Prominente, die im Hauptberuf nichts mit Musik zu tun haben, stellen sich eher nicht so gerne auf eine Bühne im Fernsehen und zeigen dort, was sie gesanglich (nicht) drauf haben. Eine lobende Ausnahme ist in diesem Bereich "The Masked Singer", das aber eben auch mit dem Kniff überzeugt, die Promis hinter Kostümen zu verstecken. Vox versucht das Ganze nun ohne Kostüme: In dem von Bildergarten Entertainment produzierten "Song Clash" treten zwei Dreier-Teams gegeneinander an und singen um die Wette. Das Versprechen von Vox lautet: "Stars, die nicht aus der Musikbranche kommen und die nicht für ihren Gesang bekannt sind" singen in Duellen. Und da fängt das ganze Dilemma leider schon an. 

Denn der Spaß bei "Masked Singer" rührt eben auch daher, dass es neben einigen tollen Sängerinnen und Sängern auch viele schräge Töne gibt. Und die sucht man bei "Song Clash" vergebens. Und es wird auch schnell klar, wieso das so ist. Team eins besteht aus Tom Beck, Claire Oelkers und Annett Möller, während die zweite Gruppe Tim Oliver Schultz, Nelson Müller und Mirja Boes umfasst. Ausnahmslos alle Promis haben sehr wohl Musik- und Gesangserfahrung, auch wenn das (inzwischen) vielleicht nicht mehr ihr Hauptberuf ist oder auch nie war. 

Tom Beck hat bereits mehrere Alben als Sänger herausgebracht, Mirja Boes wurde als "Möhre" ("Das sind nicht 20 Zentimeter!") bekannt und veröffentlichte später auch unter ihrem eigenen Namen Singles, Nelson Müller stand ebenfalls schon als Sänger auf der Bühne und Claire Oelkers hat als Frontfrau mit ihrer damaligen Band den Titelsong zur ARD-Vorabendserie "Türkisch für Anfänger" beigesteuert. Apropos ARD: Für den ARD-Film "Song für Mia" steuerte Tim Oliver Schultz den Titeltrack bei. Und Annett Möller war mal Mitglied der Band Fun Factory und hat 2017 außerdem die RTL-Gesangsshow "It takes 2" gewonnen - einer Show, die wie "Song Clash" Promis zum Singen antreten ließ, obwohl sie das normalerweise nicht tun. 

Song Clash © RTL / Frank Dicks Tim Oliver Schultz, Nelson Müller, Mirja Boes treten in "Song Clash" gegen Claire Oelkers, Annett Möller und Tom Beck an. In der Mitte: Moderatorin Janin Ullmann

Das Versprechen, hier würden Promis antreten, die nichts mit Musik zu tun haben (und genau das wird suggeriert), hält einer Überprüfung der Fakten also nicht stand. Entsprechend niedrig ist die Fallhöhe. Und so kommt es dann, dass alle Promis eine mehr oder weniger solide bis gute Leistung zeigen. Und das ist ja auch alles schön und gut, aber Ecken und Kanten hätten dem neuen Vox-Format an dieser Stelle gut getan. Zumal es sehr ärgerlich ist, dass "Song Clash" auch in der zweiten Woche mit den gleichen Promi-Teams an den Start geht. Das macht nicht nur aus Sicht der Zuschauerinnen und Zuschauer gar keinen Sinn, auch Sender und Produktionsfirma berauben sich hier der Möglichkeit, etwas anderes auszuprobieren. 

Die sechs Promis treten zunächst in drei Einzelduellen gegeneinander an, ehe sie auch noch als Gruppe auf die Bühne müssen. Das Publikum im Studio entscheidet, wer die bessere Leistung gezeigt hat. An diesem Konzept gibt es wenig zu auszusetzen, zumal es das Publikum in Folge eins überraschend spannend macht. 

Zu viel Gerede, zu wenig Gesang

Dafür hapert es noch an anderen Stellen. So ist das Format auf zwei Stunden gestreckt und damit viel zu lang geworden. Was bei "Sing meinen Song" (auch produziert von Bildergarten) aufgeht, weil man einen feinen Abend in lockerer Atmosphäre beiwohnt, funktioniert bei "Song Clash" leider nicht. So gerät die Musik in der neuen Vox-Sendung zwischenzeitlich in den Hintergrund, weil vor allem viel geredet wird. Moderatorin Janin Ullmann fragt alle Kandidatinnen und Kandidaten aus und zwischendurch werden auch immer wieder Interview-Schnipsel mit den Promis eingeblendet. 

Auch die Einführung dauert zu lang, denn das Konzept ist ja eigentlich recht simpel: Promis, die normalerweise nicht singen, stehen auf der Bühne und singen gegeneinander. Hier hatte man erkennbar nicht genügend Vertrauen in das eigene Format und hat versucht, es mit bewährten Mitteln auf Mainstream zu trimmen. Dabei wäre es doch ganz schön gewesen, auch mal ein solches Format in eine Laufzeit von einer Stunde zu pressen, wo es wirklich um die Musik und den Gesang geht - und nicht darum, weshalb sich Janin Ullmann und Tom Beck mal geküsst haben. Zu allem Übel wird auch immer noch gefilmt, wie die Promis und ihre Team-Mitglieder hinter die Bühne gehen, um dort Outfit und Bühnen-Setting auszusuchen. All das böte Potenzial für Straffungen.

Möglichkeit für Veränderungen ist da

"Ich hätte nicht zugesagt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass es ansatzweise okay klingt", sagt Schauspieler Tim Oliver Schultz kurz vor seinem Auftritt und unterstreicht damit unbewusst das Problem der ganzen Sendung. Hier ist alles so sehr auf perfekt getrimmt, dass Überraschungen ausbleiben und der Spaß verloren geht. Vielleicht ist das aber auch ein Learning für deutsche TV-Macherinnen und Macher: Promis, die singen sollen, das aber gar nicht können, muss man Masken aufsetzen. 

Das alles ist sehr schade, denn "Song Clash" ist eine Eigenentwicklung von Vox und in der Theorie klingt das Konzept durchaus unterhaltsam. Bildergarten Entertainment hat im Studio auch tatsächlich eine schöne Atmosphäre geschaffen. Die Promis sitzen locker an der Bar und schauen sich die Konkurrenz an, das Publikum steht zum Teil nah an der Bühne und sorgt so für die von Vox angepriesene "Club-Atmosphäre". Dennoch überwiegen leider die Schwächen an diesem Format: Alle Promis haben ausnahmslos Gesangserfahrung, es wird viel zu viel geredet und insgesamt ist "Song Clash" zu gelang geraten. Das Positive: Eine mögliche Fortsetzung könnte ganz anders aussehen, da man an Eigenentwicklungen bekanntlich mehr schrauben kann als an Lizenz-Formaten. 

Vox zeigt zwei Ausgaben von "Song Clash" am 14. und 21. März jeweils ab 20:15 Uhr.