Über eine Sendung zu sagen, dass nach genau 34 Sekunden schon mal das Skurillste überstanden ist, dürfte zunächst einmal nicht ganz so schlecht sein. Denn wer sich nicht von einem sehr ungewöhnlichen Opening mit Elena Uhlig und Dr. Johannes Wimmer hat abschrecken lassen, hat eine sehr solide und bisweilen gar wirklich interessante Premierenfolge des nächsten neuen Nachmittagsformats "Leichter leben" gesehen. Wie auch schon das bis vor Kurzem insgesamt 14 Mal getestete "Team Hirschhausen" ist diese Sendung ein Versuch, den ARD-Nachmittag im Zuge von Kosteneinsparungen und der offenbar von oberster Stelle gewünschten Einstellung der etablierten Nachmittags-Dailys auf neue Beine zu stellen. Während "Team Hirschhausen" auch gegen Ende der Teststaffel noch nicht wirklich in die Spur gefunden hatte, präsentiert sich "Leichter leben", das von Riverside Entertainment kommt, gleichwohl informierter, strukturierter und insgesamt unterhaltsamer.



Gut, über den Start muss man reden. Da begrüßen Elena Uhlig und Dr. Johannes Wimmer Zuschauerinnen und Zuschauer im Bademantel und fordern auf: "Raus aus den Klamotten". Schnell wird klar: Eingeläutet werden damit 50 gemütliche Minuten, eine gute Dreiviertelstunde für sich, für den Körper, für die Gesundheit. Stärker an diesen Themen orieniert als die Hirschhausen-Sendung ist "Leichter leben" und um ein Vielfaches informativer. Das zeigt sich direkt in den ersten 20 Minuten als etwa ein Talk mit Fernsehmoderator Harry Wijnvoord über Diabetes aufklärt (und gleichsam die sicherlich vom Boulevard gern genommene Schlagzeile liefert, das RTL-Dschungelcamp habe dem "Preis ist heiß"-Moderator das Leben gerettet, da seine Diabetes-Erkrankung im Rahmen von medizinischen Tests im Umfeld der Produktion aufgefallen war).

Auch der anschließende Cholesterin-Talk mag den ein oder anderen nützlichen Tipp mit sich gebracht haben (Haferkleie als Wundermittel beispielsweise). Wer ohnehin schon ganz tief in die Materie abgetaucht ist, dem wird kaum etwas aus der Sendung neu sein. Der Otto-Normal-Verbraucherin und dem Otto-Normal-Verbraucher dürften hingegen aber durchaus nützliche Infos entgegen flimmern.

Zum guten Gesamteindruck der Produktion tragen wesentlich auch kurz eingestreute Rubriken bei – ganz einfach, weil "Medizin oder Mythos" zum Thema Niesen schlicht unterhaltsam war und von Wimmer auch anschaulich vorgetragen wurde. Ohnehin: Dr. Johannes Wimmer trägt ganz wesentlich dazu bei, dass der ARD-Neustart gelingt. Fast noch überraschender ist, dass sich die stellenweise etwas überdrehte Elena Uhlig  gut ins Konzept einfügt und schon in Folge eins mit dem moderierenden Mediziner harmoniert. Sichtbar wird das etwa an den sehr geschmeidigen Übergängen vom Thema Ernährung zu Reiseübelkeit.

 

So bleibt also, insbesondere im Vergleich zu "Team Hirschhausen" ein positiver Eindruck einer vielleicht etwas zu vollgeladenen Sendung, die am Premierentag auch noch Tipps in Sachen Notfallmedizin und einen ausführlichen Talk rund um die Arbeit von Assistenzhunden beinhaltete. Die große Bewährungsprobe dürfte "Leichter leben" indes aber weder in dieser Folge zu bestehen gehabt haben noch wird sie bei der Produktion der weiteren 14 Ausgaben auf das Team zugekommen sein. Die Frage, ob man die Abwechslung, die guten Talkgäste, die alltagsnahen Themen auch über eine ganzjährige Produktion aufrecht erhalten kann, würde sich erst stellen, wenn die ARD sich dazu entschieden hat, auf Dauer "Leichter leben" zu wollen.

Ungeschickte Programmierung

Dann könnte es schwierig werden, weshalb sich das Format auf Strecke vielleicht sogar als Weekly leichter tun würde. Mehr vom Duo Uhlig/Wimmer zu sehen zu bekommen, wäre durchaus erfrischend, keine Frage. Da ist der Auftakt mit Lockenwickler und Bademantel direkt mehr als verziehen. Irgendwie unverzeihlich ist aber, dass sich die ARD durch ungeschickte Programmierung das Leben selbst schwer gemacht hat. Ganz davon abgesehen, dass sich "Leichter leben" nicht direkt in der Woche nach "Team Hirschhausen" anschloss, wäre es geschickt gewesen, die Riverside-Produktion als klar stärkere zuerst zu senden. So haben Uhlig und Wimmer einen schwereren Stand als nötig gewesen wäre. "Leichter leben" sieht - zumindest in diesem Punkt - anders aus.

"Leichter leben", drei Wochen lang montags bis freitags um 14:10 Uhr im Ersten.