Im Rahmen einer Diskussion zum Thema International TV-Distribution wurde das klassische Output-Deal-Modell in Frage gestellt. Bei einem Output-Deal erwerben non-US-Sender große Film- und TV-Serienpakete von den großen Hollywood-Studios mit meist langen Laufzeiten und müssen alle Produktionen, ob erfolgreich oder nicht, abnehmen. Waren solche Deals früher noch ein Privileg und Zeichen für gute Verbindungen nach Hollywood, haben Diskussionen über Preise und neuerdings diverse Rechte für neue Verbreitungswege die Attraktivität von Output-Deals auch für deutsche Sender nicht gerade steigen lassen.

Und mit neuen unabhängigen Produzenten und neuen Plattformen könnten diese oftmals regelrecht diktierten Deals der Hollywood-Studios der Vergangenheit angehören. John Morayniss, CEO von Entertainment One Television: "Kleinere unabhängige Produktionsfirmen ermöglichen es den internationalen Broadcastern, flexibler und ungebundener Formate einzukaufen." Auch John Pollak von Ben Silvermans Produktionsfirma Electus International sieht es ähnlich: "Wir merken, dass die internationalen Broadcaster sehr daran interessiert sind, nur noch einzelne Formate zu kaufen und somit Output-Deals umgehen können."

Durch neue Plattformen wie Netflix, Hulu oder Amazon bekommen insbesondere kleinere Produktionsfirmen mehr Chancen, ihre Formate zu verkaufen. Caroline Kusser von SevenOne International Nordamerika schilderte ihre Erfahrungen zum Serienformat "Lillyhammer", welches ursprünglich aus Norwegen bevor Netflix an Bord kam. "Das Besondere an diesem Vertriebsmodell ist, dass wir die komplette erste Staffel mit acht Folgen auf einmal für den Konsumenten verfügbar machen konnten. Das widerspricht ja eigentlich dem Verhalten von Fernsehsendern, die Zuschauer immer wieder wöchentlich zum Einschalten zu bewegen. Aber für Netflix funktioniert es." Erfolgszahlen gibt es jedoch noch keine, da Netflix keine Daten zu den Videoabrufen veröffentlicht. Nur so viel: Binnen der ersten 24 Stunden schauten 800 Hardcore-Fans gleich alle acht Folgen am Stück. Eine Bewertung dieser Zahl fällt jedoch schwer.

John Morayniss von Entertainment One Television wagte während des Panels auch folgende Prognose zu diesem neuen Trend: "In fünf bis zehn Jahren werden alle Plattformen wie Hulu, Amazon oder Netflix standardmäßig eigenes Programm produzieren." Doch dass solche Einzelformate-Deals seine Schattenseiten haben können, zeigt das noch nicht gestartete neue Serienformat mit Charlie Sheen in der Hauptrolle. "Anger Management", welches auf FX Ende Juni in den USA seine Premiere feiern wird, wurde mit einer besonderen Auflage an sämtliche ausländische Sender verkauft, wie Produzent James Packer von der Produktionsfirma Lionsgate erklärte: "Sofern FX nach den ersten zehn Folgen entscheiden sollte, dass auf Grund guter Quoten weitere Staffeln produziert werden sollen, werden automatisch 90 weitere Folgen in Auftrag gegeben." Dies bedeute für die internationalen Broadcaster aber automatisch, dass sie ebenfalls insgesamt 100 Folgen abnehmen müssen. Kein deutscher Sender wollte das Risiko eingehen: Die Tele München Gruppe hat sich die Rechte gesichert.