Ziemlich schwer sei der Preis, stellte Philipp Käßbohrer fest. Der Transport dürfte sich als Herausforderung erweisen, ist der Produzent doch mit dem Fahrrad angereist, wie er sagt. Immerhin, weit hat es Käßbohrer nicht: Den "German TV Disruptor Award", den der US-Branchendienst "Deadline" verleiht, nahm er bei der Seriencamp Conference im Kölner Stadtteil Ehrenfeld entgegen, nicht allzu weit entfernt vom Sitz der bildundtonfabrik – jener Firma also, die Käßbohrer vor vielen Jahren zusammen mit Matthias Murmann gründete.

Bevor er den Preis in den Händen hielt, gewährte Käßbohrer im Gespräch mit "Deadline"-Journalist Stewart Clarke allerdings zunächst einen Einblick in seine Arbeit, allen voran in die Entstehungsgeschichte der Netflix-Erfolgsserie "How to see drugs online (fast)", die es inzwischen auf vier Staffeln brachte. Dass die btf heute überhaupt im Fiktionalen angekommen ist, führt Käßbohrer nicht zuletzt auf den US-Streamingdienst zurück, wo man nach ungewöhnlichen Stoffen suchte, um sich von der Konkurrenz abzuheben. "Netflix ging zusammen mit uns ins Ungewisse und half uns dabei, unsere Angst zu verlieren", erinnert sich der Produzent.

Während der Kontakt zu Netflix damals noch ausschließlich über Los Angeles lief, hatten hiesige Fernsehmacher die btf schnell in eine Schublade gesteckt. Mit "wenig Geld, aber viel Freiheit" produzierte man für den damaligen Spartensender ZDF Kultur die Talkshow "Roche und Böhmermann". "Und plötzlich waren wir in der Schublade der Shiny-Floor-TV-Comedy-Show-Produzenten", so Philipp Käßbohrer.

Dass die btf bis heute unabängig ist, obwohl inzwischen rund 150 Menschen für die Firma arbeiten, sieht Käßbohrer als Vorteil. Das helfe, um schnelle Entscheidungen zu treffen, ganz ohne Reportings an andere liefern zu müssen. Gleichwohl betonte er, einen "großen Druck" zu spüren, "wie unabhängig wir wirklich sind", schließlich sei man in einem Markt unterwegs, in dem viele Auftraggeber die Budgets reduzierten und die Öffentlich-Rechtlichen viele Aufträge lieber an ihrer eigenen Tochterfirmen vergeben.

Und doch wirkt Philipp Käßbohrer an diesem Vormittag in Ehrenfeld zufrieden – und hat die Zukunft längst im Blick. Mit künstlicher Intelligenz experimentiere die btf bereits viel, "weil wir wissen, dass das ein großer Teil unserer künftigen Arbeit sein wird", sagte er. Nur beim Transport des Disruptor Awards wird ausnahmsweise auch die KI nicht helfen können.