Eine Stärkung der ostdeutschen Perspektiven hat der MDR im Vorfeld versprochen. Nun, zum Ende der ersten "ARD-Mittagsmagazin"-Woche aus Leipzig kann dieses Versprechen als eingelöst betrachtet werden. Ein Beitrag über die Kälte in Deutschland beginnt in einem Weinberg zwischen Roßbach und Bad Kösen und endet am Blauenthaler Wasserfall im Erzgebirge. Wenig später berichtet eine Reporterin von der Tulpenernte in Sachsen-Anhalt und in einem Beitrag über die Bauernproteste steht ein Landwirt aus Niederau bei Dresden im Mittelpunkt.

Und das waren nur einige Beispiele der Sendung vom Mittwoch. Auch an den anderen Tagen der Sendewoche legt das "Mittagsmagazin" einen erkennbar starken Fokus auf den Osten, lässt einen Fleischermeister aus Burg bei Magdeburg über seine Inflationssorgen sprechen, besucht eine Produktionsstätte für Skischuhe im sächsischen Schönheide oder berichtet über den nachhaltigen Umbau eines Plattenbaus in Großräschen, einer Kleinstadt in Brandenburg. Und dann ist da noch der Reporter, der in Leipzig mehreren Passanten für die Rubrik "Ihr Standpunkt" im wahrsten Sinne des Wortes den blaue Teppich ausgerollt, um ihre Meinung zur Zukunft der Bahn zu äußern.

Versuchte der RBB unter der früheren Intendantin Patricia Schlesinger noch, das "Mittagsmagazin" als "Hauptstadtmagazin" zu positionieren, das sich durch den Standort Berlin im Vorteil sah, die wichtigsten Politikerinnen und Politiker des Landes ins Studio zu holen, so ist es nun eben der frühere Sportreporter Waldemar Hartmann, der auf dem Sofa in Leipzig über seine Erinnerungen an den verstorbenen Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer zu Besten geben darf. Dass Hartmann regelmäßig auf der konservativen Online-Plattform "Nius" sendet, die noch wenige Tage zuvor stänkerte, dass das neue "Mittagsmagazin" die Produktionskosten von ARD und ZDF angeblich "in die Höhe" treibe? Offenbar geschenkt.

Ansonsten setzt der MDR beim "Mima" auf Bewährtes: Mit einer Mischung aus aktuellen Berichten, Service-Themen und prominenten Gästen weiß die inzwischen auf fast zwei Stunden aufgeblähte Sendung in den ersten Tagen eher nicht zu überraschen. Eine Revolution war diesbezüglich aber auch nicht zu erwarten. Das gilt auch für Tino Böttcher, der neben Sportmoderatorin Mariama Jamanka noch etwas aufgeregt, aber sympathisch durch denn bunten Themen-Reigen führt.

Fraglich allerdings, ob es – bei allem Verständnis für das Bestreben, die Meinung des Publikums stärker einzubinden – auf Dauer wirklich notwendig ist, ein schlichtes QR-Code-Voting über die gesamte Sendung hinweg zu featuren, wenn am Ende doch nicht viel mehr als die Erkenntnis steht, dass 63 Prozent der Teilnehmer kein Verständnis für den GDL-Streik haben und ähnlich viele keine Lust haben, für eine längere Zeit auf tierische Produkte zu verzichten. Aber sei's drum, unterm Strich ist das Leipziger Allerlei zur Mittagszeit gelungen. Vor allem, weil der MDR den Blick auf das eigene Sendegebiet ernst nimmt. Dem Hauptprogramm kann das nur gut tun.