Spätestens am Montag geht er wieder los, der ganz normale Wahnsinn in Cannes. Einmal mehr versammelt sich die Fernsehbranche zur MIPTV – und auch wenn es streng genommen bloß um bewegte Bilder geht, so ist der Sicherheitsaufwand, den die Veranstalter betreiben, in diesem Jahr deutlich höher als gewöhnlich. Die jüngsten Terroranschläge in Paris und Brüssel gehen also auch an der MIPTV nicht spurlos vorüber.

"Die Sicherheit der Besucher hat höchste Priorität", sagte Mike Williams vom Veranstalter Reed Midem kürzlich den Kollegen von "Screen". Zu den neuen Sicherheitsvorkehrungen gehören unter anderem ein veränderter Eingangsbereich. Gleichzeitig gilt auch am Flughafen in Nizza sowie den Bahnhöfen erhöhte Wachsamkeit, auch wenn der Flughafen-Chef aktuell keine spezielle Bedrohung sieht.

Wer es bis ins Palais geschafft hat, kann sich in diesem Jahr vor allem mit digitalen Themen beschäftigen. "Digital Fronts" nennt sich eine Veranstaltungsreihe, die sich über alle Tage zieht – und unter anderem dem zum ProSiebenSat.1-Universum gehörenden Multichannel-Netzwerk Studio 71 eine Bühne bietet. Auch Endemol Shine Beyond und Vice sind am Dienstag und Mittwoch Teil des Programms. Weitere Themen, die breiten Raum einnehmen, sind die Debatten um Ultra-HD und Virtual Reality. So geht es am Mittwochnachmittag ausschließlich um VR – mitsamt einer Keynote von Ted Schilowitz, der bei 20th Century Fox die schöne Job-Bezeichnung Futurist verpasst bekam.

Bereits zwei Tage zuvor hält Guillaume de Posch, Co-CEO der RTL Group, im Grand Auditorium seine halbstündige Keynote. Dabei wird er auch auf eine neue Definition für TV zu sprechen kommen – der Begriff meint nämlich schon längst nicht mehr nur "Television", sondern nach dem Verständnis des Konzerns "Total Video". Geplant ist, dass de Posch einen Einblick in die Strategie gibt, mit der sich die RTL Group zu einer globalen Kraft der Videoproduktion wandeln möchte.

Zudem verspricht die MIPTV aber natürlich erneut einen Einblick in neue und bisweilen ungewöhnliche Formatideen. Wie gewohnt wird Virginia Mouseler, CEO von The Wit, im Rahmen der "Fresh TV"-Reihe gleich mehrfach weltweiten Fernsehtrends nachgehen. Doch nicht zuletzt der Drama-Boom dürfte auf der diesjährigen Messe eine Fortsetzung finden: An Screenings von Formaten wie "The Embassy" von Beta Film, "Intersection" von Endemol Shine International und "Cannabis" von Lagardère Studios Distribution mangelt es jedenfalls nicht.

Darüber hinaus wird es am Montag ab 18:45 Uhr erstmals die von A+E Studios produzierte Serie "Roots" zu sehen geben, die auf einem Buch von Alex Haley aus dem Jahr 1976 beruht und nur ein Jahr nach der Veröffentlichung schon einmal als Vorlage für eine TV-Serie diente. Bei "Roots" handelt es sich um ein historisches Porträt der amerikanischen Sklaverei und dem Willen einer Familie zu überleben. Man darf gespannt sein, ob die Weltpremiere hält, was die Verantwortlichen versprechen. Mit Anna Paquin hat das Ensemble aber zumindest schon mal eine waschechte Oscar-Preisträgerin zu bieten.

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