Vor wenigen Wochen ist die Neuaufstellung abgeschlossen gewesen, seit April dieses Jahres agiert Axel Springer als privates Medienunternehmen in Familienbesitz. Haupteigentümer sind Friede Springer und der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, zusammen halten die beiden 95 Prozent der Anteile. Die anderen Geschäftsbereiche, wie etwa die Online-Jobbörse Stepstone, wurden damals vom Medienbereich abgetrennt, sie liegen inzwischen unter der Führung von Investoren, darunter auch KKR.
Nun hat Springer erstmals seit der Neuaufstellung mehr als 100 Führungskräfte zu einem Strategietreffen in Berlin versammelt und dort seine neue Unternehmensstrategie vorgestellt. Im Zentrum standen dabei der Ausbau von KI-basiertem Journalismus, der Ausbau der Media-Marketing-Plattformen und die Erschließung neuer Wachstumsfelder. Mathias Döpfner kündigte selbstbewusst an, dass man den Unternehmenswert des Verlags innerhalb von fünf Jahren verdoppeln will.
Der Springer-CEO betonte bei dem Treffen die Notwendigkeit, Künstliche Intelligenz in allen Bereichen der Arbeit einzusetzen. Er verglich die technologische Revolution zudem mit der Transformation von analogen Produkten zu digitalem Journalismus. "Digital ist das neue Print. KI ist das neue Digital. Die Aufgabe bleibt dieselbe – aber das Tempo ist exponentiell höher. Es geht nicht um KI gegen menschliche Intelligenz (HI), sondern um KI mit HI. KI und HI. Es ist kein Entweder-oder. Es ist beides." Springer will nun führender Anbieter von KI-basiertem Journalismus werden.
Mathias Döpfner: "Journalismus ist und bleibt unser Kern. Doch das Geschäftsmodell, das allein auf Klicks und Werbung basiert, ist überholt. Wir setzen auf tiefe und langfristige Beziehungen zu unseren Nutzerinnen und Nutzern." Statt Plattformabhängigkeit wolle Axel Springer die direkten Zugriffe auf seinen Journalismus erhöhen. Inhalte würden künftig gleichermaßen in Audio und Video verfügbar sein. Künstliche Intelligenz werde dabei helfen. Döpfner: "Direkter Traffic ist der Beweis dafür, dass sich Nutzerinnen und Nutzer bewusst für Axel Springer entscheiden. Abhängigkeit von Suche und Social ist eine Schwäche. Die eigene Nutzerschaft zu besitzen ist eine Stärke."
Mathias Döpfner auf der Suche nach Gold
Den Bereich Media Marketing, zu dem heute die Marken Bonial, Idealo und Awin gehören, bezeichnet Mathias Döpfner als "wirtschaftliches Rückgrat", dessen Potenziale man weiter ausbauen wolle. "Das Beste für diese E-Commerce-getriebenen Medienunternehmen steht noch bevor", sagt der Springer-Chef. Und dann will Springer neben den beiden Säulen Journalismus und Media Marketing auch noch einen dritten starken Bereich aufbauen, um sein Geschäft zu diversifizieren. Hier ist ist die Richtung, in die es geht, bislang aber noch ziemlich unklar. Döpfner spricht von einem "margenstarken, hyper-wachsenden Geschäftsfeld", das man aufbauen müsse. Döpfner: "Wir müssen neues Gold finden. So wie wir es vor anderthalb Jahrzehnten mit digitalen Classifieds getan haben. Es sollte mit unseren Kernkompetenzen zu tun haben: Inhalte. Abonnement. Werbung. Massenmärkte. Technologie."
Fernab von konkreten unternehmerischen Entwicklungen und Strategien geht es für Axel Springer nach eigenen Angaben auch darum, verloren gegangenes Vertrauen in den Journalismus zurückzugewinnen. Das setze Transparenz voraus. Im Zuge dessen hat man nun auch noch einmal sein Wertegerüst leicht angepasst.
Folgende Grundsätze hat Axel Springer formuliert:
- Wir treten ein für Freiheit, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
- Wir unterstützen das Existenzrecht des Staates Israels und lehnen alle Formen von Antisemitismus ab.
- Wir befürworten das transatlantische Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa.
- Wir vertreten die Prinzipien der freien Marktwirtschaft.
- Wir lehnen politischen und religiösen Extremismus und jede Form von Diskriminierung ab.
Die journalistische Unabhängigkeit soll durch diese Grundsätze nicht eingeschränkt werden - im Gegenteil. Vielmehr will man so dazu beitragen, die Unabhängigkeit zu schützen. "Deshalb halten wir es für transparent und ehrlich – und glauben, dass es Vertrauen schafft – wenn man seine fundamentalen Kernwerte offenlegt."