Dieser „Tatort“ heißt „Schwanensee“, weil er oft in einem Haus an einem See spielt, auf dem sich einst ein Schwan in ein Tretboot verliebte, weil der Leichenschnibbler Boerne gerne Tschaikowsky hört und weil am Ende des Films auf dem See einen schwanengleiches Tretboot gefahren wird. Ansonsten hat der Film nichts mit der klassischen Vorlage zu tun, dafür mehr mit Vollbedienung all jener Zuschauer, die gerne dabei zuschauen, wenn sich zwei ältere Herren anfrotzeln.

Kommissar Thiel und der Pathologe Boerne tun das in diesem Film höchst ausführlich, und es sind einige sehr schöne Dialoge dabei, die klingen, wie eben erst eingefallen. Das hat was und wird vor allem die beinharten Fans vom Münster-„Tatort“ erfreuen. Es wird also wieder lustig.

Auf Spannung hofft man indes vergebens. Ganz offenbar haben sich weder die Autoren Thorsten Wettcke und Christoph Silber noch der Regisseur Andrè Erkau, der den Autoren schreiberisch zur Seite stand, wirklich für die Schaffung eines wie auch immer gearteten Krimis zuständig gefühlt. Hilflos hoppeln sie durch Klischeekulissen, die wirken wie auf einem schlechten Trip ersonnen.

Das beginnt schon bei der eigenartigen Psychoklinik, die keine sein will. Keinesfalls darf man die paar Patienten dort Patienten nennen. Das passt, weil die Gestalten, die dort dauernd durchs Bild schweben und vor bodentiefen Fenstern stehenbleiben, ausschauen wie aus dem Handbuch für verstörte Feen entsprungen. Eine dicke Frau mit Telenovela-Sucht irrt dort ziellos durch die großzügigen Glaswandzimmer mit Seeblick, dazu ein Tourette zelebrierender Griesgram, ein geistig komplett abwesender Autist, ein nervöser Klinikchef, bei dem man nicht weiß, ob er nicht doch besser Patient wäre, und dann kündigt auch noch die schöne Therapeutin und verschwindet spurlos.

Das alles rückt in den Fokus, als im großzügigen Swimmingpool eine Leiche entdeckt wird. Was erst aussieht wie Selbstmord, ist dann doch keiner, was den eigentlich in den Urlaub aufbrechenden Boerne natürlich von der Abreise abhält. In der Folge werden dann brav Indizien zusammengetragen, was sehr mühsam zu verfolgen ist, weil wie in jedem guten Kasperletheater üblich auch noch alle Figuren des Ensembles vorkommen müssen, von der überflüssigen Figur der dauerrauchenden Staatsanwältin bis hin zum taxifahrenden Kommissar-Vater. Fehlt nur noch ein richtiges Kasperle, das vorab „Seid ihr alle da“ ruft.

Das ist so zäh inszeniert, dass man sich prompt über die Gags des Odd-Couples Thiel und Boerne mehr freut als über alles andere. Man nimmt sogar hin, dass Boerne anfangs völlig albern im Tauchanzug durch seine Wohnung tapert. Das soll wohl wie Slapstick wirken, riecht aber eher nach Klamauk. Als der Fall dann noch Kreise zieht und sogar geheimdienstlich relevant wird, gerät dieser Film kurzzeitig komplett aus dem Ruder.

Dem Erfolg dürfte das nicht entgegenstehen. Mindestens 13 Millionen Zuschauer sind da drin. Letztlich ist halt völlig wurscht, wer in Münster wie starb. Hauptsache es groovt bei diesen Grumpy Old Men. Wichtig ist nur, dass Witz ist in dieser Nummernrevue. Münster wie es schwingt und lacht.