Keine Überraschung in Bonn: Der Rundfunkrat der Deutschen Welle (DW) hat am Freitag wie erwartet Barbara Massing im ersten Wahlgang zur neuen Intendantin gewählt. Sie tritt damit am 1. Oktober dieses Jahres die Nachfolger von Peter Limbourg an, der sich bereits vor einiger Zeit dazu entschieden hatte, für keine weitere Amtszeit mehr zu kandidieren. Limbourg stand insgesamt zwölf Jahre lang an der Spitze der DW, mit Barbara Massing wird nun erstmals eine Frau den deutschen Auslandssender leiten.
Barbara Massing kennt den Sender gut, steht sie doch schon seit vielen Jahren in den Diensten der DW. Seit mehr als zehn Jahren ist sie Managing Director Business Administration, also Verwaltungsdirektorin. Ihre Amtszeit als Intendantin beträgt sechs Jahre, Massing wird also mindestens bis ins Jahr 2031 die Geschicke der Deutschen Welle führen.
Weil Massing die einzige Kandidatin war, die von der eingesetzten Findungskommission zur Wahl vorgeschlagen wurde, ist davon ausgegangen worden, dass sie auch gewählt wird. Der Findungskommission gehörten sieben Mitglieder des 17-köpfigen Rundfunkrates an. Ulrich Silberbach, Vorsitzender des Verwaltungsrats, stand der Kommission beratend zur Seite. Auch auf Seiten der Politik wurde Massing unterstützt. Sie schaffte die Wahl im ersten Durchgang, in dem zwei Drittel der Mitglieder für sie stimmen mussten. Nach zwei erfolglosen Wahlgängen hätte auch die einfache Mehrheit gereicht, dazu ist es am Freitag aber gar nicht erst gekommen.
"Ich danke dem Rundfunkrat für das Vertrauen und die Chance, gemeinsam mit den Mitarbeitenden als Intendantin die Zukunft der DW zu gestalten", sagte Barbara Massing im Anschluss an die erfolgte Wahl. "Faktenbasierte, vertrauenswürdige Informationen sind unser höchstes Gut. Dies gilt in Zeiten von KI-manipulierten Inhalten und Desinformation mehr denn je. Regionalisierung, Digitalisierung und eine lebendige, inklusive Unternehmenskultur werden wichtige Leitplanken unseres gemeinsamen Weges sein."
"Faktenbasierte, vertrauenswürdige Informationen sind unser höchstes Gut. Dies gilt in Zeiten von KI-manipulierten Inhalten und Desinformation mehr denn je. Regionalisierung, Digitalisierung und eine lebendige, inklusive Unternehmenskultur werden wichtige Leitplanken unseres gemeinsamen Weges sein."
Barbara Massing, künftige DW-Intendantin
Dr. Karl Jüsten, Vorsitzender des Rundfunkrates und der Findungskommission, erklärte: "Ich freue mich sehr, dass wir mit Barbara Massing eine Intendantin gewinnen konnten, die nicht nur über herausragende Führungskompetenz und journalistische Erfahrung verfügt, sondern auch die strategische Weitsicht mitbringt, die Deutsche Welle in einer herausfordernden globalen Medienlandschaft zukunftssicher aufzustellen. Sie genießt ein hohes Ansehen im Verbund der ARD-Anstalten und ist bestens vernetzt. Bereits als Verwaltungsdirektorin hat sie maßgeblich dazu beigetragen, das Programmangebot der DW auszubauen und die Organisation effizienter und moderner aufzustellen. Gerade in Zeiten weltweiter Angriffe auf Presse und Meinungsfreiheit ist sie genau die Richtige, um die Deutsche Welle, die als verlässliche und unabhängige Informationsanbieterin international geschätzt und dringend gebraucht wird, als Stimme der Freiheit und Demokratie weiterzuentwickeln."
Und Dr. Achim Dercks, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats, sagte: "Barbara Massing war als Verwaltungsdirektorin maßgeblich daran beteiligt, dass die finanzielle Stabilisierung und der erfolgreiche Aus- und Umbau der DW die letzten Jahre gelungen ist. Gemeinsam mit Frau Massing werden wir uns als Verwaltungsrat weiterhin dafür einsetzen, dass die DW in diesen geopolitisch herausfordernden Zeiten ausreichend gestärkt wird. Denn die DW muss eine relevante Stimme in der Welt bleiben und Menschen mit freien Informationen versorgen."
Neuer Auftrag und mehr Kooperationen?
Die Deutsche Welle steht derweil vor einigen Herausforderungen. Wie DWDL.de aus Regierungskreisen erfahren hat, könnte der Auftrag des deutschen Auslandssenders konkretisiert und beispielsweise die Zielregionen genauer benannt werden. Darüber hinaus soll die Deutsche Welle verstärkt auch die Lücken füllen, die US-Sender hinterlassen, weil sie von Donald Trump kaputtgespart werden. Gelingen soll das unter anderem auch mit verstärkten Kooperationen mit anderen, europäischen Auslandssendern. Es werde darum gehen, die Deutsche Welle als Stimme der Freiheit aufrechtzuerhalten und sie gleichzeitig effektiver aufzustellen, heißt es aus Regierungskreisen.
Während es Peter Limbourg gelungen ist, das Budget der Deutschen Welle in den vergangenen Jahren fast sukzessive zu steigern, dürfte das vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage künftig nicht mehr ganz so einfach möglich sein. Zuletzt lag der Etat der Deutschen Welle bei rund 410 Millionen Euro. Die zerbrochene Ampel-Regierung hatte in einem früheren Haushaltsentwurf für 2025 eigentlich noch zusätzliche rund 15 Millionen Euro für die DW vorgesehen. Ob es tatsächlich so kommt, muss sich erst noch zeigen. Schon Mitte der kommenden Woche dürfte hier mehr Klarheit herrschen, wenn das Kabinett den zweiten Regierungsentwurf für den Haushalt 2025 präsentiert.