Sie sei froh, dass die Gäste es geschafft hätten, den Eingang nicht zu verwechseln, scherzte Christine Strobl. Tatsächlich hätte man auf der Hamburger Reeperbahn auch schnell die falsche Tür erwischen können – und wäre in zwielichtigen Räumen gelandet und nicht in der coolen Location, die die ARD ausgesucht hatte, um vor Journalistinnen und Journalisten einen Ausblick zu geben auf das, was der Senderverbund programmlich in seinem 75-jährigen Jubiläumsjahr geplant hat.
Viele Worte fand die Programmdirektorin am Donnerstag nicht, sondern überließ stattdessen nicht zuletzt vielen prominenten Köpfen, die das Programm prägen, die Bühne, darunter Kai Pflaume, der am 5. April eine Jubiläumsshow zum ARD-Geburtstag moderieren wird, oder Carolin Kebekus, die erklären durfte, dass die Realität so krass geworden sei, dass sie gut überlegen müsse, wie man darüber überhaupt noch Witze machen könne. Durch diese enge Taktung sah der offizielle Teil der Veranstaltung dann auch gar keine Nachfragen vor – Thilo Mischke und der Debatte über "ttt", die zwischen den Jahren hochgekocht war, konnte Strobl also geschickt aus dem Weg gehen.
Auf diese Weise standen also jene im Fokus, die im Ersten und in der Mediathek zu sehen sein werden, und nicht der Journalist, von dem man sich noch vor seiner ersten Sendung schon wieder trennte. Gekommen waren etwa Ingo Zamperoni und Jessy Wellmer, die rund um die Bundestagswahl ebenso Akzente setzen sollen wie Caren Miosga und Louis Klamroth, für den die vorgezogenen Wahl einen unerwartet stressigen Start ins Jahr bedeutet, weil er den ersten Ableger seines Talks in kürzester Zeit an den Start bringen muss. "Hart aber fair 360", so der Titel, sei "die Zuspitzung dessen, was wir bei 'Hart aber fair' machen", sagte Klamroth und brachte auch erste Fotos vom Studio mit, in dessen Mitte er mit einem Politiker sprechen wird – umrundet von 25 Menschen, "die heiß darauf sind, in die Diskussion zu gehen". "Wir entwickeln das gerade alles noch", so der Moderator, dessen erklärtes Ziel es ist, neue Diskursräume zu schaffen.
Im Fiktionalen sind die Vorläufe deutlich größer – was etwa "Babylon Berlin" zeigt. Regisseur Tom Tykwer gab ersten Einblick in die fünfte und zugleich letzte Staffel des Serien-Großprojekts, das neben dem bekannten Ensemble auch auf neue Gesichter setzt, darunter Ulrich Noethen, Devid Striesow oder Clemens Schick, der in die Rolle des Adolf Hitler schlüpfen wird. Wann "Babylon Berlin" ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. Defintiv noch 2025 wird es aber mit "Asbest", "Testo", "Oktoberfest 1905", "Ronja Räubertochter" und "Almania" weitergehen. Ergänzt wird das Serien-Portfolio unter anderem um "Hundertdreizehn" und "Mozart/Mozart".
Gleich zwei fiktionale Projekte hatte Produzent Oliver Berben im Gepäck. 15 Jahre nach Sönke Wortmanns Verfilmung von Donna Cross' Bestseller "Die Päpstin" wagt sich Constantin Film erneut an den Stoff – diesmal allerdings "auf unfassbar freche, moderne und politisch sehr inkorrekte Weise", die eine "starke Brücke zum Heute" schlage, wie Berben betonte und ankündigte, dass Jella Haase die Hauptfigur in der internationalen Produktion verkörpern wird. Ungewöhnlich soll zudem ein ganz besonderer Krimi werden: Beim "Krimi-Dinner" müssen zehn Schauspielerinnen und Schauspieler live improvisieren – ohne zu wissen, wer am Ende überhaupt überleben wird.
Im Doku-Bereich verspricht indes das von Spiegel TV produzierte Dokudrama "Stammheim – Zeit des Terror" im Frühjahr ein Höhepunkt des Fernsehjahres zu werden. Der 90-minütige Film, der am Originalschauplatz im siebten Stock der JVA Stammheim gedreht wurde, zeichnet das Leben der Gefangenen im Hochsicherheitstrakt und das Geschehen auf der öffentlichen Bühne des Gerichtssaals bis zu den Ereignissen des Deutschen Herbstes und dem Tod der Inhaftierten im Oktober 1977 nach. Eine begleitende Dokumentation von Holger Schmidt und Thomas Schneider stellt darüber hinaus nicht die Täter in den Mittelpunkt, sondern die Kinder der Opfer und ihr Leben.
Fortgesetzt wird außerdem die erfolgreiche Sport-Dokureihe "Being". Nach den Serien über Jan Ullrich und Michael Schumacher widmen sich die Macher diesmal Franziska van Almsick, die am Donnerstag ebenfalls nach Hamburg gekommen war, um das Projekt vorzustellen – und auch über ihren Gedanken berichtete, der ihr kam, als sie die Anfrage dafür erhielt: "Jetzt bist du echt alt geworden", sagte die frühere Weltklasseschwimmerin und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. In einem Jahr, das anders als 2024 nicht von den ganz großen Sportgroßereignissen geprägt sein wird, könnte es gut gelingen, mit "Being Franziska van Almsick" für Aufmerksamkeit zu sorgen. Für ein sportliches Grundrauschen wird daneben aber auch die Bundesliga sorgen, deren Rechte für die "Sportschau" die ARD jüngst erworben hatte. Sportkoordinator Axel Balkausky hatte im Zuge dessen dann auch noch eine Personalie mit nach Hamburg gebracht – die Vertragsverlängerung mit Moderatorin Esther Sedlaczek um vier Jahre.
Ungeachtet aller aktueller Debatten zeigte sich ARD-Programmdirektorin dann auch entsprechend zufrieden. "Mit großen Bildern, innovativen Formaten und multimedialen Angeboten zeigen wir im Jubiläumsjahr 2025, wie vielfältig, relevant und am Puls der Zeit unser Programm ist", sagte Christine Strobl. "75 Jahre ARD sind uns vor allem Ansporn, unsere Angebote auch in Zukunft für unser Publikum weiterzuentwickeln."