Fast zehn Jahre ist es her, dass sich in Sat.1 erstmals Fremde das Ja-Wort gaben. Der ganz große Aufschrei blieb schon damals aus – wohl auch, weil man sich inzwischen längst daran gewöhnt hatte, dass das Privatfernsehen seit jeher die Grenzen des Möglichen auslotete. Insofern ist auch jetzt bei "Gestrandet... in den Flitterwochen", dem jüngsten Show-Start von Sat.1, nicht zu erwarten, dass die Wellen hoch schlagen. Mal abgesehen von jenen des Indischen Ozeans, in die der Sender die frisch vermählten Paare springen lässt, nachdem diese attestierten wirklich heiraten zu wollen, auch wenn sie sich erst kurz zuvor kennenlernten.

Dass das Format, dessen Ursprung in Dänemark liegt, aus jener Schmiede kommt, aus der schon "Hochzeit auf den ersten Blick" hervorgegangen ist, ist freilich nicht sonderlich überraschend. Die Frage ist vielmehr: Hätte es eine Insel-Version des Blind-Date-Heiratsspektakels ernsthaft gebraucht? Die Antwort lautet: Eher nicht, denn "Gestrandet... in den Flitterwochen" versucht ziemlich krampfhaft, das sehr nachvollziehbare Konzept von "Hochzeit auf den ersten Blick" im wahrsten Sinne des Wortes zu verwässern. 

Anstelle irgendwelcher deutscher Dorfkirchen bildet nun also ein hölzerner Steg inmitten des Meeres die Kulisse für den Beginn des Experiments, das aus unerfindlichen Gründen mit einer Art Robinson-Crusoe-Atmosphäre verbunden wurde. Die Idee, die frisch vermählten Paare unmittelbar nach ihrem Ja-Wort für zwei Wochen auf einer komplett einsamen Insel auszusetzen, um sich "vollkommen ehrlich und ungefiltert kennenzulernen", wie es heißt, wirkt arg bemüht und erinnert frappierend an jene Formate, die Show-Erfinder den Senderbossen mit ein paar berühmten Wörtchen schmackhaft zu machen versuchen: "But there's a twist!"

"Wir sind hier, um zu überleben"

Das Problem: Der erhoffte Twist, das Kennenlernen auf ein idyllisches Eiland zu verlagern, wirkt von Beginn an konstruiert, auch wenn man den mittels eines ausgeklügelten Matching-Systems zusammengewürfelten Pärchen durchaus abnimmt, dass sie es ernst meinen mit der Suche nach der großen Liebe am Sandstrand. Aber dass es, abgesehen von einem Bett, an fast allem mangelt, was Komfort verspricht, sorgt allenfalls bedingt für Nervenkitzel.

Mag sein, dass der Fokus der von RedSeven Entertainment produzierten Show voll und ganz auf der Liebe liegen soll. Aber wenn das alte Sprichwort, wonach Liebe durch den Magen geht, nur ansatzweise zutreffen sollte, dann ist das aufgewärmte Dosenfutter mit Reis und Mais, sicher nicht gerade liebesfördernd. "Und?", fragt eine Kandidatin ihren frisch vermählten Schatz, als dieser das erste gemeinsam Abendmahl als Ehemann probiert. Seine ernüchternde Antwort: "Joa." Im Nachgang lässt er das Publikum schließlich wissen, dass das Essen "jetzt nicht so geil geschmeckt" hat und erklärt fast gleichgültig: "Wir sind ja auch hier, um zu überleben."

Ach?

Aber so ist das wohl in manchen Ehen. Manchmal geht’s einfach nur ums bloße Überleben. Dumm nur, wenn sich dieses Gefühl schon nach 24 Stunden einstellt. Vielleicht nicht die beste Voraussetzung für eine Show, in der die große Liebe erst noch gefunden werden muss.

"Gestrandet... in den Flitterwochen", mittwochs um 20:15 Uhr in Sat.1.