Während sich das Radio über Livestreams via Internet und Podcast-Formate längst eigene Wege der Digitalisierung gesucht hat und gleichzeitig mehr oder weniger erfolgreich auch natives Digitalradio etabliert wird, bleibt FM-Radio trotz aller Anstrengungen, neuer Möglichkeiten und politisch gewollten Bemühungen die dominierende Form des Konsums - und es könnte noch viel häufiger genutzt werden.

"Die Radiosender haben in den vergangenen Jahren unermüdlich dafür gekämpft, dass der Radioempfang in Smartphones aktiviert wird", erklärte Gordon Smith, Präsident der National Association of Broadcasters (NAB), bei seiner Eröffnungsrede der NAB Show am Montagvormittag in Las Vegas. "Nahezu alle Smartphones sind hardware-seitig fähig, FM-Funksignale zu empfangen, aber nicht alle Telefone haben die Funktion aktiviert - weil es vom Hersteller oder Mobilfunk-Netzwerk so gewollt ist."

Den mehreren hundert Besuchern der Eröffnungsveranstaltung dürfte sofort klar gewesen sein, auf wen diese Einführung abzielte, denn Android-Handys sind im US-Markt in den vergangenen Jahren von allen großen Mobilfunkbetreibern für FM-Empfang freigeschaltet worden. "Wir gratulieren den großen US-Mobilfunkbetreibern Sprint, AT&T, T-Mobile und Verizon für die Freischaltung der FM-Fähigkeit in ihren Android-Smartphones", so Smith. "Die National Association of Broadcasters drängt auch Apple, seine Kunden mit dieser Funktion zu versorgen."

Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema in Las Vegas die ganz große Bühne bekommt. Das Interesse der Radiosender ist natürlich ein wirtschaftliches, aber man schwingt auch die Keule der Verantwortung. "Der ehemalige Chef der Federal Emergency Management Agency, Craig Fugate, hat festgehalten, dass die Aktivierung von FM-Radio in Smartphones - wenn alles andere fehlschlägt - sicherstellen würde, dass die Bevölkerung im Notfall Informationen über Radiowellen empfangen könnte."

Auch weil der Empfang von Radioprogrammen via FM weit weniger Akku ziehe als ein Stream über das Internet. Die neueren Modelle des iPhone von Apple haben die FM-Funktionalität bereits technisch integriert. Sie sind Teil des Chips, der auch WiFi- und Bluetooth-Verbindungen ermöglicht. Smith: "Wir hoffen, dass unsere Freunde bei Apple zuhören und endlich diese potenziell lebensrettende Technologie für ihre Kunden zur Verfügung stellen."

Es ist eine Forderung, die in Deutschland nie so laut geäußert wurde. Wohl auch, weil die Wirkung einer solchen Forderung aus Europa bei Apple noch leiser vernommen werden würde als wenn der Verband der US-Sender dies schon wiederholt und ohne Folgen anprangert. Und dann nagt der Zahn der Zeit an der Forderung: Das Notfall-Argument zieht immer noch, doch Musik-Streaming ist längst Alltag und oftmals inzwischen auch vom Datenvolumen ausgenommen.