In den vergangenen Tagen dürfte es nach unzähligen Interviews, die David Hasselhoff zum Start seiner neuesten Serie „Ze Network“ beim Streamingdienst RTL+ gegeben hat, wohl den meisten klar sein: Er sieht sich als Schauspieler, der mehr kann, als immer sich selbst zu spielen – beziehungsweise um genauer zu sein: Parodien auf sich selbst. Dabei scheint "Ze Network" in den ersten Minuten genau von dieser Bauart zu sein.

Denn die Serie beginnt für deutsche Verhältnisse erstaunlich fulminant mit einer Verfolungsjagd durch die engen Gassen Pulias, inklusive des Einsatzes diverser Gadgets – die man fast schon aus irgendeinem Bond-Film entnommen halten könnte, wenn da nicht irgendwann David Hasselhoff grinsend für einen Cameo-Auftritt in der Gegend herumstehen würde, um Wotan Wilke Möhring sein Auto zu leihen. Zum Glück erreicht die Serie dann aber doch gerade noch rechtzeitig ihre Meta-Ebene, denn die Anfangsszene ist nur ein Ausschnitt aus einem fiktiven anderen Film, über den sich Hasselhoff bei seiner Agentur beklagt, dass er es leid ist, immer nur absurde Versionen seiner selbst zu spielen. "Ich bin Schauspieler! Ich will schauspielen!" sagt er dann - ganz ähnlich also wie in den realen Interviews zu "Ze Network".

Anders als David Hasselhoff selbst glaubt seine Agentur allerdings nicht mehr so ganz an ihren einst größten Star und ist gerade dabei, ihn aufs Abstellgleis zu schieben. Statt der Agentur-Führung ist nun ein Youngster und seine eigene Tochter für Hasselhoff zuständig. Das kratzt zwar an David Hasselfhoffs Ego - sorgt aber zugleich dafür, dass nochmal ein ungewöhnliches Job-Angebot aus dem Papierkorb gekramt wird: Um sich für ernstere Rollen zu empfehlen, soll er in einem Theaterstück mitspielen - inszeniert von einem renommierten Regisseur, allerdings in Deutschland. Und nicht etwa im Osten von Berlin, wo sich Hasselhoff eigentlich wähnt, sondern "östlich von Berlin", in Görlitz.

Auf dem Weg dorthin trifft er auf seinen Co-Star Henry Hübchen, der ihm eröffnet, dass sie sich schon einmal begegnet sind - kurz vor dem Mauerfall. Damals hatte Hübchen für eine Einheit des DDR-Geheimdienstes gearbeitet, die sich "Das Netzwerk" nannte - oder wie es Henry Hübchen in radebrechendem Englisch für David Hasselhoff übersetzt: "for ze network". Und nicht nur, weil man den Serientitel sonst gar nicht verstehen kann, sei an dieser Stelle darauf verwiesen: Es lohnt sich in diesem Fall, nicht die deutsche Synchronfassung anzusehen, sondern das zweisprachige englisch-deutsche Original. Denn auch wenn die deutsche Synchronisationsarbeit in der Regel viel besser ist als ihr Ruf unter Serienfans: Bei zweisprachig gedrehten Serien, die auch damit spielen, dass Protagonisten manche Sätze durch die Sprachbarriere gar nicht verstehen können, gerät eine Synchro zwangsläufig an ihre Grenzen.

"Ze Network" war jedenfalls damals ein Netzwerk an Promis und Künstlern, die wiederum eingesetzt wurden, um Promis und Künstler der anderen Seite auszuhorchen, zu kompromittieren und anzuwerben. Und das offenbar auch mehr als 30 Jahre später noch existiert - jedenfalls schliddert David Hasselhoff unversehens mitten in eine Art Agentenverschwörung und weiß nicht nur deshalb kaum wie ihm geschieht, weil er von ständigen Bewusstseinsaussetzern geplagt wird, wodurch auch das TV-Publikum in der von Christian Alvart nicht nur erdachten, sondern auch inszenierten Geschichte immer wieder von Szene zu Szene springt und gerätselt werden darf, was davon eigentlich noch Realität sein soll und was nicht.

"Ich hab mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen – und genauer betrachtet ist das alles völliger Irrsinn", fasst David Hasselhoff irgendwann in der vierten Folge die Geschehnisse zusammen. Und da möchte man ihm nicht widersprechen. Das ändert allerdings nichts daran, dass "Ze Network" als etwas trashiger, dafür aber kurzweiliger und mit zahlreichen Skurrilitäten gespickter Snack durchaus gut wegzukucken ist. Da fehlt es weder an überraschenden Gastauftritten wie dem von Bela B. als immer wieder wie aus dem Nichts auftauchender Hotelconcierge, oder auch dem von "K.I.T.T." - noch an zahlreichen weiteren Referenzen zu Hasselhoffs früherem Leben und Schaffen. Es bleibt aber dabei, dass David Hasselhoff auch danach weiter kaum für eine andere Rolle in Frage kommen wird als solche, in denen er wieder irgendeine David-Hasselhoff-Version spielen muss. Aber zumindest hat er bewiesen, dass es auch für mehr als nur für einen kurzen Cameo-Auftritt reicht.

Alle Folgen von "Ze Network" stehen ab sofort bei RTL+ zum Abruf bereit