witt oder Henry Maske in der Debütfolge, Torsten Sträter, Caro Frier, Leonard Lansink oder Jürgen von der Lippe in den darauffolgenden.

Zwischen all dem Erwartbaren überrascht in Folge eins eigentlich einzig Kandidatin Linda Zervakis wirklich positiv, mit deren Schlagfertigkeit und Humor so vielleicht nicht unbedingt zu rechnen gewesen wäre. Der gute Zweck, für den in ersten Runde gespielt wird, heißt derweil Heidi und ahnt in diesem Falle nichts von ihrem Glück. Heidi hatte sich zuletzt stark ehrenamtlich engagiert, Erlöse eines von ihr organisierten Weihnachtsmarktes etwa gingen an die Deutsche Kinderkrebshilfe, für Betroffene der Flut im Ahrtal schaffte sie Container, Öfen und anderes heran.

Überraschung verpufft

Zweifelsfrei: Sie hat Gutes verdient, rückt in der Sendung aber auch deshalb in den Hintergrund, weil sie wirklich überrascht werden soll und daher nicht im Studio, sondern auf einer privaten Party ist und "versteckt" installierte Kameras sie lediglich in bester "Big Brother"-Manier einfangen können. Hier geht das Konzept aber nicht auf: Zum einen werden Alleinstellungsmerkmal und Hauptgrund für den ganzen Rate-Spaß zwischenzeitlich fast vergessen, zum anderen müsste die Auflösung am Schluss größer sein. Sie erfolgt recht unvermittelt nach der Finalrunde und fällt sowohl in der ersten als auch in der zweiten Spielrunde mit weniger als vier Minuten Sendezeit zudem eher kurz aus.



A pro pos "Big Brother": "Quiz für Dich", das für Sat.1 von Herr P. produziert wird, kommt vom einstigen "Big Brother"-Erfinder John de Mol und heißt im Original "Deze quiz is voor jou". Anders als vor über 20 Jahren beim bahnbrechenden Container-Format beschreitet de Mols neue Idee eher ausgetretene Pfade und sorgt letztlich hauptsächlich wegen der aus Sympathieträger bekannten Mitwirkenden für angenehme, aber kaum innovative Unterhaltung. Etwas seltsam dürften aber auch de Mol unnötige und willkürlich eingestreute Clips zwischen manchen Fragerunden vorkommen, in denen beispielsweise der Begriff Veganer verballhornt wird oder ein Mann zu sehen ist, der auch seinen Katzen eine Gurken-Maske auf die Augen gelegt hat. Nach allem Erwartbaren bleiben diese Momente nämlich wirklich im Kopf: Weil sie inmitten der Quiz-Routine Cringe-Level erreicht haben. Zumindest das traf bislang auf wenige Pilawa-Quiz-Folgen zu.

"Quiz für Dich", mittwochs um 20:15 Uhr in Sat.1.