Der Datenmissbrauch bringt Facebook nun schon seit einigen Wochen in die Negativ-Schlagzeilen. So gesehen konnte man gespannt sein, ob Content-Chef Matthew Henick überhaupt nach Cannes reisen würde, um über die Bewegtbild-Strategie des in Verruf geratenen sozialen Netzwerks zu sprechen. Dass er tatsächlich kam, dürfte auch damit zusammenhängen, dass Henick erst seit wenigen Wochen für Facebook tätig ist und sein Name daher nicht mit dem Skandal in Verbindung gebracht werden kann.

Und so gab der neue Mann, den Facebook von Buzzfeed geholt hat, den anwesenden Fernsehmachern im Debussy Theater von Cannes einen halbstündigen Einblick in die Video-Pläne seines Hauses und machte dabei deutlich, dass Facebook alles mache – nur kein Fernsehen. "Das Smartphone ist kein Fernseher", betonte Henick. "Es ist ein soziales Device." Aus diesem Grund gehe es dem Unternehmen auch nicht darum, klassische TV-Inhalte zu reproduzieren.

Vielmehr wolle Facebook Wege finden, um Unterhaltungsformate mit sozialer Interaktion zu verbinden. "Social Entertainment" nennt Henick das und um zu verdeutlichen, was er meint, verwies er in seiner Keynote etwa auf die interaktive norwegische Dramaserie "Skam", das derzeit in den USA gehypte Smartphone-Quiz HQ oder "RelationShipped", ein interaktives Dating-Format, das Buzzfeed für Facebook produziert.

Auch den jüngsten Deal von Facebook mit der amerikanischen Baseball-Liga MLB, von das soziale Netzwerk einige Spiele übertragen wird, sieht der neue Content-Chef als Beispiel für Social Entertainment, weil die Zuschauer parallel dazu diskutieren können. Das sei so wie mit Freunden und anderen in eine Sportsbar zu gehen, so Henicks Argument. Neue Projekte präsentierte er bei der MIPTV in Cannes allerdings nicht, machte den Produzenten aber Hoffnung, bald zunehmend auch für Facebook Content herstellen zu können.

Interessiert sei Facebook vor allem an Non-Scripted-Formaten, weil sich diese nach seiner Ansicht besser für Interaktion eignen. Den Fokus will das Unternehmen klar auf werbefinanzierte Dienste setzen und nicht etwa auf Bezahldienste im Stile von Netflix. "Wir wollen so offen und zugänglich wie möglich sein", erklärte Matthew Hanick, schloss vereinzelten Pay-Angebote gegenüber jedoch zumindest nicht gänzlich aus.