Weltweit befindet sich der Broadcast- und Streaming-Markt im Umbruch. Gerade erst hat Warner Bros. Discovery eine Aufspaltung angekündigt, so trennt man das klassische TV-Geschäft von den Bereichen Streaming und Studio (DWDL.de berichtete). Der US-Riese folgte damit einem Schritt der Konkurrenz, denn schon vor Monaten hatte NBCUniversal angekündigt, fast all seine Kabelsender in ein eigenes Unternehmen auslagern zu wollen.
Und bei ProSiebenSat.1? Dort geht man jetzt den umgekehrten Weg.
Die Streamingplattform Joyn wird demnächst mit der Seven.One Entertainment Group (SOEG) verschmolzen, hier hat man bislang alle Senderaktivitäten gebündelt. Joyn agiert aktuell noch als eigenständige GmbH unter dem Dach der SOEG. Damit ist künftig Schluss, das ist schon seit der Hauptversammlung Ende Mai klar, als die Aktionärinnen und Aktionäre einem Beherrschungsvertrag zwischen Joyn und und der ProSiebenSat.1 Media SE zustimmten.
Nun muss die eigentliche Verschmelzung von Joyn und SOEG noch von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen werden. Um den Umbau rückwirkend zum 1. Januar 2025 steuerlich wirksam werden zu lassen, muss die Verschmelzung bis Ende August beim Notar eingereicht werden. Das plant man in Unterföhring aktuell fix.
Und auch der genaue Prozess der Zusammenlegung ist spannend, so wird die heutige Seven.One Entertainment Group auf die Joyn GmbH verschmolzen - die wird dann aber in Seven.One Entertainment Group umbenannt. In der Außendarstellung ändert sich also wohl wenig bis gar nichts. Weil das verschmolzene Unternehmen rechtlich gesehen jedoch die alte Joyn GmbH ist, agiert man künftig unter der heutigen Steuernummer der Joyn GmbH, das wird intern zu einigen kleineren Anpassungen führen.
Durch die Zusammenlegung von Joyn und SOEG soll die Streamingplattform gestärkt werden und weiter in den Mittelpunkt der Aktivitäten rücken, außerdem erhofft man sich in Unterföhring steuerliche Vorteile. Zudem können die Verluste, die Joyn aktuell noch anhäuft, durch die neue Struktur mit den Gewinnen des klassischen TV-Gewinns verrechnet werden.
Spannend in jedem Fall, dass ProSiebenSat.1 hier eine gänzlich andere Strategie fährt als beispielsweise Warner Bros. Discovery oder auch NBCUniversal. Die Fälle sind aber ohnehin nur bedingt miteinander zu vergleichen. WBD plant etwa zwei eigenständige börsennotierte Unternehmen - so viel Eigenständigkeit hatte die Joyn GmbH als 100 prozentige SOEG-Tochter bislang nicht. RTL+ gehört übrigens zu RTL interactive, seinerseits ein Tochterunternehmen von RTL Deutschland.
Hinweis (20:30 Uhr): In einer ersten Version dieses Textes hatten wir auf Basis der Bestätigung von ProSiebenSat.1 geschrieben, dass die Verschmelzung bereits zum 1. Juli durchgeführt wird. Das ist nicht der Fall, wir haben den Artikel entsprechend angepasst.