Schon Wilhelm Busch hat es gewusst: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr", schrieb er einst, und würde er heute, über 100 Jahre später, noch leben und "How to Dad" schauen, dann sähe er sich vermutlich bestätigt. In fünf halbstündigen Episoden erzählt die neue ARD-Serie von vier Vätern, die einmal wöchentlich ihre Töchter zum Ballett bringen - und im Vorraum des Studios auf das Ende des Unterrichts warten. Glücklicherweise tun sie das nicht im Stillen, sondern mit wunderbaren Dialogen und viel Situationskomik.

Die Männer, mit sichtlich großer Spielfreude dargestellt von Helgi Schmid, Patrick Güldenberg, Ugur Kaya und Vladimir Burlakov, könnten unterschiedlicher, heute würde man sagen: diverser, kaum sein. Da ist etwa der sportive Start-up-Founder Alexander, dessen Ehrgeiz so weit geht, dass er selbst heimlich Ballettstunden nimmt, um beim bevorstehenden Vater-Tochter-Tanz alle von sich zu beeindrucken. Oder Bert, der schwule Stay-at-Home-Daddy, der regelmäßig an seinen eigenen Erwartungen scheitert. Sami wiederum gibt sich nach außen als großer Macho, hat aber in Wirklichkeit ein großes Herz. Und Roman ist als Influencer so betont cool, dass man manchmal nicht sicher ist, ob nicht er in Wirklichkeit das Kind ist.

Das alles klingt reichlich klischeebeladen - und genau das ist es auch. Doch genau diese ganz verschiedenen Hintergründe sind es, mit denen die Serie durchgängig spielt, entwickelt sich doch aus den unterschiedlichen Weltanschauungen ein ums andere Mal ein sehenswerter Schlagabtausch, den Regisseur Jakob Lass gekonnt durch kurze Rückblenden unterbricht. Das hilft, so manche Prahlerei der vier Männer als übertriebenes Gehabe zu entlarven, etwa wenn es darum geht, wessen Kind schon lesen kann oder wer von ihnen am häufigsten Sex hat.

How to Dad © ARD Degeto/Bernd Schuller Tanzlehrerin Theresa (Nikeata Thompson) übt mit den Kindern Rana (Latife Genc, li.), Lily (Paula Lösching, Mitte) und Sophie-Marlen (Lilou Copeland, re.) einen Tanz ein.

"Nachdem wir uns jahrzehntelang Mütter im Fernsehen angesehen haben, dachten wir, die Väter brauchen auch mal ein bisschen Platz", erklärt Anneke Janssen, die gemeinsam mit Richard Kropf ("4 Blocks") die Bücher für die Comedyserie schrieb, deren Ursprung allerdings nicht in Deutschland liegt, sondern in Israel - so wie auch schon die sehenswerte RTL+-Serie "Unter Freunden stirbt man nicht", hinter der ebenfalls die Produktionsfirma Keshet Tresor Fiction steht. Nun also der nächste gelungene Humor-Aufschlag.

Dass "How to Dad" nicht wie ein Kammerspiel daherkommt, hängt auch mit schnellen Schitten zusammen, die der Serie zusätzliches Tempo verleihen. Dazu kommen sehenswerte Auftritte von Choreografin Nikeata Thompson und Acelya Sezer, die Samis an der Theke arbeitende Tochter Sema spielt: Beiden gelingt es, dem zwischen Alltagsrassismus und Bodyshaming ("Wenn man Vater ist und keinen Bauch hat, dann ist man kein richtiger Vater.") irrlichternden Männer-Quartett in schöner Regelmäßigkeit mit großen oder kleinen Boshaftigkeiten die Show zu stehlen.

All das ist, betrachtet man das große Ganze, vielschichtiger als man auf den ersten Blick denken mag, schließlich erlaubt "How to Dad" nicht nur einen Einblick in die Gedanken- und Lebenswelt der vier Hauptcharaktere, sondern auch in die des Publikums, dem immer wieder der Spiegel vorgehalten wird. Schon alleine das macht die neue Mediatheken-Serie zur echten Überraschung: Wer hätte gedacht, dass man im Vorraum eines Ballettstudios so viel über Menschen lernen kann? Kein Zweifel, Wilhelm Busch würde einschalten.

"How to Dad", ab sofort in der ARD-Mediathek