"Der unfassbar schlauste Mensch der Welt" muss aus Deutschland kommen. Das zumindest legt der Titel einer neuen RTL-Quizshow nahe, die – Achtung, Achtung – vom Österreicher Hans Sigl moderiert wird. Glücklicherweise nimmt sich die Sendung, bei der es sich um die Adaption einer langjährigen und bis heute erfolgreichen Format-Idee aus Belgien handelt, nicht so ernst wie es der Name vermuten lässt.

Davon abgesehen wäre es auch ein wenig töricht, den wirklich schlausten Menschen der Welt irgendwann nach 23 Uhr zu küren. Doch genau dort, wo man es nicht vermutet hätte, hat RTL den von Fabiola produzierten Neustart programmiert – was vielleicht nicht die schlechteste Idee ist, weil auf diese Weise in den nächsten drei Wochen die Möglichkeit besteht, dass sich die Show ohne allzu großen Quotendruck einen Namen machen kann.

Ganz nebenbei bietet "Der unfassbar schlauste Mensch der Welt" allen Nachteulen noch eine neue, zu später Stunde eher ungewöhnliche Programmfarbe. Und wach zu bleiben lohnt sich durchaus, denn ermittelt wird das Superbrain nicht etwa über klassische Multiple-Choice-Fragen. Stattdessen geht’s direkt los mit Fragen ohne Antwortmöglichkeiten, bei denen es um Faktenwissen ebenso geht wie um Kurioses – oder hätten Sie gedacht, dass junge Männer lediglich vier Mal jährlich ihre Bettwäsche wechseln?

In einer späteren Runde gilt es wiederum, die häufigsten Kosenamen zu nennen, die Männern ihren Frauen geben, oder aber die richtigen Schlagworte zu Popstar Adele zu erraten. In einer "Galerie der etwas anderen Art" (Sigl) müssen später in der Show Länder erraten werden – anhand von Fotos, auf denen halbnackte Menschen bunten Unterhosen in den Farben der jeweiligen Nationalflaggen tragen. Wer genau hinsieht oder gut um die Ecke denken kann, ist in dem Spätabend-Quiz also genau richtig.

Der unfassbar schlauste Mensch der Welt © RTL / Markus Hertrich Moderator Hans Sigl (M.) mit Jana Azizi und Pierre M. Krause, die die Jury bilden.

In der Premieren-Show ist es die Schauspielerin Katharina Wackernagel, die nach fünf Runden die meisten Sekunden erspielt – um genau die, und nicht etwa um schnödes Geld, geht es in jeder der gut einstündigen Folgen, die irgendwann nach Mitternacht noch einmal besonders aufregend werden, weil das Finalspiel mit einem klugen Twist daherkommt. Hier duellieren die Zweit- und Drittplatzierten, um dem Gegner durch richtige Antworten möglichst alle der zuvor erspielten Sekunden von der Uhr klauen.

Weil während des Ratens auch die eigene Uhr abläuft, ist es zugleich wichtig zu taktieren. Was ihm zu Beate Uhse einfällt, will Hans Sigl von David Garrett wissen, der sich in der Finalrunde mit der Astronautin Suzanna Randall misst. "Deutsche. Dildo. Stop!", ruft der Geiger schließlich, nachdem es zuvor mit den bevölkerungsreichsten Städten Australiens oder dem Glöckner von Notre Dame noch etwas züchtiger zugegangen war.

Am Ende ist sind es zwei Begriffe rund um den Trabbi, die über Niederlage und Weiterkommen entscheiden: Weil Garrett eine Sekunde vor Ablauf seiner Zeit erneut die Notbremse zieht und die Uhr seiner Gegnerin knallhart auf Null umschlägt, da sie der DDR und dem Zweitakter nichts mehr hinzuzufügen weiß, ist das Spiel zugunsten des Musikers entschieden – und er darf sich in der nächsten Ausgabe einem erneuten Dreikampf mit der Tagessiegerin Kathatina Wackernagel sowie dem Komiker Thomas Hermanns herstellen.

Die gute Stunde ist schnell vorbei - was nicht nur für die neue Show spricht, sondern generell ein Plädoyer dafür ist, TV-Formate nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Doch "Der unfassbar schlauste Mensch der Welt" überzeugt nicht nur durch ein gutes Tempo, sondern auch durch originelle Spielrunden und eine launige Moderation von Hans Sigl, der einmal mehr Showmaster-Qualitäten und Selbstironie beweist. Einzig die Jury, bestehend aus Moderatorin Jana Azizi und Entertainer Pierre M. Krause, wirkt etwas unnötig, weil beide der Sendung meist nichts Nennenswertes hinzuzufügen haben. 

Den Ratespaß trübt das aber freilich nicht. Im Gegenteil, gewiss ist das Format ein schönes Betthupferl zu später Stunde - auch wenn nach insgesamt zwölf Folgen vielleicht doch nicht mit letzter Gewissheit gesagt werden kann, ob der Sieger oder die Siegerin wirklich der "unfassbar schlauste Mensch der Welt" ist.