Wenn neue Reality-, Quiz- oder Gameshows an den Start gehen, dann wird das Fernsehen nur selten neu erfunden. Mit dem neuen Format "Baff" hat jetzt ausgerechnet der kleine Spartensender Sixx eine Programmfarbe ausfindig gemacht, die es so vermutlich noch nicht gab. "Clever kontern", so der Untertitel, ist das Konzept, das der Show zugrunde liegt – und das ist wirklich eine hübsche Idee, weil es im Leben ja doch immer wieder vorkommt, dass einem die Worte fehlen.
Sixx beschreibt die Sendung als "Schlagfertigkeits-Bootcamp für Frauen" und hat Melissa Khalaj, die auch abseits dieses Neustarts in Unterföhring aktuell hoch im Kurs steht, mit der Moderation betraut. In der ersten Ausgabe versucht sie zusammen mit der Schauspielerin Romina Langenhan und der Podcasterin Elena Gruschka der Gebrauchsanweisung für den perfekten Konter ein Stück näherzukommen.
Tipps und Tricks für den Alltag, verpackt in eine unterhaltsame Show – das zumindest hätte man gern gesehen. Leider wirkt "Baff – clever kontern" jedoch an vielen Stellen unausgereift und vor allem bemerkenswert schwach umgesetzt. Wenn etwa wilde Zusammenschnitte dazu führen, dass der Applaus des Studiopublikums knallhart abgewürgt wird, dann offenbart das handwerkliche Fehler, die den Spaß reichlich trüben. Erst recht, wenn es sich um ein Format handelt, das um 20:15 Uhr bestehen will. Aber auch der holprige Start und eine sehr uninspirierte Anmoderation ("Wetten baff, fahrt den Bagger rein!") wirken nicht, als habe man sich sonderlich viel Mühe geben wollen, dem Publikum das durchaus interessante Thema der Show schmackhaft zu machen.
Und dann sind da auch noch diese Einspielfilme, in denen Melissa Khalaj ihrem Gegenüber wahlweise im Restaurant, im Büro oder in den eigenen vier Wänden Kontra gibt. Was gut gemeint ist, erinnert jedoch in den meisten Fällen eher an eine verkorkste Sketchcomedy. In einem der Filmchen mimt Khalaj eine Single-Frau, die beim ersten Date gegrillte Babycalamari bestellt und daraufhin erst einen skeptischen Blick erntet und schließlich belehrt wird, dass sie doch gar nicht wisse, woher das Tier denn kommt. Ihre gut gemeinte Reaktion: "Aus der Küche!"
"Die Bratwurst ins Sauerkraut gesteckt?"
Immerhin, den besten Moment der Show liefert ein anderer Einspielfilm, in ein Arbeitskollege sexuelle Anspielungen macht. "Haben wir heute Nacht wieder die Bratwurst ins Sauerkraut gesteckt? Oder hat vielleicht jemand an deiner Erdbeere geknabbert?", fragt der Typ. Doch einen Konter fängt er sich damit gar nicht erst ein. Zurück im Studio, erklärt Melissa Khalaj, warum sie keinerlei Reaktion zeigte: "Ich finde, dass man nicht kontern muss. Das ist megaübergriffig und sollte sich keiner gefallen lassen." Ihr Rat: Zur Chefin gehen, melden und anzeigen.
Abseits davon bleibt "Baff" leider viel zu oft im Holper-Modus. Das gilt für die etwas angestrengten Talks ebenso wie für die eingestreuten Spielrunden, in denen Khalajs Gäste immer wieder möglichst aufgeweckt reagieren sollen. Sei es beim Studio-Horrordate oder beim Öffnen schlimmer Schwiegermutter-Geschenke. Was etwa soll man sagen, wenn ein Buch verschenkt wird, in dem es darum geht, Gelassenheit zu lernen? Romina Langenhan versucht es mit ihrer Antwort an die fiktive "Schwiemu" so: "Da werde ich auf jeden Fall immer, bevor du kommst, mal reinlesen." Und Elena Gruschkas Konter nach dem Auspacken einer Glocke, der sogenannten "Ring for Sex": "Vielleicht solltest du damit mal vor der Tür deiner Nachbarin klingeln, damit dein Mann wieder raus kommt." Die Reaktion der Schwiegermutter wäre definitiv interessant gewesen.
Nein, so richtig zünden will das Konzept zumindest zum Auftakt nicht, weil über weite Strecken hinweg der Biss fehlt. Vielleicht hätte es geholfen, "Baff" als Panel-Show umzusetzen, in der sich die Gäste gegenseitig im Kontern überbieten. So aber verliert sich die neue Sendung in einem Irrweg aus Talks, Comedy-Elementen und harmlosen Spielchen, bei denen schlicht zu wenig hängen bleibt. Wie schade.
"Baff! - clever kontern", montags um 20:15 Uhr, Sixx