
So gehört gehört der Lobbyverband der Produzentinnen und Produzenten zu den Organisationen, die fordern, dass mindestens 50 Prozent des Beitragsaufkommens künftig in das Programm fließen sollen. Die KEF unterscheidet bekanntlich zwischen Personal- und Programmaufwand. Im Programmaufwand stecken aber vor allem solche Kosten, die die Anstalten in den Ankauf fertiger Produktionen oder auch die Erstellung von Koproduktionen und Auftragsproduktionen stecken. Die Organisationen klammern mit ihrer Forderung ein Stück weit aus, dass die Menschen, die in den Anstalten angestellt sind, oft ebenso Programm machen.

Staatsvertragliche Regelung oder Selbstverpflichtung
Die Produktionsallianz, die sich mit der Forderung natürlich vermehrte Aufträge für ihre Mitgliedsunternehmen erhofft, schlägt der Rundfunkkommission daher vor, die Sache staatsvertraglich zu regeln, würde sich aber auch mit einer entsprechenden Selbstverpflichtung ("Auftragsvergabe vor Eigenproduktion") der Anstalten zufrieden geben. Die Produktionsallianz zielt mit ihrer Forderung vor allem auf die Bereiche Fiktion, Unterhaltung und Doku. Nachrichtliche Informationssendungen klammert man in der Forderung aus - die sollen ARD und ZDF auch künftig inhouse produzieren dürfen.
Ganz neu ist die Haltung der Produktionsallianz übrigens nicht. Sie stammt noch aus einer Zeit, in der die Öffentlich-Rechtlichen auch in der Fiktion noch viel selbst gemacht haben. Das ist mittlerweile zwar schon anders, aber auch heute noch produzieren beispielsweise der SWR oder der HR eigene "Tatorte" - mit entsprechendem Personal in den Sendern. "Das ist nicht der Kernbereich der Öffentlich-Rechtlichen, das sollte der freie Markt machen", sagt Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz, im Gespräch mit DWDL.de.
Böhning führt gegenüber DWDL.de dann auch aus, wo die Grenzen liegen. "Unabhängige Nachrichtenformate als Kernbestandteil des Programmauftrags sollen auch weiterhin durch die Anstalten selbst produziert werden. Aber das Gros der Produktionen im Bereich Doku, alle fiktionalen Stoffe und sämtliche Unterhaltungssendungen sind Marktprodukte, die zu günstigeren Preisen und zu gleicher Qualität von freien Produktionsfirmen angeboten werden können." Konkret heißt das: Nachrichtensendungen, aber auch die Politmagazine, sollen ARD und ZDF nach dem Willen der Produktionsallianz auch künftig selbst verantworten.
"Das sind Marktprodukte, die zu günstigeren Preisen und zu gleicher Qualität von freien Produktionsfirmen angeboten werden können."
Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz

"Beitrag dazu leisten, Budget zu schonen"
Kritik, die Formate könnten qualitativ leiden, weil Produktionsfirmen gewissen finanziellen Zwängen unterworfen sind, will Böhning im Gespräch mit DWDL.de nicht gelten lassen. Schon heute gebe es bei allen Produktionen, die für die öffentlich-rechtlichen Sender hergestellt werden, einen großen Redaktionsstab in den Anstalten, der die Umsetzung dieser Programme betreut. Man wolle, dass ARD und ZDF ihr Programmbudget nicht noch weiter reduzieren - und da könne die nun aufgestellte Forderung helfen. Dadurch könne man einen "Beitrag dazu leisten, Budget zu schonen". Die Rede ist von einer "Effizienzoffensive".
Weniger Mitarbeitende bei Produktionen, die dann vielleicht auch noch schlechter verdienen als in den Sendern - bei den Gewerkschaften rennt die Produktionsallianz mit ihrer Forderung wohl erst einmal keine offenen Türen ein. Und es ist auch nicht davon auszugehen, dass die Politik den Wunsch der Produzentinnen und Produzenten erfüllt - oder die Anstalten eine Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben. Die Forderung, alle inhouse produzierten Inhalte abzugeben, ist bislang weder Teil des Reformstaatsvertrags gewesen, noch öffentlich diskutiert worden. Eine Grundlage für künftige Debatten über weitere Reformen ist der Vorschlag aber allemal.