Kurz vor der Hauptversammlung in der kommenden Woche hat sich ProSiebenSat.1 jetzt zu einem Thema geäußert, das viele Aktionärinnen und Aktionäre betrifft. So haben Vorstand und Aufsichtsrat ihre begründete Stellungnahme zum offiziellen Übernahmeangebot von MFE veröffentlicht. Und diese Stellungnahme fällt wenig überraschend aus: Management und Aufsichtsgremium empfehlen den übrigen Aktionären, das Angebot der Italiener nicht anzunehmen. 

Diese Reaktion von ProSiebenSat.1 war erwartet worden. Mit PPF hatte zuletzt ja schließlich der zweite Großaktionär ein Erwerbsangebot für Aktien der Sendergruppe vorgelegt - und das ist aus finanzieller Sicht deutlich attraktiver als das von MFE (DWDL.de berichtete). Von ProSiebenSat.1 heißt es daher nun auch, dass sowohl Vorstand als auch Management zu dem Schluss kommen, dass das MFE-Angebot aus "finanzieller Sicht nicht angemessen" sei und nicht die erwartete künftige Wertentwicklung reflektiere. Unterstreichen kann man das mit Einschätzungen von Morgan Stanley und Goldman Sachs, die zum gleichen Ergebnis kommen. 

"Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen die von MFE beabsichtigte Unterstützung bei der Umsetzung der Strategie von ProSiebenSat.1 und befürworten Kooperationen im Kerngeschäft Entertainment", heißt es noch in einer von ProSiebenSat.1 am Donnerstag verschickten Pressemitteilung. Das ist eine interessante Formulierung: MFE hatte ProSiebenSat.1 in den vergangenen Jahren immer wieder vor sich hergetrieben und darauf gedrängt, Beteiligungen, die nicht zum Unterhaltungsgeschäft gehören, loszuwerden. 

MFE hatte 4,48 Euro in bar pro ProSiebenSat.1-Aktie geboten, darüber hinaus will man eigene Aktien ausgeben. Rechnerisch zahlt man so 5,75 Euro pro Aktie, das entspricht dem gesetzlichen Mindestpreis. Das Angebot von PPF liegt bei bar 7 Euro - und genau auf dieses Niveau schoss die Aktie auch nach der Mitteilung der Tschechen. Wer also verkaufen will, nimmt wohl ohnehin eher das Angebot von PPF an.

MFE hatte sich bei seinem Angebot aber abgesichert. Ein Deal mit einem bestehenden Aktionär von ProSiebenSat.1 stellt sicher, dass man im Anschluss an den gesamten Prozess in jedem Fall die Schwelle von 30 Prozent knackt (DWDL.de berichtete). PPF ist derzeit über Aktien und Finanzinstrumente mit knapp 15 Prozent an ProSiebenSat.1 beteiligt, diesen Anteil wollen die Tschechen bis auf 29,99 Prozent aufstocken - danach wäre auch für sie ein Übernahmeangebot fällig. 

MFE hatte bereits klargestellt, mit dem freiwilligen Übernahmeangebot keine vollständige Übernahme anzustreben. Den Italienern geht es vor allem darum, ihre Anteile langsam auszubauen. Das Übernahmeangebot hat außerdem einen weiteren Vorteil: In Zukunft kann MFE flexibler als bislang weitere Anteile am Unternehmen erwerben, etwa über den freien Markt. Ein weiteres Übernahmeangebot an alle Aktionärinnen und Aktionäre mit den einzuhaltenden Fristen ist dann nicht mehr notwendig. 

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